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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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entsprechend, er hatte auch den entsprechenden Gang. Könnte Khalil diesen Typ überwältigt haben? Als ich Boris vor drei Jahren kennengelernt hatte, hätte ich es nicht für möglich gehalten, aber …
    »John? Ich habe gesagt, ich habe eine Adresse.«
    »Gut.«
    »Er wohnt in 12-355 Brighton 12 th Street, Brighton Beach – wie die Hälfte aller Russen in New York. Apartment 16-A. Und er lebt seit fast drei Jahren dort.«
    «Okay.« Man hatte Boris also seinen Wunsch, nach New York
umzusiedeln, erfüllt, und er hatte sich eine Gegend ausgesucht, in der er nicht allzu viel Heimweh bekommen würde und wo die ehemaligen KGB-Typen bei einer Flasche Wodka beisammensitzen und sich über die gute alte Zeit auslassen konnten, als sie noch jung und verhasst waren.
    »Boris’ Handy- oder Privatnummer konnte ich vom FBI nicht kriegen, aber ich habe die Nummer von seinem Diensttelefon.«
    »Das reicht.«
    Dick nannte mir Boris’ Dienstnummer, und ich fragte ihn: »Wo arbeitet er?«
    »Okay, jetzt kommt der Teil, der dich erheitern könnte, deshalb hab ich ihn bis zum Schluss aufgehoben – «
    »Sag mir bloß nicht, dass er in einem russischen Badehaus arbeitet, wo er Männern den Arsch abschrubbt.«
    »Komisch, genau das wollte ich sagen. Also, folgendermaßen sieht’s aus. Boris besitzt und betreibt einen russischen Nachtclub in Brighton Beach. Kannst du dich noch daran erinnern, wie wir mit Ivan, dem verrückten Russen, in ein paar von diesen Läden waren, als wir noch ledig waren und – «
    »Ich war ledig. Du warst seit dreißig Jahren verheiratet.«
    »Was auch immer. Jedenfalls, kannst du dich an den Laden erinnern …? Wie hieß er doch gleich? Rossiya. Diese große, blonde – «
    »Hast du den Namen von diesem Laden?«
    »Yeah. Er heißt Svetlana. Ich glaube nicht, dass wir schon mal dort waren. Er liegt genau an der hölzernen Strandpromenade an der Brighton Third Street.«
    »Okay … und dieser Laden gehört Boris?«
    »Na ja, wer weiß bei diesen Russen schon, wer die stillen Partner sein könnten? Ist doch alles Russenmafia, stimmt’s? Vielleicht ist Boris nur der Grüßaugust.«
    »Vielleicht. Aber vielleicht hat ihm die CIA auch einen Kredit gegeben.«

    »Wer weiß. Hey, vielleicht sollten wir zu den Russen überlaufen und zusehen, ob wir einen amerikanischen Nachtclub eröffnen können.«
    »Du gehst zuerst. Ich bleibe hier und leite dein Geschäft.«
    »Darüber können wir reden. Was mach ich jetzt mit Vasili Rimski?«, fragte er mich.
    »Mit wem?«
    »Dem Typ, über den ich den Hintergrundcheck anstelle. Er hat sich für eine Stelle beim Obersten Rechnungshof beworben – er ist Buchprüfer. Ein Hintergrundcheck auf unterer Ebene. Aber ich habe dem FBI gerade erklärt, dass er mit einem ehemaligen KGB-Mann namens Boris Korsakov verkehrt. Soll ich das in meinem Bericht erwähnen?«
    »Mach, was am besten für unser Land ist, Dick.«
    Er lachte und sagte: »Hey, sag mir Bescheid, wie es ausgeht.«
    »Okay – «
    »Warum habe ich nichts in der Zeitung gelesen?«
    »Das ist fest unter Verschluss.« Ich zögerte, dann fragte ich ihn: »Hast du die Geschichte über den Einbruch und die Morde in Queens gehört?«
    »Yeah. Ein Cop und seine Familie.«
    »Nun ja, der Cop hat bei der Task Force gearbeitet.«
    Dick schwieg einen Moment lang, dann sagte er: »Jesses. Und das hat was mit dem Angriff auf Kate zu tun?«
    »Yeah.«
    Er schwieg wieder und fragte: »Stehst du deswegen unter Personenschutz?«
    »Du solltest Detektiv werden«, sagte ich zu ihm. »Okay, ich stehe für das hier tief in deiner Schuld. Ich muss los und Kate besuchen – «
    »Pass auf dich auf.«
    »Danke, dass du mich daran erinnerst. Ich rufe dich nächste Woche an.«

    Ich legte auf, druckte das Farbfoto von Boris aus und schrieb darauf: »Nachtclub Svetlana, Brighton Beach«, dann schrieb ich eine Notiz für Kate: Bestell Vince und Tom, dass sie mit Boris sprechen müssen, und sag ihnen, warum.
    Mir kam der Gedanke, dass ich Notizen herumliegen ließ, als würde ich nicht damit rechnen, dass ich selber noch da sein würde.
    Bevor ich das Apartment verließ, goss ich mir einen kleinen Stolichnaya ein, um angemessen zu feiern und Boris ein langes Leben zu wünschen. Oder lang genug, dass er noch am Leben wäre, wenn ich hinkam.

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    D ie Sicherheitsetage im Bellevue ist die schlimmste von zwei schlimmen Welten – ein Krankenhaus, das wie ein Gefängnis geführt wird. Mein Name stand auf der Liste der zugelassenen Besucher,

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