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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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breitete sie sich aus, dehnte sich und spannte sich wie ein grob geflochtenes Netz aus klebrigen Fäden. Dannis Instinkt trieb sie dazu, sich zu wehren, bevor ihr Kopf sie dazu bringen konnte, die Gelegenheit zu ergreifen.
    Sean spürte es auch. Sie konnte es ihm am Gesicht ansehen, das seinen Schock und seine Überraschung widerspiegelte. Er nahm die Hand von ihrem Kinn, aber nur, damit er ihre Finger ergreifen und festhalten konnte, als die Welt auf Übelkeit erregende Weise schwankte und sich drehte. Danni erinnerte sich daran, dass Sean die Wände als eine Art Glas beschrieben hatte, das die Dinge auf der anderen Seite bis zur Unkenntlichkeit veränderte, und nun konnte sie sehen, wie es erneut geschah.
    Und dann, mit einem knirschenden Geräusch, das ihr in den Ohren dröhnte, lösten sich die Wände völlig auf.

25. Kapitel
    D anni stand wieder in dem schon vertrauten Tal im Schatten der Ruine. Direkt vor ihr war die Stelle, an der sich in der anderen Vision das Grab befunden hatte, aber jetzt war der verräterische Buckel in der Erde flach und mit Gras und wilden Blumen überwachsen. Der nach Fisch und Salz riechende Ozean tobte und brüllte und gab dem Wind eine lähmende Kälte mit. Die Schafe in der Ferne grasten unbeeindruckt davon weiter; sie bewegten sich wie ein einziges Tier in einem langsamen, wie einstudierten Tanz.
    Danni blickte auf die Hand hinunter, die ihre eigene fest umklammert hielt. Sean - barfuß, ohne Hemd und nur mit seiner Jeans bekleidet - stand neben ihr. Er war schon mit ihr hier gewesen - bei jenem ersten Mal, als er sie hierher geführt hatte. Aber diesmal war es anders. Danni runzelte die Stirn, als sie auf ihre ineinander verschränkten Hände blickte. Seans Handfläche fühlte sich herrlich warm an ihrer an. Er war echt. Real. Wie Danni war er an der Vision direkt beteiligt und nicht nur ein Bestandteil ihrer Vision. Was ein kleiner, aber bedeutungsvoller Unterschied war.
    Er schloss seine Hand noch fester um ihre und lenkte ihren Blick damit auf sein Gesicht. Er war blass, seine Augen waren groß und voller Sorge.
    »Was ist das hier?«, fragte er.
    Danni kämpfte gegen die Ungläubigkeit an, die auch sie zu übermannen drohte. »Eine Vision«, erwiderte sie leise.
    Und sie hatte sie herbeigerufen, sie mit purer Willenskraft erzeugt. Auf der Couch sitzend, ihre Arme um die Knie geschlungen, hatte sie in ihrem tiefsten Inneren die nötige Kraft gefunden und die Vision heraufbeschworen.
    Nein. Das war ein Ding der Unmöglichkeit.
    Aber das war es nicht, nur eben etwas noch nie da Gewesenes. Sie hatte das Phänomen bewirkt, war ihm gefolgt wie einem Drachen an einer Schnur, als es um sie herumgewirbelt war, und hatte es zu sich herangezogen.
    Schon wieder, scherzte eine Stimme in ihr. Doch das stimmte nicht, denn als sie Sean aus Amerika mit hierher gebracht hatte, war es keine Vision, sondern eine Zeitreise gewesen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie das bewerkstelligt hatte, aber irgendetwas in ihr drängte sie, auch dafür die Verantwortung zu übernehmen.
    »Wo sind wir?«, fragte Sean, doch Danni hätte nicht sagen können, ob sich seine Lippen wirklich bewegten oder ob sie die Frage nur in ihrem Kopf vernommen hatte. Die Vorstellung, dass er imstande sein könnte, sich auf mentaler Ebene mit ihr zu verständigen, machte Danni ganz unruhig und kribbelig.
    »Wo sind wir, Danni?«
    Als sie ihren Blick zu ihm erhob, wusste sie, dass er nicht wissen wollte, an welchem Ort sie waren, sondern in welcher Zeit sie sich befanden und was der Zweck von alldem war. Sie hatte sie hierher gebracht, und er wollte von ihr wissen, warum. Das war nur verständlich, und sie wünschte, sie könnte ihm eine Antwort darauf geben. Aber sie hatte keine, weil sie selbst nicht wusste, warum es sie an diesen Ort getrieben hatte.
    Sean nickte, als sie ihre Überlegungen beendete, und zog sie an der Hand noch näher. Es war ein seltsames Gefühl, ihn an ihrer Seite zu haben und zu wissen, dass sie nicht allein in dieser Situation war. Denn früher war sie in den Visionen doch immer allein gewesen, nicht? Schon als Kind, als sie es für Fliegen gehalten hatte, war sie da jemals nicht allein gewesen? Eine Erinnerung regte sich in den dunklen Winkeln ihres Gedächtnisses, doch bevor sie sie richtig zur Kenntnis nehmen konnte, hatte sie sich auch schon wieder verflüchtigt.
    Sie standen vor dem kurvenreichen Pfad, der von der Burgruine zu Colleens Haus hinunterführte. Von hier oben konnten sie sehen, wie der

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