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Der Lockvogel

Der Lockvogel

Titel: Der Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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aus.«
    »Ich bin müde. Teilweise einfach Jetlag. Teilweise, weil ich dauernd an Dmitri denken muss.« Er trank wieder, einen tiefen Schluck diesmal. »Und ich bin sicher, dass … Als wir zum Essen gingen, mit Vika, vor Paris. Mein Gott, Paris. Das ist noch eine andere Geschichte. Aber an diesem Abend, als ich euch hierher zurückbegleitete, bin ich sicher, dass ich verfolgt wurde. Ganz sicher. Da war ein Auto vor dem Restaurant, und als wir hier in die Straße einbogen, fuhr es an uns vorbei und in die nächste Straße.« Er setzte sein Glas ab und fuhr mit der Hand durch seine Haare. »Mein Telefon macht die ganze Zeit komische Geräusche. Ich glaube, sie hören es ab. Und Iwan und der verdammte Arkadi rund um die Uhr an meiner Seite. Ich halte es nicht mehr aus. Es macht mich wahnsinnig. Und gleichzeitig, lieber Gott … Das sind nur die Russen, aber gleichzeitig will das FBI, das Scheiß-FBI – sorry, tut mir leid – will das FBI wissen, wer ich bin und was ich die letzten fünfzehn Jahre für diesen fiesen fetten Gauner gemacht habe, und in meinem verdammten Hotelzimmer tauchen Detektive auf. Ich kann nicht mehr, Marina.«
    Marina schob ihren Stuhl zurück, stand auf und ging um den Tisch, um sich neben ihn zu setzen. Er schaute sie an, mit dem Kopf auf einer Hand, und sie legte ihre Hand auf seinen Arm.
    »Komm her«, sagte sie.
    Lock drehte sich auf seinem Stuhl, sodass sie einander gegenübersaßen. Er legte seinen Kopf auf ihre Schulter, seine Hände auf ihren Rücken, und eine Minute lang saßen sie so da, ein wenig unbeholfen, Lock von leisem Schluchzen geschüttelt. Als er sich aufsetzte, um sie anzuschauen, waren seine Augen blutunterlaufen und voller Tränen.

    »Tut mir leid«, sagte er. »Ich wollte nicht hierherkommen und zusammenbrechen.« Er trocknete seine Augen mit dem Ärmel seines Pullovers. »Es ist einfach …«
    »Erzähl mir alles«, sagte Marina und stand auf. Sie kam mit einem Glas an den Tisch zurück, goss Lock noch einen Wodka ein und etwas für sich. »Ich will es wissen.«
    Also erzählte Lock. Er erzählte ihr von Paris. Er erzählte ihr, was er über Gerstmans Tod erfahren hatte. Er erzählte ihr von dem Empfang, der ihn bei seiner Rückkehr nach Moskau erwartet hatte, von seinem gescheiterten Versuch, sich eine Rückversicherung zu besorgen, von den Cayman Islands und dem FBI und von Webster. Und von Websters Karte. Er redete flüssig und mit Nachdruck, und während er all das Marina erklärte, wurden einige Dinge auch für ihn selbst langsam klar. Er trank stetig seinen Wodka. Marina hörte ernst zu, nippte an ihrem, nahm jedes Wort in sich auf.
    »Ich kann nicht nach Moskau zurückgehen«, sagte er, als er fertig war. »Du hast recht. Es saugt mich aus. Es gibt dort nichts mehr. Weißt du, wie ich mich fühle? Ich fühle mich, als hätte ich jemanden verpfiffen, und alle wissen es, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie kommen, um mich zu lynchen. Und dabei habe ich gar nichts gesagt.« Er musste abrupt sarkastisch auflachen. »Ich habe zu niemandem ein Wort gesagt.«
    »Vielleicht solltest du jetzt damit anfangen.«
    Lock seufzte. »Das Problem ist, ich habe nicht viel zu erzählen. Das ist das Schlimmste daran.«
    »Was also wirst du tun?«
    »Ich weiß es nicht. Für immer hierbleiben?« Er sah sie direkt an. Sie war immer noch blass. Immer noch schön.
Sie antwortete nicht. »Kann ich wenigstens heute Nacht bleiben? Ich würde gerne. Ich vermisse dich.«
    Marina hielt seinem Blick stand und nahm seine Hand. »Richard, nein«, sagte sie. »Ich hasse, was du durchmachst. Aber unsere Beziehung ist noch die gleiche, im Moment. Du und ich. Das hat sich nicht geändert.«
    »Auch nicht nach dem Brief?«
    »Das war nicht, was der Brief gemeint hat. Du musst da raus. Sonst kann nichts passieren.«
    Lock nickte, eine kaum wahrnehmbare Kopfbewegung. »Trotzdem danke. Dass du mir geschrieben hast. Ich lese ihn manchmal. Er ist so ziemlich die einzige Gesellschaft, die ich habe.«
    Eine Sekunde lang sah Marina ihn an, und in ihren tiefgrünen Augen – immer noch der gleiche klare, intensive Blick – sah er eine Spur ihrer Liebe, die noch nicht erloschen war, die sich ihm in diesem Moment so deutlich mitteilte, dass selbst er, dessen Instinkte beinahe verdorrt waren, es nicht übersehen konnte.
    Er brach das Schweigen. »Kann ich auf dem Sofa schlafen? Ich habe die Hotels gründlich satt.« Er lächelte. »Das hast du von mir noch nicht gehört.«
    »Nein, Richard. Das ist

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