Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
Vom Netzwerk:
mich dem Holland Tunnel näherte, warf ich einen Blick zu der Stelle auf der anderen Seite des Hudson River, wo einst die Türme gestanden hatten. Die Genies, die über den Wiederaufbau des Trade Center diskutierten, waren sich immer noch nicht darüber einig, was sie dort bauen sollten, und bei dem Tempo, das sie vorlegten, würde es noch zwei, drei Jahre dauern, bis der erste Träger stand. Unterdessen war das Loch im Boden eine Touristenattraktion und eine ständige Erinnerung an einen sehr schlimmen Tag.
    Als ich an den Mauthäuschen in der Schlange stand, sprach mich ein junger uniformierter Cop von der Port Authority Police an: »Nur eine Sicherheitskontrolle, Sir. Darf ich Ihren Führerschein sehen?«
    Warum ich? Sehe ich verdächtig aus? Es muss an meinen blauen Augen liegen. Unterdessen steuert Abdul vor mir mit einem Neunachser, der mit weiß Gott was beladen ist, auf den verflixten Tunnel zu und wird einfach durchgewunken.
    »Sir?«
    Ich zeigte ihm meine Dienstplakette vom NYPD und meinen Bundesausweis, worauf er zu mir sagte: »Einen schönen Tag noch, Detective.«
    »Warum ich?«
    »Das sind Stichproben. Jedes sechste Fahrzeug.«
    »Würden Sie so auf Pferde wetten?«
    »Ich mache nur das, was man mir aufgetragen hat. Einen schönen Tag noch.«

    Ich fuhr mein Fenster hoch und rollte in den Tunnel. Tja, dachte ich, halt dich nicht nur an das, was man dir aufträgt. Ich mache das jedenfalls nicht. Zeig ein bisschen Initiative und gesunden Menschenverstand, sonst verliert ihr diesen Tunnel auch noch.
    Ich verließ den Tunnel und fuhr durch die geschäftigen Straßen von Lower Manhattan. Am Broadway gibt es Parkplätze, die für Regierungsbedienstete reserviert sind, allerdings darf man seit 9/11 nicht mehr vor der Federal Plaza 26 parken. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund darf man aber vor dem Regierungsgebäude nebenan parken, am Broadway Nummer 290 – nur für Regierungsbedienstete, keine Terroristen, keine Autobomben. Ich fand eine hübsche Parklücke vor Nummer 290.
    Während ich mich noch umsah, wo Kate die Parkerlaubnis versteckt hatte – im Handschuhfach? Unter dem Fahrersitz? Hinter der Sonnenblende? –, kam ein junger Cop angeschlendert und klopfte an mein Fenster.
    Ich ließ er herunter, worauf er zu mir sagte: »Nur für Regierungsbedienstete. «
    »Richtig. Ich suche nach meiner Erlaubnis.« Ich reichte ihm meinen FBI-Dienstausweis und zeigte ihm meine NYPD-Dienstmarke, während ich unter dem Beifahrersitz herumkramte. Warum zum Teufel sucht sie sich jedesmal einen anderen Platz aus?
    Der Cop, auf dessen Namensplakette »Timmons« stand, reichte mir meinen Ausweis und sagte: »Danke, Detective.«
    Er wollte bereits abziehen, aber ich nutzte die Gelegenheit und fragte ihn: »Hey, wissen Sie irgendwas über den Mord an einem Taxifahrer? Ein Amerikaner arabischer Abstammung. Libyer. Müsste … gestern passiert sein?«
    »Wo?«
    »Weiß ich nicht. Wie viele arabische Taxifahrer sind in letzter Zeit ermordet worden?«
    »Einer. Gestern Nachmittag, an der Murray Street. Wir sollen nach dem Verdächtigen Ausschau halten«, teilte er mir mit.

    »Habt ihr einen Verdächtigen?«
    »Yeah. Ich hab ein Foto im Auto.«
    »Gut. Hey, wenn Sie eine Frau wären, wo würden Sie dann die Parkerlaubnis hinlegen?«
    Ich dachte schon, er würde zu mir sagen: »Sie sind der Detective«, aber er erwiderte vernünftigerweise: »So was will ich mir nicht vorstellen.«
    »Richtig. Wie ist der Typ umgelegt worden?«
    »Hat so was Ähnliches wie ’nen Eispfriem in den Kopf gekriegt. «
    »Autsch. Wie heißt das Opfer?«, fragte ich.
    Er fragte sich sicher, warum ich mich nicht bei meinem Boss erkundigte, und ich dachte schon, er würde mich noch mal um meinen Dienstausweis bitten, aber er erwiderte: »Er hieß Amir … ein arabischer Name.«
    »Vielleicht ist sie in ihrer Handtasche. Würde sie so was in ihre Handtasche stecken?«
    »Ich weiß es nicht. Aber Sie brauchen sie, wenn Sie hier parken wollen, sonst werden Sie abgeschleppt. Hochsicherheitszone«, erinnerte er mich.
    »Richtig. Ich arbeite hier.« Autobombenabschleppzone. »Wie war der Name des Verdächtigen?«, fragte ich Officer Timmons.
    »Wir haben keinen Namen.«
    »Aber Sie haben ein Foto.«
    »Genau. Aber keinen Namen.«
    Interessant. »Woher stammt das Foto?«, fragte ich ihn.
    »Weiß ich nicht. Aber wir halten Ausschau nach einem Araber«, sagte er und fügte hinzu: »Als man ihn zum letzten Mal gesehen hat, trug er ein dunkelblaues

Weitere Kostenlose Bücher