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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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Fehler bei der Beurteilung der Lage und infolgedessen bei der Taktik. Und damit, Mr Corey, meine ich, dass er sich die Gelegenheit entgehen lassen wird, Ihnen aus zweihundert Meter Entfernung gefahrlos den Kopf wegzuballern, sondern er wird Sie auf eine möglichst persönliche Art und Weise attackieren – so wie ein Löwe angreift, mit Zähnen und Klauen. Er muss Ihr Blut schmecken. Und so wie eine Katze mit der Maus spielt, spielt er gern mit seinem Opfer und verhöhnt es, bevor er es tötet. Das ist ihm wichtig. Wenn Sie also den ersten Angriff überleben, haben Sie möglicherweise eine Chance zu reagieren.« Boris schloss: »Das ist alles, was ich Ihnen an Hilfreichem zu bieten habe.«
    Nun ja, abgesehen von Malik, dem Mystiker, war nicht viel dabei, was ich nicht schon wusste. Außerdem hatten Kate und ich in letzter Zeit ein paar persönliche Erfahrungen gemacht, was Khalils Arbeitsweise anging. Aber es war gut, meine Gedanken und Überlegungen bestätigt zu bekommen. »Wir sollen also einfach den Arsch hinhalten und ein Abschiedsgebet sprechen?«
    Er lächelte, und da er ein guter Gastgeber war, machte er mir ein Kompliment. »Ich habe das Gefühl, dass Sie mit einer Gefahr umgehen können, wenn sie sich ergibt.« Und natürlich fügte er hinzu: »Und ich kann das auch.«
    Vielleicht hätte ich meine Mitgliedschaft im Fitnessstudio nicht kündigen sollen. Ich kam auf meinen vorherigen Vorschlag zurück. »Man kann einen Löwen auch fangen oder töten, indem man eine Falle mit einem Köder auslegt.«
    Offenbar hatte er über meinen Vorschlag nachgedacht, denn er erwiderte: »Ja. Wenn man den Löwen lebendig fangen will, steckt man eine lebende Ziege in einen Käfig, und wenn der Löwe den Käfig betritt, schließt sich die Tür. Der Löwe sitzt in
der Falle, aber die Ziege wird gefressen. Wenn man den Löwen aber töten will, dann wird die Ziege an einen Baum gebunden, und wenn der Löwe sie tötet, erschießt ihn der Jäger. In beiden Fällen ist die Ziege tot. Aber Ziegen sind entbehrlich.«
    »Da gebe ich Ihnen recht. Aber wir wissen, dass Sie keine Ziege sind, und werden dafür sorgen, dass Sie unversehrt bleiben«, versicherte ich ihm.
    Er war sich dessen nicht so sicher, und ich offen gestanden auch nicht. »Versuchen Sie es zuerst«, sagte Boris zu mir.
    »Okay. Ich sag Ihnen Bescheid, wie ich damit klarkomme.«
    »Ja, wenn Sie noch dazu in der Lage sind.« Er sagte allerdings auch: »Es ist eine interessante Idee und vielleicht die einzige Möglichkeit, wie Sie ihn fassen oder töten können. Aber lassen Sie sich einen Rat geben, John – selbst wenn Sie ihm eine Falle stellen, könnte er mit Ihnen das Gleiche machen.«
    »Richtig.«
    Um das Löwenthema fortzuführen, sagte er: »Und Sie wären nicht der erste Jäger, der die Fährte des Löwen verfolgt und feststellen muss, dass der Löwe einen umkreist hat und plötzlich hinter einem ist.«
    »Hey, eine gute Analogie. Ich werd’s mir merken.«
    »Bitte.«
    Meine nächste Frage zu dem Thema war eigentlich unwichtig, aber ich musste trotzdem Bescheid wissen. »Haben Sie Khalil beigebracht, wie man jemand mit einem Eispfriem umbringt?«
    Er wirkte zunächst überrascht, dann schien ihm angesichts der Frage nicht ganz wohl zu sein. Er zögerte, dann erwiderte er: »Ich glaube ja. Warum fragen Sie?«
    »Was glauben Sie, warum ich frage?«
    Er ging nicht darauf ein, erklärte mir aber: »Dieser Idiot hatte noch nie einen Eispfriem gesehen, und als ich ihm einen gezeigt habe, hat er sich benommen wie ein Kind, das ein neues Spielzeug bekommt.«

    »Da gehe ich jede Wette ein.«
    »Und, ist das Opfer gestorben?«
    »O ja. Aber ich glaube, es hat eine Weile gedauert.«
    »Wie viele Stiche?«, fragte er.
    »Bloß einen.«
    Boris wirkte ungehalten, vielleicht sogar wütend auf seinen alten Schüler und sagte: »Ich habe ihm erklärt, dass er zwei-, dreimal zustechen soll.«
    »Kinder hören nicht zu.«
    »Er ist kein Kind. Er ist … ein Idiot.«
    »Hey, was hat es denn mit den Russkis und dem Eispfriem auf sich? Habt ihr nicht Trotzki mit einem Eispfriem kaltgemacht? «
    Boris, der das Thema anscheinend interessant fand, erwiderte: »Nun, wie Sie sich vorstellen können, gibt es in Russland eine Menge Eispfrieme, deshalb ist das eine zweckmäßige Waffe, vor allem im Winter.«
    »Richtig. Daran hätte ich denken sollen.«
    Boris betrachtete mich einen Moment lang und fragte sich wahrscheinlich, ob ich mich über ihn lustig machte. Er spielte sogar mit, nahm

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