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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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Laterne abstellte und die Decke ausbreitete.
    Sie schien die Kälte gar nicht wahrzunehmen, als sie sich entkleidete und ihre Sachen ordentlich zusammenfaltete. Danni konnte jetzt wieder die grünlichen und gelben Verfärbungen auf ihrem Rücken und an ihren Rippen sehen. Sie hatte sie auch schon bei jenem ersten Mal bemerkt, als Sean sie durch die Vision geleitet hatte. Was war Fia zugestoßen? Hatte sie einen Unfall gehabt? Oder war sie hingefallen?
    Etwas tiefer, an der makellosen weißen Haut ihres Unterarms, sah Danni das rosenförmige Muttermal, das fast genauso aussah wie ihr eigenes.
    Fia wandte sich ab, und nach einem winzigen Moment des Zögerns stieg sie in den Tümpel. Ohne nachzudenken, folgte Danni ihr ins Wasser. Es war kalt, eisig kalt sogar, aber das schien Fia nicht zu stören. Frei von den Begrenzungen der Schwerkraft, schwamm und planschte sie herum wie eine Nixe. Danni beobachtete sie. Wie jung und schön ihre Mutter doch war! Verloren in dem Zauber und der geheimnisvollen Ausstrahlung dieser Fremden, die kennenzulernen sie sich so sehnlich wünschte, hörte Danni die Schritte erst, als sie fast direkt hinter ihr verhielten. Erschrocken warf sie einen Blick über die Schulter.
    Es war Niall Ballagh, der vor dem Hintergrund der schroffen Höhlenwände stand. Was machte er hier?
    Wie Sean war auch Niall ein großer Mann mit breiten Schultern, schmalen Hüften und langen Beinen. Auf der Fotografie, die Danni von ihm gesehen hatte, war er ihr nicht so groß und stark erschienen. Aber hier, in dieser so völlig anderen Umgebung, sah er ungeheuer muskulös und kraftvoll aus. Er wirkte sogar noch größer, als er war, und irgendwie beängstigend.
    In ihrem Kopf konnte Danni noch Seans zornige, gequälte Worte hören. Er hat meine Mutter umgebracht ... War er hier, um Fia das Gleiche anzutun? War sein Erscheinen in dieser Höhle die Ouvertüre zu dem letzten Akt?
    Fia hatte ihn noch nicht bemerkt, und er kam noch näher, den Blick auf ihre nackte, vom Wasser überspülte Haut geheftet, als sie immer wieder auf- und untertauchte. Erst als er den flachen Fels erreichte, hielt er inne, ließ sich neben Fias Decke und Kleidern nieder und wartete.
    Verängstigt schwamm Danni zu ihrer Mutter, um sie auf Niall aufmerksam zu machen und zu warnen. Mama, ein Mann ist hier, und er will dir etwas tun.
    Als könnte Fia ihre Tochter hören, tauchte sie auf, um Luft zu holen, und drehte sich zu Niall um, der geduldig neben dem Wasser saß. Keiner von beiden sagte etwas.
    Dann, mit langsamen, aber entschiedenen Bewegungen, schwamm Fia zum Rand des Wassers und stieg hinaus. Wieder folgte Danni ihr, ihrer Nacktheit wegen sehr befangen, obwohl sie doch wusste, dass Niall sie nicht sehen konnte. Fia schien solche Hemmungen nicht zu haben, denn sie ging geradewegs zu ihm hinüber und blieb dann vor ihm stehen. Ihr ganzer Körper war von einer Gänsehaut bedeckt, ihre Brüste hoben und senkten sich noch von der Anstrengung des Schwimmens. Das Wasser floss an ihr herab, sammelte sich in der Mulde unter ihrem Hals und rann durch das Tal zwischen ihren Brüsten und über ihre sanft gerundeten Hüften und Oberschenkel. Nialls heißer Blick hätte all diese Nässe in Dampf verwandeln müssen. Mit einer langsamen, geschmeidigen Bewegung erhob er sich, um nur einen kleinen Schritt von Fia entfernt vor ihr stehen zu bleiben.
    Ein tiefer Atemzug von ihr hätte Nialls muskulöse Brust wie eine fast unmerkliche Zärtlichkeit berührt - aber keiner der beiden regte sich. Wie gelähmt und vollkommen voneinander gefangen genommen, starrten sie sich nur schweigend an. Fias Blick glitt über Nialls Gesicht, verweilte auf seiner hohen Stirn, den von buschigen Brauen überschatteten Augen und seinem wohlgeformten Mund, und Danni glaubte in diesem langen Blick etwas wahrzunehmen, das Schmerz und Qual sehr nahe kam. Dann erschien ein verdächtiger Glanz in Fias Augen, bevor sie die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte, sie ungehindert über ihre Wangen rollten und sich mit dem Meerwasser auf ihrer Haut vermischten.
    Brennender Zorn und ein erdrückendes Gefühl der Ernüchterung angesichts dieses Verrats erfassten Danni. Am liebsten hätte sie sich auf Niall gestürzt, um ihm das Gesicht zu zerkratzen, ihn zu schlagen und zu treten und von ihrer Mutter wegzustoßen. In einem Moment schmerzlicher Klarheit begriff sie, dass die magnetische Anziehungskraft, die die beiden - nicht nur Niall - zu fesseln schien, der Anfang des Verhängnisses war.

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