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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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Weg sich um Felsen herumschlängelte und in verschiedene Richtungen verzweigte wie die Äste eines Baumes. Während sie hinüberblickten, erschien ein Junge an der Stelle, wo der Weg eine Hügelkuppe überwand. Er lachte und rannte, so schnell er konnte, als zwei andere Jungen ihn zur anderen Seite hinunterjagten. Als sie Sean und Danni plötzlich näher waren, starrte sie in das Gesicht, das ihr inzwischen so vertraut war, sah die graugrünen Augen, die dichten Wimpern und das schwarze Haar, das in der Sonne glänzte. Sie hatte Sean als Mann und als Heranwachsenden gesehen, und nun sah sie den glücklichen, unbekümmerten Knaben vor sich. Den jungen Sean. Natürlich war der Junge Sean!
    Der erwachsene Mann neben ihr versteifte sich und sog scharf die Luft ein. Dann zog er aufgeregt an Dannis Hand und versuchte sie wegzuziehen, weg von diesen Jungen. Sie spürte, dass seine Angst ihren Widerstand zu brechen drohte, gab aber nicht nach. Sie musste den Kindern folgen. Das wusste sie mit absoluter Sicherheit.
    »Wir müssen mit ihnen gehen. Beeil dich!«, sagte sie.
    Ohne Seans Proteste zu beachten, begann sie zu laufen, etwas übertrieben schnell vielleicht, und schleppte ihn trotz seines Widerstrebens mit. Sie hatte Angst, seine Hand loszulassen, Angst, dass er sich an diesem Ort, an dem nichts real war, ebenso verlieren könnte wie in ihrem Kopf, falls sich all das wirklich nur dort abspielte.
    Vor Colleens Haus blieben die drei Jungen stehen und plauderten eine Weile, dann verabschiedete sich einer von ihnen und ging weiter die Straße hinunter. Sean - oder Michael, wie er in diesem Alter noch genannt worden war - und der jüngere Knabe blieben zurück. Der Junge, der bei Michael stand, hatte dunkles Haar und eine sommersprossige Nase. Seine Augen waren von einem klaren Blau, sein Gesicht von elfenhafter Zartheit, und er hatte ein spitzes Kinn und ein bisschen zu weit abstehende Ohren.
    »Wer ist der Junge?«, fragte Danni, obwohl sie die Antwort schon zu kennen glaubte.
    Mit unbewegter Miene bestätigte Sean ihre Vermutung. »Mein kleiner Bruder.«
    Die Jungen winkten ihrem Freund zum Abschied nach, schrien einander kindische Beleidigungen zu und schnaubten vor Lachen, als sie sich endgültig trennten. Der junge Michael grinste noch, als er und sein Bruder die Eingangstür erreichten, ohne Sean und Danni zu bemerken, die nicht weit hinter ihnen waren. Danni zog den immer noch widerstrebenden Sean entschieden weiter.
    Laute, scharfe, aufgebrachte Stimmen drangen aus dem Inneren des Hauses. Eine Frau schrie einen obszönen Fluch, und gleich darauf konnte man Glas an einer Wand zerschellen hören. Sean versuchte, zurückzutreten und seine Hand von Dannis loszureißen. Sie konnte sein Entsetzen spüren und wie er darum rang, sich zu beherrschen, und in dem Moment erkannte sie, was im Begriff war zu geschehen. Dies war der Tag, an dem Seans Mutter sterben würde.
    Kalte Angst breitete sich in Dannis Magen aus, aber sie hielt Seans Hand auch weiter fest umklammert und verbarg ihre Angst vor ihm, als sie ihn langsam weiter voranzog. Mit der freien Hand berührte sie sein Gesicht und zwang ihn so, sie anzusehen.
    Seine Augen waren umwölkt von Qual, und es lag eine Verwundbarkeit in ihnen, die in solch krassem Gegensatz zu seiner Kraft und Größe stand, dass sie vorgetäuscht hätte erscheinen können, wenn da nicht die sehr reale Angst gewesen wäre, die Danni in ihm sah. Sie konnte ihn jedoch nicht loslassen, das wusste sie.
    »Wir sind aus einem bestimmten Grund hier«, erklärte sie und legte ihre Hand um die harte Linie seines Kinns. »Du weißt doch noch, was ich dir gesagt habe? Irgendjemand will hier etwas von mir.« Sie unterbrach sich für einen Moment. »Und ich glaube, das bist du, Sean.«
    Sie hatte ihn verwirrt, das war ihm deutlich anzusehen. Da aber keine noch so langatmigen Erklärungen ihm verständlicher machen würde, was sie meinte, versuchte sie es auf andere Weise. »Wir sind nicht wirklich hier, Sean - nicht so wie vorher. Wir sind nicht in eine andere Zeit zurückgekehrt, und wir werden hier auch nicht bleiben, aber wir müssen es sehen - was immer es auch ist -, bevor wir wieder gehen können.« Sie sah ihm beschwörend in die Augen und versuchte, ihn von der Wahrheit ihrer Worte zu überzeugen. »Vertrau mir einfach, Sean!«
    Endlich schienen die Worte zu ihm durchzudringen, und langsam ließ die Anspannung in seinem Gesicht, seinem Nacken und seinen Schultern nach. Schließlich nickte er und

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