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Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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standen verstreut im Raum herum, bis sie in einer Ecke vor dem Billardtisch und den Dartscheiben endeten und in der anderen vor dem großen Fernsehschirm. Es lief ein Spiel der Tiger, aber wegen irgendwelchem Scheißgedudel aus der Jukebox konnte man kein Wort verstehen. Ein Knabe, der vielleicht fünfzehn Jahre alt sein mochte, beugte sich über sie und suchte weitere scheußliche Scheißmusik heraus, um uns alle damit zu unterhalten. Ein guter Grund, um Jackies Kneipe zu vermissen.
    Die Kellnerin brachte ein Bier und ein Glas. Ich bestellte einen Cheeseburger, schüttete dann das Bier ins Glas und trank die Hälfte davon. Es war nicht schlecht, und ich hatte es weiß Gott nötig, aber es war kein kanadisches. Ein weiterer guter Grund, Jackies Kneipe zu vermissen.
    Eine ganze Weile saß ich da und wartete darauf, daß das Essen auftauchte. Ich sah mir das Spiel an und versuchte, die Musik zu ignorieren. In der Luft hing eine schwere Rauchwolke. Die Hälfte der Leute im Raum schien zur selben Zeit Zigaretten zu rauchen. Wenn es eine Nichtraucherabteilung gab, war die sicher draußen auf dem Parkplatz.
    Die Musik verstummte. Einige wohltuende Sekunden lang hörte man nichts außer dem Lachen und Schwatzen der Leute und Ernie Harwells Stimme aus dem Fernseher, der den Spielstand ansagte. Die Tiger führten tatsächlich.
    Und dann sah ich sie. Sie saß an der Theke, am entfernteren Ende des Hufeisens. Sie war allein, die Barhocker links und rechts von ihr waren leer. Sie rauchte eine Zigarette und las etwas, das vor ihr auf der Theke lag.
    Ich hatte Marias Tochter kennengelernt. Randy hatte recht. Die Verwandtschaft war nicht zu übersehen. Aber selbst ohne das …
    Hätte ich sie erkannt? Hätte ich nach einem Blick auf sie gewußt, daß dies die Frau war, die Randy suchte?
    Sie sah auf, als die Jukebox wieder einsetzte. Ich sah ihr Gesicht, dasselbe Gesicht, das Randy vor dreißig Jahren gesehen hatte. Ihr Haar war dunkel und hinter die Ohren zurückgekämmt. Ihre Augen waren dunkel, wie Randy gesagt hatte, aber noch etwas anderes lag in ihnen – etwas Ruhiges und Gelassenes, das Randy nicht hatte beschreiben können. Das mußte man selbst gesehen haben. Der Mann hinter der Theke sagte etwas zu ihr, sie lächelte und widmete sich dann wieder ihrer Lektüre.
    Ich beobachtete sie eine Zeitlang. Die Tür ging auf, und ein Mann kam herein. Stu von der Tankstelle. Er sah sich im Raum um, entdeckte mich und sah dann weg. Er ging zu einem Mann, der an der Theke saß. Ich hätte jeden Betrag gewettet, daß dieser Typ Rocky war, der Inhaber des Lokals. Mit seiner Hand auf Rockys Rücken senkte Stu den Kopf und sagte etwas zu ihm. Rocky sah zu ihm auf und brachte es dann ganz professionell zustande, sich nach mir umzusehen, ohne eigentlich hinzusehen.
    Ich beobachtete, wie Rocky sich über die Bar lehnte und etwas zum Mann an der Theke sagte. Dann sah ich, wie der zur Registrierkasse ging, die zufällig ganz in Marias Nähe war. Er sah sie nicht an, aber die Art, wie sie ihn ansah, verriet mir, daß er mit ihr sprach. Sie hörte ihm einige Sekunden lang zu und sah dann in meinen Teil des Raumes. Als sich unsere Blicke trafen, sah sie nicht weg. Für einen langen Moment starrte sie mich an. Ich starrte einfach zurück.
    Wir hatten keine Zeit, herauszufinden, wer als erster blinzeln würde, weil Rocky plötzlich vor mir stand. Er hatte ungefähr meine Größe und wohl auch mein Alter, aber offensichtlich verwendete er erheblich mehr Zeit auf die eigene Pflege. Auf seinem linken Arm sah ich einen tätowierten Anker, vom Alter ausgebleicht.
    »Hatten Sie den Cheeseburger bestellt?« fragte er.
    »Ein nettes Lokal haben Sie hier«, sagte ich.
    »Wir haben keinen Käse mehr.«
    »Kein Problem.«
    »Gehacktes haben wir auch nicht mehr.«
    »Wie steht’s mit dem Brötchen?« sagte ich. »Sind Ihnen auch die Brötchen ausgegangen?«
    »Brötchen haben wir«, sagte er. »Sie können ein Brötchen mit Ketchup drauf haben. Vielleicht machen Sie sich aber auch auf den Weg und suchen sich ein anderes Lokal zum Essen.«
    »Eins, dem der Käse und das Gehackte noch nicht ausgegangen sind?«
    »Genau. Das würde ich an Ihrer Stelle machen.« Der Mann faltete seine kräftigen Arme und sah zu mir herunter. Drüben an der Bar sah ich, wie der Mann an der Theke mich beobachtete. Stu fixierte mich von der Eingangstür aus.
    »Ich danke Ihnen für den Hinweis«, sagte ich. »Lassen Sie mich noch mein Bier austrinken, dann mache ich mich auf den

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