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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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waren, wie schon gesagt, mit Aluminium verkleidet, deshalb war es in der Kabine dunkler, als ich erwartet hatte. Ein paar schummrige Leuchtkörper waren an den Seitenwänden angebracht, und in deren Schein sah ich, dass der ganze Innenraum beim Umbau in eine Frachtmaschine ausgeräumt worden war. Offenbar mussten wir auf dem Boden sitzen, wie Fracht.
    Das einzige andere Licht in der Kabine stammte von der Sonne, die durch die Frachtluke und die Cockpitverglasung fiel. Ich bemerkte, dass keine Tür ins Cockpit führte, nur ein offener Durchgang in der inneren Trennwand. Die erforderliche Sicherheitstür, mit der Entführungen verhindert werden sollten, war nicht vorhanden – und warum auch? Wenn wir entführt wurden, konnten wir alle aus der Maschine springen.
    Am Boden sah ich Frachtringe, die vermutlich dazu dienten, die Paletten zu sichern, an denen jetzt aber Nylonriemen hingen, damit wir uns festhalten konnten.
    Die Kabine war nur etwa drei Meter breit, was bei einem Flugzeug der fünfziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts als geräumig galt. Die ersten vier Fallschirmspringer waren bereits an Bord und saßen über die ganze Breite des Flugzeugs zusammengedrängt nebeneinander am Boden und hatten uns die Gesichter zugewandt.
    An die Wände waren Reihennummern geklebt, sodass wir mühelos Reihe zwei fanden, die logischerweise unmittelbar hinter Reihe eins war.

    »Back- oder Steuerbord?«, fragte mich Kate.
    »Ich nehme einen einfachen Port«, sagte ich und fügte hinzu: »Du nimmst den Fensterplatz.«
    Sie setzte sich an die linke Wand, und ich setzte mich neben sie, legte die Hand auf den Frachtriemen und sagte: »Schnall dich an.«
    »Bist du mit deinen dämlichen Bemerkungen fertig?«
    »Stell die Sitzlehne vor dem Start aufrecht.«
    Die beiden Leute, die nach uns an Bord gegangen waren – ein Typ und ein Mädchen –, nahmen ihre Plätze auf der rechten Seite von Reihe zwei ein, und allmählich füllten sich auch die hinteren Reihen.
    Ich blickte mich in der Kabine um. Die Frachtluke, das hatte ich schon beim Einsteigen festgestellt, war sehr breit, aber jetzt bemerkte ich auch, dass es keine Tür gab – nur eine große Öffnung. Ich machte Kate darauf aufmerksam, worauf sie mir erklärte, dass man die große Frachtluke wegen dieses Sprungs ausbauen musste, weil sie während des Flugs nicht betätigt werden konnte – sie ließ sich wie eine Muschelschale lediglich nach außen klappen –, und durch die kleinere Einstiegstür daneben passte nur jeweils eine Person. »Die Gruppenspringer brauchen viel Platz, damit sie en masse aussteigen können«, erklärte sie mir außerdem.
    Ich dachte darüber nach und sagte: »Ohne Tür wird’s hier drin kalt und laut werden.«
    »Sehr laut«, sagte sie und fügte frohgemut hinzu: »Ich werde dich nicht hören können.«
    »Rück einfach näher. Hey, wie heißt der Italiener?«, fragte ich.
    »Welcher Italiener?«
    »Derjenige, dessen Namen wir schreien sollen, wenn wir springen.«
    »John, was – ?«
    »Du weißt schon … Ach ja! Geronimo!«

    Ein paar Leute drehten sich zu uns um, und Kate rutschte näher zur Wand und starrte auf die Stelle, wo früher mal das Fenster war.
    Weitere Springer stiegen zu. Unter der sechzehn Kilo schweren Ausrüstung tat mir in dieser Haltung der Rücken weh, und mein Hintern, der nur aus Muskeln ohne ein Gramm Fett besteht, spürte allmählich den harten Boden. So was ist absolut ätzend.
    Es ist wie beim Skifahren – wissen Sie? Eine lange Anfahrt mitten in die Pampa, jede Menge teure Ausrüstung, umgeben von lauter fanatischen Schwachköpfen, die sich prächtig zu amüsieren meinen, während sie ewig lange warten; dann ein paar Minuten Adrenalinstoß – oder das helle Entsetzen –, und schon ist es vorbei. So ähnlich wie Sex.
    Meine erste Frau, Robin, die ebenfalls Anwältin war, fuhr Ski, aber es war eine Ehe auf Probe, die nicht lange hielt, deshalb kam ich nicht über ein paar Anfängerpisten hinaus, bevor sie fröhlich aus meinem Leben wedelte. Jetzt bin ich ein verdammter Fallschirmspringer. Ich meine, ich war den Großteil meines Berufslebens in gefährlichen Situationen – wie soll man auf diese Weise ausspannen?
    »John?«
    »Ja, mein Schatz?«
    »Ein Sprung, dann fahren wir heim.«
    »Meine Süße, ich möchte heute drei Sprünge aus einer DC-7B eintragen.«
    »Ich verstauche mir bei der Landung den Knöchel, und du und ein Sanitäter müsst mir ins Auto helfen.«
    Ich hatte jetzt ein etwas schlechtes

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