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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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deine Antwort. Als ich gerade mal neun war, tötete er meine Mutter. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, auch wenn ich dir selbst heute noch nicht sagen kann, wie es passierte. Sie bezeichneten es als Unfall. Vielleicht war es das - ich weiß es verdammt noch mal nicht. Aber wer, glaubst du, musste darunter leiden, Danni? Nicht nur er, der die Tat begangen hatte, nicht nur er. Falls meine Großmutter uns hierher gebracht hat - und ich habe wirklich keine Ahnung, ob sie es war -, dann war der Grund dafür ganz sicher nicht mein Vater.«
    Danni sah Sean in die Augen und blickte in ein Meer von aufgewühlten, widersprüchlichen Gefühlen wie Wut und Schmerz, durcheinandergeratenen Erinnerungen und verschwommenen Fakten. In diesem Tumult sah sie das Kind, das an seinen Vater glauben wollte, und sie sah auch den erwachsenen Sean, der desselben Mannes wegen sein Leben als Geist geführt hatte. Sie zerrissen ihn innerlich, diese widerstreitenden Emotionen.
    »Ich weiß nicht, was zum Teufel wir hier tun, Danni. Du glaubst, dass wir aus einem bestimmten Grund hier sind? Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich wüsste nicht, wie du und ich etwas bewirken könnten, egal, was wir auch tun. Die Vergangenheit lässt sich nicht verändern, das müsste dir doch klar sein, oder?«
    Und damit wandte er sich ab und ging.

20. Kapitel
    I n angespanntem Schweigen erreichten Sean und Danni Colleens Haus. Er hatte einen harten Zug um den Mund, seine Lippen waren zusammengekniffen, sein Gesichtsausdruck verschlossen. Nach seinen gequälten Worten, die ihr noch immer in den Ohren hallten, wagte Danni nicht, ihm noch mehr Fragen zu stellen, auch wenn ihr noch jede Menge auf der Seele brannten.
    Colleens Blick glitt neugierig zwischen ihnen hin und her, als sie die Tür öffnete und sie hereinbat, doch da ihr Seans angespannte Haltung nicht entging, verzichtete sie auf Fragen. Bean saß zu ihren Füßen und verfolgte die Vorgänge nervös. Michael blickte von seinem Teller auf und starrte Sean und Danni mit einer Mischung aus Misstrauen und Interesse an.
    »Ich kann euch am Gesicht ansehen, wie erschöpft ihr seid«, meinte Colleen. »Ich wusste, dass ihr erledigt sein würdet, wenn ihr nach Hause kämt, deshalb habe ich euch euer Abendessen eingepackt, und Michael wird euch zu eurem neuen Heim begleiten. Der gute Pater hat noch mehr Spenden für euch gesammelt, die ihr brauchen werdet, da euer Gepäck verloren ging. Ich habe die Sachen schon für euch zusammengepackt.«
    Wie gehorsame Kinder bedankten sie sich bei Colleen für ihre Mühe, und Sean hievte sich den Karton, den sie gepackt hatte, auf die Schulter und ging hinter Michael her zur Tür. Danni blieb zurück, um Bean zu rufen, aber die kleine Hündin gähnte nur und steckte mit einem betretenen Gesichtsausdruck den Kopf zwischen die Vorderpfoten.
    Colleen errötete, als sie Beans Verhalten zu erklären versuchte. »Ich fürchte, dass ich sie vielleicht ein bisschen zu sehr verwöhnt habe. Es war so schön, sie hier bei mir zu haben, dass ich gar nicht anders konnte.«
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte Danni.
    »Sicher ist sie mich morgen schon wieder leid und wird zu ihrem Frauchen zurückkehren wollen.«
    Danni nickte und versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Es kam ihr wie Verrat vor, dass Bean nicht mitgehen wollte. Niedergeschlagen folgte sie Sean hinaus.
    »Ich wusste ja, dass das kleine Biest verrückt ist«, murmelte er.
    Sie schlugen den gleichen Weg ein, den Sean am Morgen gegangen war, den schmalen Pfad, der sich am Hang entlang zum Meer hinunterschlängelte und um große Felsbrocken und duftendes Heidekraut herumführte. Im Hinuntergehen konnte Danni die Wellen gegen die felsige Küste schlagen hören und die salzige Seeluft wahrnehmen, die die Abenddämmerung mit ihrem scharfen Geruch von Fisch, Teer und Sturm durchdrang.
    Dann gabelte sich der Weg, sodass nun einer zum Strand hinunterführte und der andere parallel dazu verlief. Michael schlug den zweiten ein.
    »Der Hafen ist gleich dort unten«, sagte er zu Danni. »Dort liegt auch unser Boot. Es ist ein verdammter Schrotthaufen, wenn du die Wahrheit wissen willst, und ich wünschte nur, es würde sinken.«
    Danni verkniff sich die Frage, wie sein Vater dann etwas zu essen auf den Tisch bringen sollte. Nachdem sie Seans Geschichte gehört hatte, konnte ihr der Junge nur noch leidtun, der seinen Vater seine Mutter hatte töten sehen.
    Ein paar Minuten später zeigte Michael hinter sie und

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