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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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meinem Gurtzeug und sagte: »Ich kann dich losschneiden.«
    Sie fuhr fort und ging geduldig ein paar weitere Kleinigkeiten durch, die sich hauptsächlich um Sicherheitsfragen drehten und darum, nicht draufzugehen.
    Kate, das wusste ich, war sehr tapfer, wenn sie mit einem Anfänger sprang. Neulinge machen Fehler. Fehler führen zum sicheren Tod. »Ich hab’s kapiert. Ich hab’s kapiert«, versicherte ich ihr.
    Wir beide verfielen in Schweigen, während das Flugzeug weiter emporstieg. Ich warf einen Blick auf den digitalen Höhenmesser an meinem linken Handgelenk. Zehntausend Fuß.
    Wie zum Teufel war ich hierhergekommen? Nun ja, ich bin auf die Fallschirmspringerschule gegangen, was mein erster Fehler war. Das war letzten November, nachdem Kate und ich den merkwürdigen Fall mit Bain Madox aufgeklärt hatten – das zuvor schon erwähnte böse Genie –, der einen Atomkrieg anzetteln wollte, ansonsten aber ein angenehmer Mann war.
    Unsere Bosse bei der ATTF hatten vorgeschlagen, dass wir als Zeichen der Anerkennung dafür, dass wir den Planeten vor der atomaren Vernichtung gerettet hatten, ein paar Wochen Urlaub nehmen sollten. Und da dies außerdem ein kitzliger Fall war, wollten die Bosse, dass wir die Stadt verließen und möglichst weit weg von der Presse waren. Kate schlug Florida vor, worauf ich meine Speedo einpacken wollte. Dann kam die Sache mit dem Fallschirmspringen zur Sprache, und ohne dass ich näher auf diese interessante Diskussion eingehen möchte, befand ich mich bald darauf in einem Holiday Inn in Deland, Florida, mit einer Fallschirmspringerschule auf der anderen Straßenseite.
    Deland liegt wie alles, was mit dieser Sportart zu tun hat, mitten in der Pampa, weitab vom Strand und den Palmen, die ich mir vorgestellt hatte.
    Kate machte einen zehntägigen Auffrischungskurs, und ich
erfuhr, dass sie eine C-Lizenz des US-Fallschirmspringerverbandes besitzt, die sie als Sprungmeisterin ausweist. Ich wünschte, ich hätte das gewusst, bevor ich mit ihr schlief.
    Ich wiederum nahm an einem zweiwöchigen Grundkurs teil, der gottlob in einem Klassenzimmer anfing, sich aber rasch in vierzehntausend Fuß Höhe und mit etwas fortsetzte, das sich beschleunigter Freifall nannte, bei dem zwei breitschultrige Typen namens Gordon und Al mit mir sprangen und wir alle drei durch den offenen Himmel fielen, während sie sich an meinen Greifern festhielten. Ich bekam eine sechzigsekündige Anweisung, bevor sie sich abstießen, winkten und mich ins Leere fallen ließen.
    Seit diesen beiden wunderbaren Wochen in Florida habe ich etwa ein Dutzend Wochenendsprünge gemacht und meine A-Lizenz des Fallschirmspringerverbands erworben, mit der ich Solosprünge und ein paar Grundübungen fürs Relativspringen mit einem Sprungmeister absolvieren darf, der heute eine Springmeisterin, nämlich die Glückliche neben mir, sein würde.
    Die Lautstärke der Propellermotoren veränderte sich, und ich warf einen Blick auf meinen Höhenmesser. Vierzehntausend Fuß.
    »Wir sind auf Reiseflughöhe«, merkte ich an. »Gleich fangen sie mit dem Getränkeservice an.«
    »Wir verlassen gleich das Flugzeug.«
    Tatsächlich rief der Absetzer den Leuten aus der ersten Gruppe zu, dass sie aufstehen und sich bereitmachen sollten.
    In der Kabine herrschte hektisches Treiben, als etwa zwanzig Fallschirmspringer rund um die Ausstiegsluke aufstanden, ihre Ausrüstung zurechtrückten und dann wie einstudiert zur offenen Frachtluke schlurften.
    Das Flugzeug schien langsamer zu werden, dann sprang die erste Gruppe auf ein lautes Kommando des Gruppenführers hin in rascher Folge aus der Maschine und verschwand lautlos
in der tödlichen Leere. Aber vielleicht könnte man auch sagen, dass sie fröhlich in den klaren blauen Himmel sprangen. Was auch immer.
    Während das Flugzeug zurück zur Absetzzone kurvte, sprang der zweite Schwung Fallschirmspringer auf, und das Ganze wiederholte sich, bis die beiden hinteren Drittel der Maschine bis auf den Absetzer leer waren.
    Es war irgendwie unheimlich. Ich meine, vor ein paar Minuten war die Maschine noch voll gewesen, und jetzt blickte ich in den leeren Raum. Wo waren die alle hin?
    »Am Boden ist ein Kameramann«, erklärte mir Kate, »und ein weiterer in jeder Gruppe. Ich kann es kaum abwarten, diese Sprünge auf Video zu sehen.«
    Die Fachanwälte für Personenschäden vermutlich auch nicht.
    Wir blieben sitzen, bis die Maschine wieder über die Absetzzone zurückkurvte. Ein paar Minuten später gab uns der

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