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Der Lord ihres Herzens

Titel: Der Lord ihres Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Brooke
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Krawattentuch.
    Der Fremde drehte sich um und schnippte den Zigarillo in weitem Bogen über die Terrasse in den Regen hinaus.
    Als wollte der Himmel dies missbilligen, öffnete er seine Schleusen und ließ den Regen nur so auf die Erde prasseln. Der Wind heulte geisterhaft auf. Die blutroten Vorhänge blähten sich neben dem Fremden und unwillkürlich drängte sich ihr der Gedanke auf, dass hier ein Teufel aus der Hölle trat. Der Mann trat ein, schloss die Terrassentür hinter sich und sperrte den Sturm aus.
    Jane sprang auf, was sie dem Fremden beunruhigend nahe brachte. Er roch angenehm nach Sattelleder, Regen und dem exotischen Duft seiner südländischen Tabakwaren.
    Sie bewegten sich gleichzeitig und so stolperte Jane mit der ausgestreckten Hand gegen seine Brust. Ihre Seite berührte seinen muskulösen Oberschenkel. Er packte sie mit starken Händen an den Oberarmen, damit sie nicht hinfiel. „Immer langsam.“
    Die Hitze seiner Handflächen und Finger strömte durch ihre ausgekühlte Haut. Aus der Nähe wirkte er sogar noch größer als vorhin in der Terrassentür. Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um zu ihm hinaufzublicken.
    Auf einmal loderte ein begieriges Feuer in seinen Augen, die unter schweren Lidern hervorlugten. Sie rechnete damit, dass er sie länger festhalten würde, doch er gab sie frei, sobald sie das Gleichgewicht wiedererlangt hatte. Hastig trat sie einen Schritt zurück, worauf sie mit den Kniekehlen gegen den Sessel stieß.
    Wieder lächelte der Fremde und sein Lächeln wurde durch den dunklen Teint noch strahlender. „Meinetwegen brauchen Sie nicht zu gehen.“ Seine Stimme klang wie ein heiserer Tenor und schien ihr förmlich den Rücken hinab zu kriechen.
    Jane runzelte die Stirn. Für wen hielt sich dieser Kerl eigentlich? Ein Gentleman drang nicht ohne Einladung in Privaträume ein. „Oh, ich gehe nirgendwohin. Sie finden die anderen Trauergäste im Salon, Sir.“
    „Ich weiß. Deswegen bin ich ja in der Bibliothek.“ Feine Fältchen zeigten sich in seinen Augenwinkeln. „Sie haben nicht die geringste Ahnung, wer ich bin, oder?“
    Allmählich gelangte sie zu der Überzeugung, dass sie es doch wusste. „Natürlich nicht. Wir wurden einander noch nicht vorgestellt.“ Ihr war der pedantische Ton zuwider, in dem sie das sagte. Sie drehte sich zur Seite und begann mit leicht zitternden Fingern an der Polsterung ihres Sessels herumzuzupfen.
    Aber er ist doch nicht etwa ...Er kann doch unmöglich ... Wenn der Fremde der neue Lord Roxdale war, wäre er doch jetzt bei der Testamentseröffnung dabei!
    Jane presste die Finger gegen den Sessel. Fremden gegenüber fühlte sie sich schon immer unbehaglich, aber dieser Mann brachte sie vollkommen aus der Fassung.
    Bevor er noch etwas sagen konnte, erwiderte sie: „Es interessiert mich nicht, wer Sie sind. Es schickt sich nicht, dass wir hier miteinander allein sind. Sie müssen gehen.“
    „Muss ich das? Wir vertragen uns doch prima.“ Ohne sie um Erlaubnis zu fragen, schob er ihren Sessel weg, der ihm den Weg versperrte, und ging weiter ins Zimmer hinein.
    Er schlenderte an Regalen, Globen und Karten vorbei, umrundete einen großen Zeichentisch und bewegte sich zielstrebig zu dem Getränketablett, das voll beladen auf der Anrichte bereitstand. Aus einer Kristallkaraffe goss er sich ein Glas Brandy ein.
    Empört folgte sie ihm. „Was glauben Sie eigentlich, wer Sie ... “ „Mir scheint, ich bin Ihnen gegenüber im Vorteil.“ Er umfasste sein Glas mit seinen langen, schlanken Fingern, drehte sich zu Jane um und prostete ihr zu. „Denn ich weiß, wer Sie sind.“
    Jane blieb stehen. „Wie sollten Sie? Sie sind doch gerade erst...“ Gerade erst angekommen, hatte sie sagen wollen. Aber sie wollte nicht auf die elektrisierenden Augenblicke seiner Ankunft anspielen, als seine Blicke sie wie ein Bannstrahl getroffen hatten.
    „Oh, ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, es herauszufinden“, sagte er ruhig. „Lady Roxdale.“
    Er nippte an seinem Brandy und hob einen Mundwinkel, sodass seine Wange eine leichte Kerbe offenbarte, die allerdings kaum das Wort „Grübchen“ verdiente. Wie gebannt starrte Jane auf seine verführerisch geformten Lippen. Sie erschauderte, blinzelte dann, um den Kopf wieder freizubekommen. Sie war offenbar auf dem besten Weg, einem gefährlichen Zauber zu verfallen.
    Dann wurde ihr klar, was er gesagt hatte. Er hatte sich nach ihr erkundigt. Warum hatte er das getan?
    Der Anstand verlangte, dass sie sofort

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