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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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befreite.
    Boris stand auf wackligen Beinen da, blutete aus mehreren Schnitten im Gesicht, und das Blut nahm ihm die Sicht. Er hatte sein Messer verloren und wischte sich mit den Händen die Augen, als Khalil zum Gnadenstoß näher rückte.
    Boris, der den zerborstenen Geschirrschrank im Rücken hatte,
schob sich an der Wand entlang. Khalil folgte ihm, dann wurde ihm klar, was Boris vorhatte.
    Boris ergriff mit beiden Händen eine Stehlampe und schlug mit dem schweren Fuß nach Khalils Kopf.
    Khalil duckte sich, und Boris verfehlte ihn, aber dann wirbelte Boris in Schlagrichtung herum, hieb erneut mit dem Lampenfuß zu, diesmal tiefer, streifte dabei Khalils ausgestreckten Arm und schlug ihm das Messer aus der Hand.
    Khalil wich rasch zurück, und Boris, dem bewusst war, dass dies seine letzte und einzige Chance war, diesen Mann zu töten, rückte mit der Lampe nach.
    Khalil täuschte nach rechts an, bewegte sich dann nach links und trat Boris die Beine weg. Boris stürzte zu Boden, verlor die Lampe, und Khalil hockte sich rittlings auf Boris’ Rücken und schlang ihm den rechten Arm um die Kehle.
    Boris versuchte sich auf Hände und Knie aufzurichten, aber Khalil drückte sich mit aller Kraft auf den schwächer werdenden Mann und verstärkte seinen Würgegriff.
    Boris spürte, wie ihm die Sinne schwanden, und er stemmte sich ein letztes Mal hoch und warf sich dann mit aller Kraft herum. Er landete auf dem Rücken und starrte die Decke an, die dunkel und verschwommen war. Seine Bauchverletzung tobte, und ihm war klar, dass sie jetzt stark blutete.
    Er wusste auch, dass er etwas tun sollte, aber um ihn herum schien alles ruhig und friedlich zu sein, deshalb blieb er liegen und schloss die Augen, während sich seine Brust hob und senkte und seine Lunge sich wieder mit Luft füllte.
    Er hörte eine Stimme. »Steh auf.«
    Aber Boris regte sich nicht, ließ die Augen geschlossen und tat so, als wäre er schwerer verletzt und erschöpfter, als er sich tatsächlich fühlte. Er nahm vage wahr, dass Khalil neben ihm stand, dann spürte er, wie er ihm einen Tritt in die rechte Seite versetzte, der ihm die Luft aus der Lunge trieb. Dann kam der
zweite Tritt, genau wie er gehofft hatte, worauf sich Boris herumwarf, seinerseits mit den Füßen zustieß und Khalil die Beine wegtrat.
    Boris sprang auf, aber er brauchte eine Sekunde zu lange, und bevor er reagieren konnte, war auch Khalil wieder auf den Beinen und verpasste ihm einen heftigen Tritt in den Unterleib.
    Boris krümmte sich vornüber, worauf Khalil ihn umkreiste und ihm einen weiteren Tritt in den Rücken versetzte, der ihn niederstreckte. Er warf sich auf Boris’ Rücken und trieb ihm die restliche Luft aus dem Leib, dann nahm er ihn in den Schwitzkasten und drückte ihm wieder die Luftröhre ab.
    Boris rührte sich nicht und hoffte auf eine weitere Chance. Er war benommen, aber seine Überlebensinstinkte waren geweckt, und der Wille, um sein Leben zu kämpfen, war jetzt, da er den Tod vor Augen hatte, stärker denn je.
    Khalil hatte den Kopf dicht über ihn gebeugt, und Boris spürte den warmen, ruhigen Atem des Mannes an seinem Nacken. Dann flüsterte ihm Khalil ins Ohr: »Ich habe Sie unterschätzt, und dafür entschuldige ich mich.«
    Boris konnte nichts erwidern.
    »Und ich danke Ihnen, Mr Korsakov, dass Sie mich an Ihrem Können und Wissen teilhaben ließen. Sind Sie stolz auf mich?«, fragte Khalil.
    Boris blieb reglos liegen, wollte den Mann nicht provozieren, denn er hatte wieder etwas Hoffnung gefasst – er hoffte nicht darauf, dass Asad Khalil ihn aus Mitleid verschonen würde, denn der Mann hatte keines. Und Khalil würde ihn auch nicht aus Respekt vor einem würdigen Gegner verschonen. Aber möglicherweise, dachte Boris, würde Khalil ihm das Leben schenken, weil er sich damit zufriedengab, dass er ihn gedemütigt hatte – seine Leibwächter getötet, ihn im Kampf besiegt und geschmäht hatte. Einem anderen Mann, das war ihm klar, würde Khalil aus diesem Grund nicht das Leben schenken, aber Boris
wusste, dass er ein Sonderfall war und Khalil sich möglicherweise darüber im Klaren war, dass er seine Rachegelüste am ehesten befriedigen konnte, wenn er ihn als gebrochenen Mann zurückließ. Ja, Khalil wusste das …
    Khalil sagte zu ihm: »Ja, Sie haben mich so gut unterrichtet, deshalb werde ich Sie weder verstümmeln noch eines schmerzhaften Todes sterben lassen.«
    Boris versuchte zu nicken, aber Khalil schnürte seinen Hals noch straffer

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