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Der Lord ihres Herzens

Titel: Der Lord ihres Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Brooke
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den Raum verließ, statt sich Wortgefechte mit einem ihr völlig Fremden zu liefern. Sie waren einander nicht vorgestellt worden und hatten einander demnach auch nichts zu sagen. Jane hielt große Stücke auf die Anstandsregeln, solange sie ihr erlaubten, ihren Neigungen zu folgen.
    Diesmal jedoch siegte ihre Neugier über ihre gute Erziehung. Sie schützte Desinteresse vor, wedelte mit der Hand und fragte: „Und Sie sind?“
    Ein Hexer! Ein Zauberer! Ein Magier, der mich mit seinen Zaubersprüchen bannt!
    Er stellte das Glas ab und verneigte sich übertrieben feierlich. „Ich muss wohl der neue Lord Roxdale sein.“ Die Zähne blitzten weiß auf. „Aber Sie dürfen Constantine zu mir sagen.“

3. Kapitel
    Einen kurzen Augenblick lang war Lady Roxdale kreidebleich, dann breitete sich eine zarte Röte über ihre Wangen aus. Sie sah zu ihm auf und ihre klaren grauen Augen schienen Feuer zu fangen.
    „Sie“, sagte sie mit unglaublicher Verachtung, „sind der neue Lord Roxdale?“
    Er verneigte sich. „Wie ich zu meiner Schande gestehen muss.“ Die Art, wie sie ihre Lippen zusammenpresste, zeigt ihm, dass sich seine Sünden bis zu ihr herumgesprochen hatten. Sie lasteten wie ein Makel auf ihm. Seine Anwesenheit kränkte die Witwe offenbar zutiefst.
    Mit einem zynischen Lächeln zog er sich zur Anrichte zurück und nahm sein Glas in die Hand. Er ließ die bernsteinfarbene Flüssigkeit im Glas kreisen und wärmte sie mit seiner rechten Hand. Vielleicht hätte er sich nicht so schnell zu erkennen geben sollen. Bestimmt war sie auf der Hut vor ihm, wollte ihn vielleicht sogar meiden, wie es sich für eine anständige Dame gehörte.
    Er sah auf und begegnete ihrem so beunruhigenden Blick. „Ich habe es versäumt, Ihnen mein Beileid auszusprechen. Frederick war ein ... “ „... ein guter Mensch. Ja.“ Sie stieß diese Worte zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Zweifelte sie etwa an dem Bild, das man von ihrem Ehemann hatte? Ihre Augen waren zwar ein wenig verweint, dennoch hatte er nicht den Eindruck, dass sie über Fredericks Tod äußerst bekümmert war. Allerdings wusste man bei englischen Damen nie, woran man war. Manche waren so erstaunlich zurückhaltend, dass man den Fehler beging, sie für kaltherzig zu halten, während sie in Wahrheit heißblütig waren. Neugier war schon immer seine ärgste Schwäche gewesen. Oder eine seiner ärgsten. Constantine lehnte seine rechte Hüfte gegen die Anrichte und kreuzte einen Fuß über den anderen. Solange sie ihm keinen Platz anbot, durfte er sich in ihrer Gegenwart nicht setzen, selbst wenn das Haus jetzt ihm gehörte.
    Sie ergriff zuerst das Wort. „Wie gut haben Sie meinen Mann gekannt?“
    Frederick hatte ihre gemeinsame Geschichte also nicht erwähnt. „Als Kinder waren wir gut befreundet, Frederick und ich. Aber ich habe ihn in den letzten sieben oder acht Jahren nicht mehr gesehen. Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, ob er ein guter Mensch war. Damals, als wir klein waren, war er mir jedenfalls ein guter Freund.“
    Sie neigte den Kopf und dachte einen Moment lang nach. „Mir war er auch ein guter Freund, aber das liegt lange Zeit zurück.“
    Bei den letzten Worten klang ihre Stimme seltsam hohl. Verdammte sie Frederick etwa mit diesem lauwarmen Lob, oder machte sie ihm das größte Kompliment? Es war nicht einfach für Constantine Black, das zu unterscheiden. Janes Gesichtsausdruck gab nichts von ihren Gedanken und Gefühlen preis, doch ihre Hände wanden sich wie zwei gequälte Seelen.
    Sie war so widersprüchlich, ein wahres Rätsel, und er verspürte das dringende Bedürfnis, die verschiedenen Schichten dieser Frau zu ergründen.
    Vorsicht. Das ist gefährliches Terrain, mein Junge, sagte er sich. Trotz all dem schlüpfrigen Getratsche über Fredericks Tod im Ehebett, der so, ehrlich gesagt, wirklich jeden treffen konnte, war Fredericks Witwe eindeutig eine ehrbare Dame. Sie gehörte zu jenem erlauchten Zirkel von Frauen, mit denen der berüchtigte Constantine Black nichts zu schaffen hatte. Er hatte nicht das Recht, mit ihr zu verkehren. Er sollte sie hier nicht aufhalten. Man stelle sich nur vor, welche Aufregung es geben würde, wenn man ihr ein Tete-a-tete mit einem so unbotmäßigen Schuft wie ihm nachsagen würde. Und das ausgerechnet an dem Tag, an dem ihr Ehemann zu Grabe getragen wurde.
    Dennoch widerstrebte es ihm, das Zimmer zu verlassen, ehe er ein wenig mehr über sie erfahren hatte. Er wollte den Raum überhaupt nicht

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