Der Löwe
an der Federal Plaza 26 und in Washington beeindruckten mich manchmal mit ihrer Denkweise. Ich sage das jedesmal, wenn sie so denken wie ich.
Die Schwester würde mir nicht verraten, wer die »bestimmten Leute« waren, und außerdem wusste sie es wahrscheinlich selber nicht, deshalb sagte ich: »Fragen Sie Mrs Corey, ob sie ein Beruhigungsmittel möchte.« Ich dankte ihr und ging.
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A ls ich wieder in meinem Apartment war, schaffte ich es, die Hälfte meines Berichts zu tippen – ich achtete darauf, dass ich die Fakten nicht ausschmückte, und ließ meine Taten für sich selbst sprechen. Und da ich auch bedachte, dass Kate alles lesen würde, ließ ich sie gut aussehen und schilderte, wie sie mit ihrem Angreifer gerangelt hatte und so weiter und so fort. Ich ließ sie sogar das Knie in Khalils Eier rammen.
Um fünf schaute ich mir die Lokalnachrichten an, die die Geschichte über den Einbruch und die Morde in Douglaston, Queens, fallengelassen hatten. Das war Schnee von gestern, und man würde es auch nicht wieder aufgreifen, es sei denn, jemand wurde in Zusammenhang mit dem Fall festgenommen oder die Medien beschlossen, von der Beerdigung zu berichten. Gabe würde eine große Polizistenbeerdigung bekommen, und ich musste herausfinden, für wann die angesetzt war.
In der Laufleiste am unteren Rand des Fernsehers wurde mitgeteilt, dass Alarmstufe Gelb herrschte, was schon seit Monaten so war. Grün würde es nie wieder werden, und Orange war es schon lange nicht mehr gewesen. Ich persönlich mag Orange – es erweckt die Aufmerksamkeit aller und liefert den Leuten Gesprächsstoff beim Cocktail.
Apropos, jetzt war Cocktailstunde, und ich hatte Zeit für einen kleinen, bevor ich von meinem Chauffeur und Begleitschützen zu meinem Krankenhausbesuch abgeholt wurde.
Während ich mich zu entscheiden versuchte, ob ich Wodka
(farblos) oder Scotch (das Übliche) wollte, klingelte mein Kartenhandy.
Nicht viele Leute haben diese Nummer, aber es könnte Kate sein.
Ich nahm das Telefon vom Küchentisch und meldete mich. »Corey.«
»Kann ich den Herrn des Hauses sprechen?«, fragte Dick Kearns.
Dick hatte offensichtlich gute Nachrichten. »Ja, Ma’am. Ich hole ihn«, erwiderte ich.
Er lachte über meine schlagfertige Antwort und sagte: »Hey, John, ich glaube, ich hab ihn gefunden. Hier in New York.«
»Lebend?«
»Yeah … ich nehm’s an. Der Typ von der Außenstelle New York, von dem ich das habe, hat nichts davon gesagt, dass er tot ist.«
»Okay.« Aber das FBI würde nicht unbedingt sofort Bescheid wissen, wenn einer der bei ihnen gemeldeten Überläufer vermisst wurde oder einen Unfall hatte.
»Bereit zum Mitschreiben?«
Ich hatte einen Block und einen Stift auf dem Beistelltisch. »Schieß los.«
»Okay. Boris Korsakov.« Er buchstabierte den Namen und sagte: »Er passt vom Alter her in etwa zu deiner Beschreibung und war früher beim KGB. Der FBI-Typ, mit dem ich gesprochen habe, hat nichts vom libyschen Nachrichtendienst oder früheren Wohnsitzen gesagt, aber er hat gesagt, dass Boris unter dem postsowjetischen Umsiedlungsprogramm hier war.«
»Okay … ich nehme an, das kommt nah ran – «
»Du hast diesen Typ schon mal gesehen – richtig?«
»Richtig.«
»Dann geh an deinen Computer. Ich habe dir das Foto gemailt, das ich vom FBI habe.«
»Moment.« Ich ging in das zweite Schlafzimmer, das Kate und ich zu unserem heimischen Büro umgemodelt haben – und nicht zum Gästezimmer für Mama –, und loggte mich in meinen Computer ein.
»Wie geht’s Kate?«, fragte mich Dick.
»Viel besser.«
Ich rief Dicks Mail ab, und vom Bildschirm starrte mir Boris entgegen. Mein Boris.
»Hast du’s?«
»Ja. Das ist er, Dick. Du bist ein Genie.«
»Ich bin ein absoluter Hochstapler. Ich hatte diesen FBI-Typ völlig in der Hand.«
Dick erzählte noch ein bisschen weiter, und ich hörte höflich und geduldig zu. Dick Kearns, der sich nicht so sicher gewesen war, ob er das für mich machen sollte, versicherte mir jetzt, dass es ein Kinderspiel gewesen sei. Aber dann riss er sich zusammen und sagte: »Ich habe mir den Arsch aufgerissen, um an den richtigen Typ zu geraten, und ich hab ihn davon überzeugt, dass ich sicherheitstechnisch überprüft wurde und die entsprechenden Befugnisse habe.«
Ich starrte weiter auf das Foto von Boris. Das war ein taff aussehendes Muskelpaket, und ich erinnerte mich daran, dass Kate und ich von ihm beeindruckt gewesen waren – er redete nicht nur
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