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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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Sportsakko, eine braune Hose und ein hellblaues Hemd.«
    Als ich Khalil zum letzten Mal gesehen hatte, trug er einen schwarzen Overall und einen dazu passenden Helm. Ich nahm an, dass die Beschreibung von den Piloten stammte, die vermutlich
die einzigen lebenden Menschen waren, die Khalils Kleidung identifizieren konnten.
    »Wissen Sie irgendwas Näheres über den Vorfall?«, fragte ich Officer Timmons.
    »Die Mordkommission sagt, es war kein Raubüberfall«, erwiderte er. »Folglich sieht’s so aus, als ob Abdul A Abdul B kannte und sie vielleicht eine Art Meinungsverschiedenheit hatten.«
    »Klar. Wenn ihr keinen Namen habt, weshalb seid ihr euch dann so sicher, dass der Verdächtige ein Araber ist?«, fragte ich ihn.
    »Das hat man mir gesagt.« Und er fügte hinzu: »Der Typ auf dem Foto ist jedenfalls kein Ire.«
    Ich dachte an das Fahndungsplakat und fragte: »Dunkler Teint, zurückgekämmte Haare, Hakennase und irrer Blick?«
    »Yeah. Ich hab’s im Auto. Wollen Sie’s sehen?«
    »Nein.«
    »Liegt am Boden«, sagte Timmons.
    »Sie sollten es am Armaturenbrett haben.«
    »Nein, Ihre Parkerlaubnis. Sie liegt hinter Ihnen am Boden.«
    »Wirklich?« Ich drehte mich um, und selbstverständlich, da war sie. Hatte ich sie dort hingelegt?
    Jedenfalls zog der Cop ab. Ich nahm die Erlaubnis und legte sie hinter die Windschutzscheibe, sperrte das Auto ab und lief in Richtung Federal Plaza 26. Es war ein herrlicher Tag, und auf der Straße schienen sich alle des Lebens zu freuen. Ich auch. Ich ging sogar jede Wette ein, dass Khalil sich des Lebens freute. Er hatte einen schönen Sonntag gehabt. Fünf Tote. Fast sechs. Und dazu vielleicht noch ein paar, von denen wir noch nichts wussten. Erstaunlich.
    Nun ja, angenommen, Amir, der Taxifahrer, war von Khalil, dem Arschloch, ermordet worden, dann war Khalil gestern in Manhattan gewesen, nur ein paar Blocks von hier entfernt. Also
erst im Sullivan County, dann am Republic Airport, danach in Douglaston, Queens, und anschließend in Manhattan. Er war schnell unterwegs, genau wie beim letzten Mal.
    Vor drei Jahren war Asad Khalil nach Amerika gekommen, um die noch lebenden Piloten der US Air Force zu ermorden, die 1986 seine Wohngegend in Tripolis bombardiert hatten. Die Namen dieser Piloten sollten eigentlich strenger Geheimhaltung unterliegen, und in Washington wollte niemand, dass die amerikanische Öffentlichkeit, das amerikanische Militär oder irgendjemand auf der Welt erfuhr, dass das amerikanische Sicherheitssystem geknackt und amerikanische Soldaten in der Heimat ermordet worden waren, weil sie in Übersee ihre Pflicht getan hatten. Nicht gut für die Kampfmoral oder den neuerdings sogenannten Heimatschutz und mit Sicherheit nicht gut für das Image eines mächtigen Amerika.
    Deshalb hatte Washington diese Morde vor drei Jahren eisern unter Verschluss gehalten, und man hatte verhindern können, dass die Presse sie miteinander in Verbindung brachte. Diesmal lief es genauso.
    Diesmal jedoch war mir klar, was vor sich ging. Deshalb würde es anders ausgehen. Nicht unbedingt besser, aber anders.

24
    V or der Federal Plaza Nummer 26 sind Wachhäuschen, die mit Angestellten einer privaten Wachschutzfirma namens Wackenhut Security bemannt sind. Dieses Arrangement steht für eine sehr fortschrittliche Denkweise seitens der Regierung in Washington, die unter der Bezeichnung Outsourcing firmiert. Ich meine, warum hervorragend ausgebildete und vereidigte Ordnungshüter des Bundes einsetzen, wenn man für das doppelte Geld einen fetten Typ in einer albernen Uniform bekommt, dem es möglicherweise schwerfällt, seine Knarre aus dem Holster zu kriegen? Man kann mich ruhig als zynisch bezeichnen, aber ich glaube, einige Leute verdienen mit diesen Regierungsaufträgen viel Geld. Vielleicht sollte ich mich auch auslagern.
    Jedenfalls kam ich an Wackenhut Security vorbei und betrat die Federal Plaza 26 durch den Eingang an der Duane Street. Die große Lobby wurde von einem zweiten Schwarm Wachmännern gesichert, in diesem Fall von einer Truppe, die sich FBI Police nannte und bei denen es sich um Polizisten in Uniform handelte, deren Zuständigkeitsbereich ausschließlich auf bundeseigene Immobilien beschränkt war. Wenn also Terroristen auf dem städtischen Gehsteig herumballern, dann darf die FBI Police theoretisch lediglich vom Fenster aus zuschauen und die Jungs von Wackenhut anfeuern. Ich konnte nur hoffen, dass jemand daran dachte, das NYPD anzurufen. Jedenfalls ging ich auf den

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