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Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition)

Titel: Der Löwe der Gerechtigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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gab auf gut Glück die Namen verschiedener Minister, Manager und alberner Promis ein und erzielte bei fast jeder Suche einen Treffer. Es handelte sich nicht um ein reines Strafregister, sondern von manchen Personen waren auch Daten gesammelt worden, die auf keinen Fall hätten gespeichert werden dürfen, da sie ihr Privatleben betrafen. Dann merkte ich allmählich, dass es in diesem Laden nur billige Süßigkeiten gab, Schokolade aus Milchpulver und Fruchtbonbons mit künstlichem Aroma. Die wenigsten Angaben waren wirklich interessant. Die Datei sagte mehr über Laitios Position bei der Zentralkripo aus als über irgendetwas anderes: Zu den geheimen Informationen hatte er keinen Zugang.
    Natürlich war ich neugierig genug, nachzusehen, was über mich gespeichert war. Da ich nicht vorbestraft war, hätte mein Name in der Datenbank gar nicht auftauchen dürfen. Offenbar betrachtete die Zentralkripo mich jedoch als Sicherheitsrisiko, denn über mich fanden sich mehr Informationen als über den derzeitigen Ministerpräsidenten. Verzeichnet waren außer meinem vollständigen Namen und meinem früheren Namen (Hilja Kanerva Suurluoto) ein knapper Bericht darüber, dass ich als Kind gesehen hatte, wie mein Vater meine Mutter erstach, meine Ausbildung an der Sicherheitsakademie Queens, mein Dienstausweis und mein Waffenschein (kein Missbrauch) sowie meine beruflichen Stationen. Über den Tod von Anita Nuutinen und meine Rolle in diesem Fall fand ich die kurze Erklärung, die auch an die Öffentlichkeit gegeben worden war. Ich hatte bei Anita gekündigt, einen Tag bevor sie in der Nähe der Metrostation Frunzenskaja in Moskau erschossen worden war, der Täter war ein obdachloser Alkoholiker, der versucht hatte, Anita auszurauben. Diese Erklärung hätte nicht einmal Laitios Katze geschluckt.
    Ich suchte die Informationen über Helena Lehmusvuo heraus. Die Entführung vor zwei Jahren wurde nicht erwähnt. Allmählich hatte ich das Gefühl, mich an einen Ort verirrt zu haben, wo nur uralte Likörpralinen verkauft wurden. Armer Laitio! Vielleicht waren Rytkönen und die anderen Chefs bei der Zentralkripo heilfroh, dass er nicht im Hauptquartier herumlief und unangenehme Fragen stellte, sondern sich wegen seiner Zigarren in die Urheilukatu hatte abschieben lassen, wo er sie nicht bei ihren wichtigen Aktionen störte. Ich warf noch einen Blick in mein Postfach, wo nicht einmal Viagra-Werbung eingetroffen war, und schaltete den Computer ab.
     
    In Turku fand gleichzeitig mit der Nahrungsmittelmesse auch die Buch- und Musikmesse statt. Veranstaltungen, die große Menschenmengen anzogen und bei denen keine Sicherheitskontrollen durchgeführt wurden, hatte ich immer schon gehasst. Wer konnte denn ausschließen, dass irgendein frustrierter Möchtegern-Autor, dessen Texte kein Verlag angenommen hatte, gerade die Buchmesse für einen Racheakt wählte? Aber Humanisten waren eben naiv, sie waren immer die Ersten, die sich über Gewalttaten entsetzten, die sie durch ihr mangelndes Sicherheitsbewusstsein doch selbst ermöglichten. Monika sollte in einer Studioküche, die ethnische Speisenkulturen präsentierte, eine Stunde lang mosambikanische Gerichte zubereiten. Ich hatte darauf bestanden, den Grundriss der Räumlichkeiten vorab zur Ansicht zu bekommen. Der nächste Notausgang lag am Ende eines Labyrinths, die engen Gänge würden im Nu verstopft sein, wenn eine Panik ausbrach. Die Veranstalter hatten angeboten, einen Teil der Zutaten zu besorgen, doch ich hatte Monika verboten, sich darauf einzulassen. Ich wollte jede Packung selbst überprüfen. Das geplante Restaurant hatte in Gastronomiekreisen Interesse und Aufsehen geweckt, und Monika hatte früher schon Feinde gehabt. Womöglich wollten ihre Neider den Auftritt in der Messeküche nutzen, um sie als Stümperin hinzustellen.
    «Hilja, ich weiß ja, dass du nur mein Bestes im Sinn hast, aber übertreibst du es nicht manchmal mit deinem Misstrauen?», fragte Monika, als wir auf dem Weg nach Turku das Autobahnkreuz Muurla passierten. Die anderen Wagen brausten an uns vorbei, denn der Kleintransporter schaffte gerade mal neunzig Stundenkilometer. Nach Monikas Ansicht war ein langsames Fahrzeug ökologischer, und wenn die Kisten mit den Zutaten nicht gewesen wären, hätte sie natürlich verlangt, dass wir mit dem Zug fuhren.
    Ich hielt es nicht für nötig, zu antworten, denn Monika kannte meine Geschichte. Mir waren Fehler unterlaufen. Anita Nuutinen war getötet worden, und ich fühlte

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