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Der Lockvogel

Der Lockvogel

Titel: Der Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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erzählt?«
    »Er hat die Steuerfahndung erwähnt.«
    »Ich hoffe, er hat keine Dummheiten begangen.«
    »Kann ich mir nicht vorstellen. Nicht Alan.« Verdammt. Hoffentlich hat es niemand anderes für ihn getan. »Hast du die Polizei benachrichtigt?«
    »Die Polizei in Tjumen ist nicht besonders gut bei vermissten Personen.«
    »Aber du hast es ihnen gesagt.«
    »Ich habe sie benachrichtigt.«
    »Und du weißt nicht, ob er irgendwohin geflogen ist?«
    »Nein, wir wissen gar nichts. Er hat am Montag um acht Uhr sein Haus verlassen, und das war’s. Er hat die Flüge gebucht. Hat niemanden angerufen. Sein Telefon ist natürlich ausgeschaltet. Das Auto steht noch zu Hause.«
    »Hast du sein türkisches Handy probiert?«

    »Ich wusste nicht, dass er ein türkisches Handy hat.«
    Webster setzte sich auf die Treppe. Die verschiedenen Möglichkeiten schwirrten durch seinen Kopf. »Hör zu, Leonard. Vielleicht kann ich etwas erreichen. Ich werde mir seine Flüge anschauen und nachforschen, ob jemand sein Handy benutzt hat. Sag Irina, sie soll mir die Nummer seiner Kreditkarte, aller Karten, schicken. Alle Telefonnummern, die er hat.«
    »Danke, Ben. Das sieht ihm nicht ähnlich.«
    »Sag mir Bescheid, wenn sich irgendetwas tut.«
    »Das werde ich.«
    Webster legte auf. Er fand die türkische Nummer Knights und rief sie an. Sofort meldete sich die Voicemail. Wo steckte er? Vielleicht war er geflohen, war in die Türkei gegangen, bis die Lage sich beruhigt hatte. Vielleicht war seine familiäre Situation doch nicht so stabil, wie sie von außen wirkte. Vielleicht hatte er Schulden.
    In der Küche griff er nach seinem Glas und nahm einen tiefen Schluck. Nichts davon klang überzeugend.
    »Was war das?« Elsa schnitt mit halb abgewandtem Gesicht eine Zwiebel.
    »Nichts. Ein Fall.«
    »Du siehst besorgt aus.«
    »Es ist nichts. Nur ein eigensinniger Informant.«

    Webster tat, was er konnte, um Knight ausfindig zu machen. Seine Quelle im Reisebüro fand heraus, dass er auf den Flug von Tjumen nach Wladiwostok gebucht war, Abflug 10:35 Uhr. Er hatte nicht eingecheckt, weder bei diesem Flug noch bei irgendeinem anderen, der in dieser Woche Tjumen verlassen hatte – oder irgendeinen anderen russischen Flughafen.
Mit der Erlaubnis von Knights Frau gab sich Webster bei den Telefonunternehmen als Knight aus und behauptete, man habe ihm sein Handy gestohlen. Es waren keine Anrufe mehr registriert worden seit Montagmorgen, als er ein Taxi bestellt hatte, das ihn zum Flughafen bringen sollte. Seine Frau hatte gesehen, wie Knight in dem Auto davonfuhr, und die Taxileitstelle sagte Webster, man habe ihn gegen acht Uhr morgens abgesetzt. Er hatte den Fahrer bar bezahlt, aber auf dem Flughafen hatte er seine Kreditkarte benutzt, um in einem Café dreihundert Rubel zu bezahlen. Das war die letzte Spur, die er hinterlassen hatte. Es würde etwa eine Woche dauern, um herauszubekommen, ob er etwas von seinem Offshore-Konto abgehoben hatte, aber Webster glaubte das nicht. Von dem Konto, das er gemeinsam mit seiner Frau hatte, war kein Geld abgehoben worden.
    Alan Knight war definitiv verschwunden. Falls er aus eigenem Antrieb beschlossen hatte unterzutauchen, dann hatte er das sehr geschickt angestellt. Intelligent genug dafür war er. Und die Alternative, auch wenn sie so viel wahrscheinlicher schien, ergab einfach keinen Sinn. Warum sollte man ihn entführen? Warum ließ man ihn nicht bei einem Verkehrsunfall sterben, am besten mit Fahrerflucht? Warum wurde er nicht irgendwelcher absurder Vergehen beschuldigt, verhaftet und weitab vom Schuss in ein Gefängnis gesperrt? Er war russischer Staatsbürger. Sie konnten mit ihm machen, was sie wollten. Webster konnte einfach nicht akzeptieren, dass Alans Verschwinden, was auch immer es damit auf sich haben mochte, etwas mit dem Gespräch zu tun haben sollte, das sie vor zwei Monaten geführt hatten und in dem es um nicht sehr viel gegangen war. Es erschien so unverhältnismäßig. Und wenn man ihm mit Alans Verschwinden
etwas sagen wollte, dann hätte man irgendeine Art von Nachricht geschickt; wenn die Absicht war, Ikertu abzuschrecken, warum hatte man das nicht deutlich gemacht?
    Während er über diesen Fragen brütete und sich fragte, ob er auf Antworten warten oder sich gleich eingestehen sollte, dass dieser Fall den Preis nicht mehr wert war, bekam er einen Anruf von seinem Freund beim Reisebüro. Die Information betraf nicht Knight, sondern Lock: Er hatte einen Flug über London auf die Cayman

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