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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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mit in die Tiefe gerissen hatte. Gott, wie musste es sich angefühlt haben, diesen zerklüfteten Abhang hinunter in die erbarmungslose See zu stürzen?
    Musik erregte plötzlich ihre Aufmerksamkeit, und froh, von den furchtbaren Bildern in ihrem Kopf abgelenkt zu werden, wandte Danni ihren Blick in diese Richtung. Die Musik schien von der anderen Seite des Felsbrockens zu ihrer Rechten zu kommen. Noch immer splitterfasernackt und nass, bahnte sich Danni vorsichtig einen Weg über einen scharfkantigen Felsvorsprung und bückte sich, um sich an den Kanten der Felsen festzuhalten, als sie langsam die natürliche Barriere überwand. Der Ozean besprühte sie mit eisig kaltem Wasser, und sie zitterte vor Kälte.
    Schließlich erreichte sie einen abgelegenen Strand und blieb stehen, um tief Luft zu holen. Das Lied, das sie gehört hatte, war hier lauter, und sie entdeckte nun auch eine grob in den Fels geschlagene Öffnung in der Steilwand. Einen Eingang, der von jedem anderen Winkel aus fast nicht zu sehen war. Als sie näher hinschaute, bemerkte sie noch etwas anderes. Wo das Wasser auf die zum Burgplateau hinaufführende Mauer stieß, befand sich ein nicht sehr hoher steinerner Bogen, der nur bei zurückgehender Flut zu sehen war.
    Stirnrunzelnd stieg Danni zu der schmalen Öffnung hinunter und trat hindurch.
    Die Dunkelheit hier war undurchsichtig, weich und nachgiebig wie Samt. So geräuschlos wie nur möglich ging Danni hindurch und folgte der Melodie zu einer Kaverne, in der es mal heller, mal dunkler war, je nachdem, ob die Brandung gerade eindrang und die Sonne verdeckte oder sich wieder zurückzog, um ihr Licht wieder hereinzulassen. Der Boden unter Dannis nackten Füßen bestand aus einer dicken Schicht von angeschwemmtem Kies und Muschelschalen. Die von der unablässigen Flut aus dem Fels gespülten und vom Sand geschliffenen Mauern waren rau und scharfkantig. Bei näherem Hinsehen bemerkte Danni jedoch ein auf allen Oberflächen eingeritztes Muster, das sich an den Wänden und der Decke wiederholte. Selbst auf den Felsbrocken, die schützend um den aufgewühlten Tümpel in der Mitte angeordnet waren, befand sich dieses Muster. Es waren Spiralen. Und sie waren überall.
    Danni befingerte den Anhänger an ihrem Hals und erschauderte, bevor sie vorsichtig an dem Tümpel vorbei zum hinteren Teil der Höhle weiterging, wo sich eine weitere Tür ins Dunkel öffnete. Das Lied, das sie hörte, kam von dort. Leise trat sie näher, um einen Blick hineinzuwerfen, und sah eine grob in den Fels gehauene Wendeltreppe, die nach oben führte.
    Die Überraschung verschlug ihr einen Moment den Atem. Sie befand sich in einer Höhle unter der Burg, und diese Treppe führte vielleicht sogar zu einem geheimen Gang! Zu einem verborgenen Ort, der, wenn auch nicht ohne Gefahren, eine Fluchtmöglichkeit bot.
    Das sehnsüchtig klingende Lied wurde lauter, und Danni trat zurück und versteckte sich im Schatten, obwohl ihr irgendwo in ihrem Hinterkopf durchaus bewusst war, dass sie gar nicht wirklich hier war. Aber es war ihr Instinkt, der sie leitete, als die Frau mit der bestrickend schönen Stimme die Treppe hinunterkam.
    Die Frau war Fia, was Danni eigentlich nicht hätte überraschen dürfen.
    Ihr goldbraunes Haar fiel ihr glatt und seidig auf die schmalen Schultern, und sie hielt eine kleine Laterne und eine Decke in den Händen. Ihr Lied war ein gälisches, und sie sang es mit viel Gefühl und schloss die Augen, als die melancholischen Klänge von den Höhlenwänden widerhallten.
    Danni schluckte und spürte, wie sich ein heißer Kloß in ihrer Kehle bildete.
    Dann war das Lied zu Ende, und für einen Moment blieb Fia völlig reglos stehen, als hätte ihr das Lied mit seiner Trauer alle Kraft genommen. Sie starrte auf das leicht bewegte Wasser in dem Tümpel, das fast schwarz war, wo es die Felsen umspielte, und graugrün, wo es aus der bogenförmigen Öffnung der Höhle herausrauschte. Fias Gesichtsausdruck machte Danni ganz beklommen, und der Blick in ihren Augen schien ein Wunder zu erflehen - als hoffte sie, ein Schiff erschiene plötzlich in der Höhlenöffnung und brächte sie weit fort von hier. War es das, was sie sich wünschte?
    Danni konnte gar nicht anders, als die Hand zu heben und ihrer Mutter eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Fia drehte sich um, aber sie bemerkte nichts, sie sah auch Danni nicht.
    Noch immer nackt und fröstelnd, folgte sie ihrer Mutter zu einer flachen, glatten Stelle, an der Fia ihre

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