Der Lord ihres Herzens
„Abgesehen von den kleineren Hinterlassenschaften hat Frederick all seine Gelder, seine Wertpapiere und sein Gold dir hinterlassen, Jane. Er hat dich zu einer sehr vermögenden Frau gemacht.“
Jane hatte plötzlich das Gefühl, als würde eine Riesenhand ihre Welt mit aller Macht auf den Kopf stellen und kräftig hin und her schütteln. Ihr wurde schwindelig und die Gedanken schwirrten in ihrem Kopf nur so umher. Natürlich hatte sie damit gerechnet, als Witwe gut versorgt zu sein, aber ein Reichtum dieser Größenordnung war einfach überwältigend.
„Die gravierendsten Folgen betrifft das Landgut“, sagte der Earl of Beckenham an Constantine gewandt. „Kurz gesagt hat Frederick Ihnen, Lord Roxdale, alles Land hinterlassen, das zum Titel gehört, allerdings keine Gelder, um den Besitz zu erhalten.“
Jane hörte kaum den erstickten Laut, der Constantine Black entfuhr. Ihr Magen krampfte sich zusammen. „Was?“, rief sie erschrocken aus. „Aber das kann er doch nicht machen!“
Der Unterhalt des Landguts verschlang gigantische Summen. Ständig mussten Pächtercottages repariert und renoviert werden, für die Landwirtschaft wurden neue Gerätschaften gebraucht, neue Vorhaben mussten finanziert werden. Ganz zu schweigen von dem
Haus. Allein die Gehälter für die Dienstboten verschlangen ein kleines Vermögen.
Jane legte die rechte Hand erschrocken vor den Mund und ließ sie wieder sinken. Oh Frederick! Wie konntest du nur glauben, dass ich das gewollt hätte?
Aber natürlich hatte er es nicht ihretwegen getan. Er hatte es nur getan, um Constantine Black zu bestrafen.
Constantine verschränkte die Arme und lehnte sich im Sessel zurück. „Ist das alles?“
„Leider nein.“ Beckenham seufzte. „Die Weberei ist mit einer hohen Hypothek belastet. Mr Greenslade kann Ihnen die Einzelheiten nennen, aber soweit ich es verstanden habe, wird die Schuld durch Fredericks Tod fällig. Sie haben weniger als zwei Monate Zeit, die volle Summe zuzüglich Zinsen zu begleichen, andernfalls verlieren Sie die Weberei.“
Jane sah Constantine an. Sein an sich so schönes Gesicht war zu einer regungslosen Maske erstarrt. Nur seine grünen Augen blitzten vor Zorn. Sie wollte ihn hier auf Lazenby nicht haben - sie war sich sogar ziemlich sicher, dass sie diesen Mann verabscheute -, aber dennoch empfand sie ein tiefes, ehrliches Mitgefühl für ihn. Er hatte erwartet, ein glanzvolles Vermögen zu erben und nicht eine so schwere Last.
„Gibt es keine Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen?“, fragte sie. Constantine fügte hinzu: „Aber es stand doch sicher nicht in Fredericks Macht, das Landgut so auf dem Trockenen zu lassen.“ Beckenham löste seinen Griff und begann wieder auf und ab zu gehen. „Ich weiß nicht, Roxdale. In diesem Punkt müssen Sie sich von Ihrem eigenen Anwalt beraten lassen. Vielleicht können Sie gegen diese Entscheidung klagen. Aber derartige Prozesse können Jahre, mitunter ein Leben in Anspruch nehmen. Ganz zu schweigen von den horrenden Anwaltskosten, die auf Sie zukommen würden. Das wäre vielleicht keine sehr brauchbare Lösung.“
„Und was ist mit Luke?“, erkundigte sich Jane. „Hat Frederick für ihn gesorgt?“
Der Earl seufzte laut. „Leider nicht. Aber das ist noch nicht das Schlimmste.“
Er rieb sich den Nacken. „Zum Teufel“, brummte er. „Ich weiß gar nicht, wie ich es dir sagen soll.“
„Was? “, sagte sie scharf und stand auf. „Sag mir sofort, was los ist! “ „Frederick hat Luke unter Lord Roxdales Vormundschaft gestellt.“
Der Schock traf sie wie ein Schlag. Jane fiel in das Sofa zurück und umklammerte die Armlehne. Sie schien nicht in der Lage zu sein, zu atmen. Oh Gott, hat mich Frederick am Ende doch so sehr gehasst? Warum musste er mir das antun?
Welcher halbwegs vernünftige Mensch kam auf die Idee, dass Constantine Black der geeignete Vormund für einen sechsjährigen Knaben sein könnte? Jane hoffte sehr, dass es eine Möglichkeit gab, um Luke vor einem solchen Schicksal zu bewahren.
Sie konnte und wollte diese Nachricht einfach nicht glauben. „Nein!“, stieß sie atemlos hervor. „Dieser Halunke soll Lukes Vormund sein?“
Constantine Black sprang auf und starrte wütend auf sie herab. „Dürfte ich Sie daran erinnern, dass ich noch im Raum bin, Mylady?“, sagte er eisig. Dann wandte er sich dem Earl zu. „Seien Sie bitte so freundlich mir zu erklären, wer um alles in der Welt dieser Luke eigentlich ist und warum ich sein
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