Der Löwe
bezeichnet und zu ihm gesagt: »Du darfst durchaus den Märtyrertod für die Sache unseres Volkes
sterben, aber ich glaube nicht, dass du viel erreichen wirst, Asad, bevor du selbst getötet wirst.«
Khalil hatte erwidert: »Die größten Helden des Islam waren diejenigen, die des Nachts allein ins Lager der Feinde ritten und ihrem Anführer in seinem eigenen Zelt den Kopf abschlugen.«
»Ja«, hatte Malik beigepflichtet, »und wenn du ein Pferd und ein Schwert hättest und deine Feinde mit Schwertern bewaffnet wären und in ihren Zelten schliefen, wäre das gut, und ich würde es billigen. Aber ich kann dir versichern, mein kühner Freund, dass du nicht weiter als bis in die Lobby dieses Gebäudes kommst, bevor du getötet oder gefangen genommen wirst.«
Khalil hatte Malik nicht widersprochen, aber er dachte wieder, dass sein Mentor zu vorsichtig war. Die Amerikaner waren überheblich, und ihr Militär und ihre Sicherheitskräfte hielten sich für unbesiegbar, was sie unvorsichtig werden ließ. Und er war davon überzeugt, dass sie weder am 11. September noch in den anderthalb Jahren, die seitdem verstrichen waren, etwas dazugelernt hatten.
Auf jeden Fall hatten ihm seine Freunde von al-Qaida erklärt, dass sie ein Ziel aussuchen, es ihm aus Sicherheitsgründen aber nicht vor dem Ende seines Rachefeldzugs bekanntgeben würden.
Amir riss ihn aus seinen Gedanken und sagte: »Sir? Vielleicht sollten wir hier nicht zu lange anhalten.«
»Sind Sie nervös, Amir?«
»Ja, Sir.«
»Sie tun nichts Unrechtmäßiges, Amir«, erinnerte ihn Khalil. »Also benehmen Sie sich auch nicht wie jemand, der etwas auf dem Gewissen hat.«
»Ja, Sir.«
»Los.«
Amir fuhr los und steuerte das Taxi auf dem Broadway langsam nach Süden. »Zum World Trade Center?«, fragte er.
»Ja.«
Amir fuhr weiter nach Süden. »Dort gibt es eine Aussichtsplattform, von der aus Sie die Baustelle sehen können«, sagte er und fügte hinzu: »Sie ist eine Touristenattraktion geworden.«
»Gut. Ich bete darum, dass in den kommenden Jahren noch weitere solche Attraktionen dazukommen.«
Amir erwiderte nichts.
Sie bogen nach Westen auf die Cortlandt Street ab, und Amir sagte: »Geradeaus standen einst die Türme, Sir. Die Plattform ist einen Block weiter rechts, und wenn Sie das Loch im Boden sehen wollen, halte ich dort in der Nähe.«
»Ja, gut«, erwiderte Khalil. »Aber zuerst muss ich das Gebäude der Steuerbehörde sehen, das sich, wie man mir gesagt hat, an der Murray Street befindet.«
Ohne zu fragen, weshalb sein Fahrgast dieses Gebäude sehen wollte, bog Amir nach rechts in die Church Street ab und fuhr an der Aussichtsplattform vorbei.
Khalil sah, dass zahlreiche Leute in Richtung Plattform gingen oder von dort kamen, aber ansonsten waren die Straßen nahezu menschenleer.
Amir bog nach links in die Murray Street ein, eine Einbahnstraße voller dunkler Bürogebäude. Khalil stellte fest, dass ein paar Fahrzeuge am Straßenrand standen, aber bis auf das Taxi keines hier durchfuhr und auch keine Fußgänger zu sehen waren.
Amir deutete nach links und sagte: »Das ist das Gebäude der amerikanischen Steuerbehörde.«
»Halten Sie auf der anderen Straßenseite an.«
Amir fuhr gegenüber von dem Gebäude an den Straßenrand.
»Ich werde von hier aus zu der Aussichtsplattform zurücklaufen«, sagte Khalil.
»Ja, Sir.« Amir parkte ein und fragte vorsichtig: »Brauchen Sie meine Dienste noch, Sir?«
»Ich glaube nicht.«
»Ja, Sir … unser gemeinsamer Freund hat eine Vergütung erwähnt – «
»Natürlich.« Khalil bückte sich und holte einen langen Eispfriem und eine amerikanische Baseballkappe mit der Aufschrift »Mets« aus seiner Reisetasche. »Sie haben ausgezeichnete Arbeit geleistet«, versicherte er Amir.
»Danke, Sir.«
Khalil nahm den Holzgriff in die rechte Hand, schaute sich um, um sicherzugehen, dass sie allein waren, dann blickte er nach oben, um festzustellen, wie viel Abstand zwischen Amirs Kopf und dem Dach war. Darauf stieß er mit dem Eispfriem in einem weiten, kräftigen Schwung zu. Die Spitze des Eispfriems drang rechts oben in Amirs Kopf ein und durchbohrte mühelos den Schädel.
Amir riss die rechte Hand zurück und packte Khalils, die noch immer den Eispfriem umfasste. Amir schien verdutzt zu sein, wusste nicht, wie ihm geschah. Er zerrte an Khalils Hand und drehte sich um. »Was …? Was soll … ?«
»Ruhig, mein Freund. Regen Sie sich nicht auf.«
Amirs Griff löste sich. Khalil wusste,
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