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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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deckte, die in Kürze eintreffen würde.
    Khalil schloss die Tür zum Korridor wieder ab, schloss dann die Stahltür zum Treppenhaus auf und warf den Leibwächter, der jetzt offenbar dem Tod nahe war, auf die Treppe. Er schloss die Tür zum Treppenhaus hinter sich ab und lief rasch die Treppe hoch. Oben war eine weitere Tür, in deren Schloss er mit der linken Hand den Schlüssel steckte, in der rechten hielt er das Tranchiermesser. Rasch öffnete er die Tür und stürmte in den kleinen Raum.
    Viktor sprang auf, schob sofort die Hand unter seine Jacke und wollte zu seiner Waffe greifen, aber Khalil war schneller und stieß ihm das lange Messer in den Unterbauch. Er riss ihn an sich und umschlang ihn, sodass Viktor seine Waffe nicht ziehen konnte. Mit einer geschmeidigen Bewegung zog er das Messer heraus, griff um Viktor herum und stieß ihm die Klinge schräg nach unten in den Rücken, sodass sie das Zwerchfell durchbohrte und er keinen Ton mehr hervorbrachte.
    Viktor versuchte sich loszumachen, und Khalil war überrascht, wie stark er war. Khalil hatte ihn jedoch fest im Griff, führte das Messer wieder nach vorn und rammte ihm die Klinge ein weiteres Mal tief in den Bauch, führte sie dann schräg nach unten und durchtrennte die Bauchaorta.
    Danach hielt er Viktor weiter umschlungen und spürte, wie das Herz des Mannes schlug und wie sein Atem mühsamer ging
und flacher wurde. Außerdem spürte er Viktors warmes Blut auf seiner Haut.
    Viktors Kopf fiel zurück, und sie gingen kurz auf Blickkontakt, dann riss Viktor die Augen weit auf, bog den Rücken durch, zuckte ein paarmal im Todeskampf und erschlaffte. Khalil ließ den Toten wieder auf seinen Stuhl sinken, nahm Viktors Waffe aus dem Schulterholster und stellte fest, dass es ebenfalls eine 45er Colt Automatik war. Er steckte sich die Waffe in den Gürtel, neben die des anderen toten Leibwächters.
    Er warf einen Blick auf seine Uhr. Seit er das Lokal betreten hatte, waren erst neun Minuten vergangen. Er wählte die Nummer von Vladimirs Handy.
    Boris Korsakov saß auf seinem Sessel, trank Cognac, rauchte und las eine lokale russischsprachige Wochenzeitung, in der lauter Nachrichten über die Einwandererszene standen – Geburten, Todesfälle, Hochzeiten, ein bisschen Klatsch und jede Menge Werbung, unter anderem auch eine ganzseitige Reklame für das Svetlana, die Boris eingehend betrachtete. Vielleicht, so dachte er, sollte man bei seiner Werbung weniger Betonung auf die Varietéveranstaltungen und dafür mehr aufs Essen legen. Weniger Brüste, mehr Borschtsch. Er lächelte.
    Der Hilfskellner, Vladimir, ließ sich Zeit, als er den Tisch deckte und eisgekühlten Kaviar und Sekt für zwei bereitstellte. Boris erwartete um halb sieben Damenbesuch, und es war bereits Viertel nach sechs. Der dämliche Hilfskellner, der erst seit ein paar Wochen da war, wirkte nervös und unsicher. Boris warf einen Blick über seine Schulter und sagte auf Russisch zu dem Hilfskellner: »Bist du immer noch nicht fertig?«
    »Ich bin gleich so weit, Sir.«
    Vladimir wusste, dass er vom Auftreten her wie ein Russe wirkte, aber sein Name, seine Sprache und seine russischen Manieren waren ihm von Geburt an von den russischen Besatzern
in Tschetschenien aufgezwungen worden – und obwohl er nach außen hin ein Russe war, hasste er alles, was russisch war, von ganzem Herzen, besonders aber das ehemalige KGB und seine Nachfolgeorganisation, den FSB, der so viele seiner muslimischen Glaubensbrüder in seiner Heimat verhaftet, gefoltert und getötet hatte.
    Vladimir schaute zu Boris Korsakov, der ihm den Rücken zugewandt hatte, trank, rauchte und ihm Befehle erteilte. Bald würde es einen KGB-Mann weniger auf der Erde geben.
    Vladimir spürte, wie das Handy in seiner Hosentasche vibrierte. Es war so weit.
    Boris legte seine Zeitung hin und sagte zu Vladimir: »Lass alles, wie es ist, und geh.« Boris stand auf, wollte zur Tür gehen, durch das Guckloch Ausschau nach Viktor halten und den Hilfskellner hinausbegleiten.
    Aber Vladimir war bereits an der Tür, ohne seinen Wagen mitzunehmen, und hatte die Hände am Riegel.
    »Halt! Du Idiot!«, rief Boris quer durchs Zimmer. »Bleib von der Tür weg!«
    Vladimir schob den Riegel zurück und trat beiseite, als die Tür aufflog.
    Vladimir verzog sich rasch, als Asad Khalil mit einer Pistole in der Hand eintrat. Khalil verriegelte die Tür und schaute zu Boris Korsakov.
    Boris stand völlig reglos da und hatte die Augen auf den Mann gerichtet, der

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