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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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wusste sie, dass es freudige Überraschung war, was in seinen Augen stand. Die Freundlichkeit der Männer war ihm ebenso unverständlich wie seine eigene Verwirrung. Was mochte er all diese Jahre gedacht haben, wenn andere buchstäblich durch ihn hindurchgeblickt hatten? Hatte er es irgendwie geschafft, darüber hinwegzusehen und so zu tun, als wäre es etwas ganz Normales, ignoriert zu werden? Wenn ja, konnte er jetzt, da er mit wirklich normalem Verhalten konfrontiert wurde, nicht mehr umhin, den Unterschied zu sehen.
    »Komm! Nun komm schon, Danni!«, drängte Colleen sie. »Du wirst den Jungen wiedersehen, sobald er seinen Arbeitstag geschafft hat. Du musst zum Herrenhaus und wirst dich doch nicht gleich am ersten Tag verspäten wollen.«
    Colleen drehte sich noch einmal zu Bean um, die gehorsam hinter der Tür wartete. Wie kam es nur, dass sie Seans Großmutter so gut gehorchte? »Spring jetzt aber nicht auf meinen Möbeln rum«, sagte Colleen freundlich, und Bean zeigte ihr, dass sie verstanden hatte, indem sie sich prompt auf dem abgetretenen Flickenteppich an der Tür zusammenrollte.
    Erstaunt, wie sie war, blieb Danni gar nichts anderes übrig, als ebenfalls zu gehorchen, als Colleen sie hinausscheuchte.

13. Kapitel
    A uf dem Weg plauderte Colleen über Ballyfionúir und einige der Ballaghs und MacGrath. Sie an einem Morgen, der mehr als erstaunlich gewesen war, über Dannis eigene Familiengeschichte reden zu hören - über das Erbe, von dem sie nie etwas geahnt hatte - brachte sie fast noch mehr als alles andere ins Staunen. Sie entstammte einer alten Familie - einer uralten Familie, wenn man Colleen glauben durfte. Und alle hatten hier auf der Isle of Fennore gelebt, während Danni auf der anderen Seite der Welt gewesen war und nichts von ihrer Existenz geahnt hatte. Colleen zuzuhören half, ihre Furcht zu lindern und die quälende Sehnsucht in ihr zu beruhigen, die sie dazu drängte, umzukehren und zu Sean zu laufen.
    Doch hinter all dem Geplauder glaubte Danni auch zu spüren, dass Colleen ihr etwas vormachte. Dass sie die nette kleine Großtante spielte, während sie in Wahrheit einen ganz bestimmten Plan verfolgte. Sie führte Danni zu irgendetwas hin - zu etwas anderem als dem »Tagesjob« im Hause der MacGrath. Argwöhnisch folgte Danni ihr, wohl wissend, dass jeder Schritt derjenige sein könnte, der sie noch tiefer ins Unbekannte stürzen würde, und dass in dieser Zeit und an diesem Ort »der Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt« etwas sehr wörtlich zu Nehmendes war. Eine tickende Zeituhr hing über ihrem Kopf, die auf den Countdown eingestellt war - das Grab, das sie in ihrer Vision gesehen hatte.
    »Fia MacGrath ist allerdings nicht von hier«, berichtete Colleen Danni mit einem betrübten Kopfschütteln. »Sie soll aus der Grafschaft Cork stammen, die Gute. Und was es hier für einen Aufruhr gab, als Cáthan sie mit nach Hause brachte und erklärte, sie sei seine Frau! So manches Mädchen und seine Mutter weinten an jenem Abend ihr Kissen nass. ›Schönheit bringt den Topf nicht zum Kochen‹, trösteten sie sich untereinander. Aber Fia ist eine herzensgute Frau, und nicht einer von all denen kann bestreiten, dass sie Glück nach Fennore gebracht hat. Lebt Cáthan etwa neuerdings nicht wie ein König? Bald werden sie noch verdammte Loblieder auf ihn singen, wenn er auf der Straße an ihnen vorbeikommt.«
    »Dann ist er also reich?«
    »Oder versteht zumindest sehr gut, allen etwas vorzumachen. Vor Fia war das nämlich überhaupt nicht so. Nachdem der Alte nicht mehr war, gab es jede Menge schlechte Zeiten dort im Herrenhaus.«
    »Der Alte?«
    »Na ja, Brion MacGrath natürlich, Cáthans Vater. Er hielt die Insel allein mit seinem Willen über Wasser. Als er nicht mehr war, wurden da nicht die Steuern fällig und die Stürme schlugen zu, als hätten sie nur darauf gewartet, dass der Alte ging? Und war der arme Cáthan nicht immer gerade im Feld, wenn das Glück mal unterwegs war?«
    Colleen nickte bekräftigend vor sich hin. Da Danni allerdings nicht sicher war, worin sie ihr zustimmen sollte, schwieg sie lieber.
    »Und der Sohn der armen Mary O'Leary, der auf See hinausgerissen und eine Woche nicht gefunden wurde! Erst in Kinsale wurde er an Land gespült, der Arme. Er sah aus wie eine verdorbene Wurst, so wie er nach sieben Tagen und Nächten im Ozean aus der Haut platzte.«
    Danni verzog das Gesicht über den Vergleich. »Wie schrecklich!«
    »Ah, das war es, oh ja! Es war ein Wunder,

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