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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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fand er nur noch Trümmer vor … und die Leichen seiner jüngeren Schwestern, der achtjährigen Adara und der elfjährigen Lina. Und die seiner Brüder, dem fünfjährigen Esam und dem vierzehnjährigen Qadir, der nur zwei Jahre jünger war als er. Und dann hatte er seine Mutter gefunden, die in ihrem Schlafzimmer im Sterben lag und der Blut aus Mund und Ohren strömte … und sie hatte ihn nach ihren Kindern gefragt und … war dann in seinen Armen gestorben. »Mutter!«
    Amir erschrak und trat auf die Bremse. »Sir?«
    Khalil ließ sich wieder in den Sitz sinken und sprach ein stummes Gebet.
    Amir warf ihm im Rückspiegel einen Blick zu und fuhr dann weiter.
    Amir bog von der Stadtautobahn ab und fuhr auf die nahe Brooklyn Bridge zu. Asad Khalil blickte aus dem Fenster und bemerkte ein Lebensmittelgeschäft mit einem Schild in arabischer Schrift. Außerdem sah er zwei Frauen, die Kopftücher trugen. »Ist das ein muslimisches Viertel?«, fragte er Amir.

    »Hier gibt es ein paar Muslime, Sir«, erwiderte Amir, »aber weiter südlich viel mehr, in einem Viertel namens Bay Ridge. Die Amerikaner nennen es Beirut.« Er rang sich ein Lachen ab.
    »Wo ist Brighton Beach?«, fragte Khalil.
    »Weiter südlich, Sir. Das ist das russische Viertel.«
    Khalil wusste das. Dort wohnte Boris, und dort würde Boris auch sterben.
    Amir fuhr auf die Brooklyn Bridge, und Khalil blickte zu den hoch aufragenden Gebäuden von Manhattan. Wahrhaftig, dachte er, hier sind Macht und Reichtum angesiedelt. Kein Wunder, dass die Dschihadisten mutlos wurden, wenn sie das sahen oder durch das Land reisten. Aber er erinnerte sich auch an die römischen Ruinen in Libyen – sie waren alles, was vom größten Imperium, das die Welt jemals gesehen hatte, übriggeblieben war. Letzten Endes, dachte er, waren die größten Armeen und Flotten nutzlos, wenn die Menschen an nichts glaubten. Der Reichtum eines Imperiums verdarb das Volk und seine Regierung, und sie waren kein Gegner für Menschen, die an etwas Höheres glaubten als an ihre Bäuche und Gott anbeteten, nicht das Gold.
    Khalil meinte zu spüren, dass das amerikanische Imperium den Höhepunkt seiner Macht und seines Ruhmes überschritten und wie Rom den langen Weg in Krankheit und Tod angetreten hatte. Khalil rechnete nicht damit, dass es noch zu seinen Lebzeiten untergehen würde, aber die Kinder des Islam, die geborenen wie die ungeborenen, würden die Ruinen von Amerika und Europa erben und den Eroberungszug vollenden, der vor dreizehn Jahrhunderten mit dem Propheten begonnen hatte.
    Khalil blickte in die Richtung, in der die Zwillingstürme gestanden hatten. Der Moment, in dem sie fielen, war der Anfang vom Ende gewesen, das wusste er.
    Das Taxi ließ die Brücke hinter sich, und Khalil sagte zu Amir: »Bringen Sie mich zur Federal Plaza Nummer 26.«

    »Sir? Das ist das Gebäude des FBI.«
    »Ich weiß, was es ist. Los.«
    Amir schien zu zögern, dann bog er in eine ruhige Straße ab.
    In diesem Viertel, das, wie man Khalil mitgeteilt hatte, der Regierungsbezirk war, waren nur wenige Fahrzeuge und noch weniger Fußgänger unterwegs. Mächtige Gebäude ragten zum Himmel auf und verhinderten, dass die Sonne in die schmalen Straßen fiel. Nach ein paar Minuten war Amir auf einem breiten Boulevard. Er fuhr langsamer und deutete nach vorn, auf ein Gebäude auf der linken Straßenseite, das hundert Meter über den Gehsteigen aufragte. »Dort.«
    »Parken Sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite«, sagte Khalil.
    Amir hielt am Broadway, gegenüber dem Haupteingang von Federal Plaza 26.
    Khalil sah, dass das Gebäude von Freiflächen umgeben war und die schmale Straße, die südlich in den Regierungskomplex führte, von Absperrungen blockiert war. Außerdem stand dort ein Polizeiwagen.
    Amir kam seiner Frage zuvor und erklärte: »Seit dem großen Sieg am elften September ist diese Straße, die Duane Street, für Fahrzeuge gesperrt.«
    Khalil betrachtete einen Mann im Anzug, der mit einem Aktenkoffer in die Duane Street ging. Er lächelte und dachte, dass Miss Mayfields Tod vielleicht dazu geführt hatte, dass ihre Kollegen an ihrem Ruhetag arbeiten mussten.
    Khalil wollte wegen der Sicherheitsvorkehrungen zu einem Zeitpunkt in dieses Gebäude eindringen, zu dem nur wenige Menschen dort arbeiteten, und sich in die oberen Stockwerke begeben, wo die Antiterror-Task Force untergebracht war. Und dann würde er alle töten, die in den Büros waren. Malik hatte seinen Plan als wahnsinnig

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