Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
Vom Netzwerk:
Gelegenheit dazu bekam.
    Ein Teil von ihr war sich der in ihr aufsteigenden Hysterie bewusst und begriff, dass es das Zurückgelassenwerden war, was sie verursachte. Im Stich gelassen, alleingelassen unter Fremden an einem unbekannten Ort - genau wie es ihr als Kind widerfahren war. Die ernüchternde Logik dessen vermochte jedoch weder ihre Ängste zu beschwichtigen noch die Enge in ihrer Brust zu lösen, die so schlimm war, dass sie nicht mehr atmen konnte.
    »Warte, Sean«, rief sie und hasste sich für die Schwäche und Beklommenheit in ihrer Stimme.
    Du bist keine fünf mehr, Danni. Und Sean war der letzte Mensch, bei dem sie sich darauf verlassen sollte, dass er sie retten würde. So straffte sie die Schultern, schob das Kinn vor - und verfluchte sich im Stillen für ihr Zittern.
    Als er ihre Stimme hörte, drehte Sean sich um. Einen Moment lang sah er sie nur an, was Dannis Furcht noch verschärfte. Er verstand es nicht - wie könnte er auch? Wie dumm von ihr zu glauben, jemand könnte verstehen, warum dieses Szenario ihre finstersten Albträume, ihre schlimmsten Ängste widerspiegelte. Sean war vermutlich froh, gehen zu können. Er würde wahrscheinlich sogar rennen, um sie loszuwerden, wenn er glaubte, damit durchzukommen.
    Stattdessen aber kam er schnell zu ihr zurück, nahm ihre Hand in die Wärme seiner und zog sie ein paar Schritte mit, hinter die Ecke des Hauses, das sie vor ihrem neugierigen Publikum verbarg.
    Den Tränen nahe, biss sich Danni auf die Lippe und starrte ihre Füße an. Du bist keine fünf mehr, du bist kein kleines Mädchen mehr, du bist kein ...
    Sanft hob Sean ihr Kinn an, sodass sie gezwungen war, ihm in die grüngrauen Augen zu blicken.
    »Wirst du nun einfach gehen?«, fragte sie, und das kurze Stocken ihrer Stimme verriet nur allzu deutlich ihre Furcht.
    »Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?«, entgegnete er leise. »Bis wir herausfinden, was passiert ist, können wir nur mitspielen. Denn was immer es auch ist, was hier vorgeht, es ist auf jeden Fall kein Traum.«
    »Das weiß ich, aber ...«
    Sie konnte nicht weiterreden - oder gar riskieren, in Tränen auszubrechen, während sie nach den passenden Worten suchte, um ihm ihre Ängste zu erklären.
    »Aber was, Danni? Was ist es dann?«
    »Ich dachte nur, wir sollten zusammenbleiben für den Fall ...« Für den Fall, dass einer von ihnen urplötzlich in die Realität zurückversetzt werden sollte. Und nicht sie es war. Oder sie es war, aber ohne Sean.
    Er schien ihre Gedanken zu erraten, denn er umfasste mit beiden Händen ihr Gesicht und küsste sie sehr zärtlich auf die Stirn.
    »Hab keine Angst«, murmelte er, und seine tiefe Stimme war wie ein Streicheln an ihrer Haut.
    »Ich habe keine Angst. Ich halte es nur für sinnvoller, wenn wir uns nicht trennen ...«
    »Damit hast du nicht ganz unrecht. Aber wenn wir uns aneinanderklammern wie Kinder bei einem Gewitter, würde das nicht Fragen aufwerfen? Fragen, auf die wir keine Antwort haben.«
    »Na und?«
    »Na und? Was ist, wenn wir den Weg zurück nicht mehr finden können? Wenn wir einige Zeit hier festsitzen? Was sollen wir tun, wenn uns hier alle für Verrückte halten? Ich habe gesehen, was den Verrückten widerfährt. Das ist nicht schön, Danni.«
    Sie machte große Augen und hätte ihn gern gefragt, wie er das meinte. Wurden Verrückte hier gefoltert oder in Asylen eingesperrt, in denen Zustände wie in Dickens' Romanen herrschten?
    »Aber was ist, wenn ...«
    »Hab keine Angst, dass ich nicht zurückkehren werde, Danni! Ich lasse dich nicht hier.«
    Dass er die Quelle ihrer Furcht so genau erkannt hatte, beunruhigte und rührte sie. Sie kam sich sehr durchschaubar und kindisch vor, als sie so voller Angst, alleingelassen zu werden, vor Sean stand.
    »Ich meine, was ich sage. Ich lasse dich nicht im Stich, Danni.« Er wartete auf eine Reaktion auf diese schlichte Feststellung, und sie nickte leicht und nicht sehr überzeugt. »Geh einfach mit Nana und tu, was sie dir sagt - es klang, als solltest du heute Böden schrubben. Was auch immer es jedoch ist, du wirst schon damit fertig werden. Es sind schließlich bloß Minuten, die vergehen, bis die Welt wieder in Ordnung kommt, nicht wahr? Und während du dort bist, erfährst du vielleicht irgendetwas, das uns helfen könnte, dieses Durcheinander etwas besser zu verstehen.«
    Er hatte recht, mit allem, was er sagte, aber es machte es nicht besser.
    »Ich werde vor dem Abendessen wieder da sein, dann können wir eine

Weitere Kostenlose Bücher