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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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Vertrauens zu überschreiten. Mit einer Selbstbeherrschung, die er sich nicht zugetraut hätte, küsste er sie auf die Stirn und trat zurück.
    »Es tut mir leid ...«, begann sie.
    »Das braucht es nicht, Danni«, sagte er.
    Ihre schönen Augen wurden wieder groß und rund, und sie nickte einmal kurz.
    »Ich werde das Abendessen auspacken, das Nana uns mitgegeben hat«, erklärte er, um ihr Zeit zu geben, ihre Fassung wiederzugewinnen. »Warum ziehst du in der Zwischenzeit nicht etwas Warmes an?«
    Wieder antwortete sie mit einem abrupten Nicken. »Ja. Geh nur schon unter die Dusche. Ich werde das Essen auspacken, wenn ich angezogen bin.«
    Da er spürte, wie verzweifelt sie eine Beschäftigung suchte, um sich abzulenken, gab er nach.
    »Hoffentlich habe ich dir noch heißes Wasser übrig gelassen«, sagte sie, schon auf dem Weg zu dem durch einen Vorhang abgetrennten Schlafzimmer.
    »Bestimmt, Danni. Ich dachte, ich müsste dich herausholen, um noch welches abzukriegen, aber du warst nur ein paar Minuten da drinnen.«
    Daraufhin erbleichte sie, und Sean warf einen Blick in das winzige Bad und fragte sich erneut, was ihr einen solchen Schock versetzt haben konnte. Was für Gedanken waren ihr unter der Dusche gekommen? Aber auch diesmal stellte er keine Fragen.
    Seine Dusche dauerte erheblich länger als ihre, und das heiße Wasser reichte sogar fast bis ganz zum Schluss. Wie es ihm neuerdings bei allem zu ergehen schien, war Sean fasziniert von dem Gefühl des auf seine Haut prasselnden Wassers und des Schaums in seinen Händen. Warum fühlte sich hier alles so ganz anders an? So greifbar und lebendig. Seit er an diesem Morgen erwacht war, schien ihm selbst das Atmen - oder auch nur seine bloße Existenz - schon etwas überaus Verlockendes zu sein.
    Nach dem Abtrocknen zog er saubere Boxershorts und abgetragene Jeans an, die ihm nur ein bisschen zu weit waren. Sie saßen tief auf seinen Hüften, und er musste an die Rapper denken, die sie als modisches Statement fast schon an den Oberschenkeln hängend trugen. Ein Statement, das noch viele Jahre weit entfernt von dieser Zeit und diesem Ort war. Colleen hatte mehrere Hemden eingepackt, aber die meisten waren Sean zu klein. Da nur zwei dabei waren, die ihm passten, und beide zu warm für drinnen waren, beschloss er, gar keins anzuziehen.
    Er fühlte sich wie ein neuer Mensch, als er aus dem Bad kam und Danni vor dem Feuer sitzen sah, das er angezündet hatte. Ihr goldbraunes Haar war schon fast trocken und glänzte in dem gedämpften Licht. Sie trug ein zu großes Herren-T-Shirt - das für ihn jedoch zu klein wäre - und eine Stretchhose, die in dicken weißen Socken steckte. Ihre Augen weiteten sich, als sie sich über die Schulter nach ihm umsah.
    »Hi!«, sagte er. »Hi!«
    Ihr Blick glitt von seinem Gesicht zu seiner Brust, dann langsam an ihm hinab und wieder hinauf. Sie errötete, und irgendetwas in ihm, etwas Dunkles, Männliches, knurrte förmlich vor Zufriedenheit.
    Sie aßen den von Colleen mitgeschickten kalten Imbiss und spülten danach das Geschirr ab. Dabei sprachen sie nur sehr wenig, doch zwischen ihnen lag eine Spannung in der Luft, die so real war wie der Sauerstoff in ihren Lungen und das Essen, das sie sich gegönnt hatten. Draußen war es mittlerweile völlig dunkel, aber Sean vermutete, dass es nicht später sein konnte als sieben oder acht Uhr. Er war hundemüde ... und dennoch auch sehr wachsam und ganz und gar auf die Frau bei ihm eingestellt.
    »Bist du je verheiratet gewesen, Danni?«, fragte er sie ganz unvermittelt.
    »Nein.«
    »Und wieso nicht, glaubst du? Sind die Männer in Arizona alle blind und dumm?«
    Ihr Lächeln war angespannt und traurig. »Ich war nahe dran - zweimal.«
    »Und was geschah dann?«
    Zuerst dachte er, sie würde darauf nicht antworten. Immerhin steckte er seine Nase in Dinge, die ihn nichts angingen, und sie war ihm keine Erklärungen über sich oder ihre Vergangenheit schuldig. Trotzdem hoffte er, dass sie es ihm sagen würde. Er wollte unbedingt etwas über die anderen Männer in ihrem Leben erfahren, um sie so vielleicht aus ihrem Gedächtnis auslöschen zu können.
    »Beim ersten Mal war ich noch sehr jung. Mein ... Jack, so hieß er, lernte jemand anderen kennen.« Sie blickte auf ihre weißen Socken herab. »Er erzählte es mir allerdings nicht. Ich glaube, er hätte das mit der Heirat vielleicht sogar lieber durchgezogen, als zu dem zu stehen, was er tat, wenn ich ihn nicht dabei erwischt hätte. Das war

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