Der Lord ihres Herzens
Marmorsäule.
„Nein?“, sagte sie trocken. „Dann kennen Sie meine Familie nicht.“
„Ich kenne sie gut genug.“ Mehr als ihm lieb war, schloss sie aus seinem mürrischen Tonfall.
Sie betrachtete ihn aus schmalen Augen, entschied aber, nicht nachzuhaken. Schließlich brauchte sie seine Kooperation.
„Wir sollten hier nicht so allein miteinander sein“, sagte er. „Was würde geschehen, wenn der Duke zum Beten hereinkäme?“
Sie schnaubte. „Montford braucht nicht zu beten. Schließlich hält er sich für den lieben Gott höchstpersönlich. Jedenfalls glaube ich, dass mein Ruf es übersteht, wenn ich einen Moment mit dem Cousin meines Ehemanns plaudere.“
„Gütiger Himmel, Sie sind ja vertrauensselig!“ Er sah sich um, worauf die Goldstickerei auf seinem Morgenmantel aufleuchtete. „Wenn ich nur halb so schlimm wäre, wie immer behauptet wird, würde mich nichts davon abhalten, Sie zu verführen.“
Trotz ihrer Entschlossenheit, sich von ihm nicht einschüchtern zu lassen, setzte Janes Herz einen Schlag aus und begann dann wie wild zu klopfen.
Sie fasste sich wieder und lächelte spöttisch. „Eine leere Drohung, Mylord. Ich habe keine Angst vor Ihnen.“
„Oh, es war keine Drohung.“ Lächelnd musterte er sie von Kopf bis Fuß. „Es war eher ein Nachsinnen.“
Was um alles in der Welt wollte er ihr damit sagen? Die Belustigung, die in seinen Augen blitzte, ließ sie nicht weiter nachfragen.
Jane versuchte sich auf ihr ursprüngliches Vorhaben zu konzentrieren. „Die Art und Weise, wie die Hinterlassenschaft geteilt wurde, versetzt uns beide in eine fürchterliche Lage. Meine Familie ist der Meinung, uns bliebe nichts anderes übrig, als zu heiraten.“
Sie wartete, doch er enthielt sich jeden Kommentars. Er würde es ihr nicht einfach machen. Sie verschränkte ihre Finger erneut ineinander. „Ich werde morgen eine Unterredung mit dem Duke of Montford haben, um diese Angelegenheit zu besprechen.“
Anfangs hatte sie panische Angst gehabt, der Duke könnte von ihr verlangen, Constantine Black zu heiraten. Mittlerweile hatte sie ebensolche Angst, er könne noch ganz andere Pläne für sie haben. Nie würde sie sich bereit erklären, Luke zurückzulassen, doch das würde der Duke nicht verstehen. Sein einziges Ziel bestand darin, Reichtum und Macht der Westruthers zu mehren. Warum sollte er sich dafür interessieren, was aus einem einzelnen kleinen Jungen wurde?
Sie sah Constantine an, doch dieser unverschämte Mann schwieg immer noch. Ihre Worte schienen ihn nicht zu überraschen. Natürlich wäre er ein Narr, eine Heirat zwischen ihnen nicht als mögliche Lösung für das Schlamassel in Betracht zu ziehen, das Frederick ihnen hinterlassen hatte. Und auch wenn ihm jede Moral fehlte, hatte sie doch den Eindruck, dass Constantine Black kein Narr war.
Sie versuchte seine Mimik zu deuten, doch sein Gesicht war völlig ausdruckslos. Offenbar war er fest entschlossen, ihr nicht entgegenzukommen.
Nur ihr Wunsch, Luke bei sich zu behalten, ließ sie weiterkämpfen. Sie atmete tief durch, errötete vor Verlegenheit. „Unabhängig von unseren ... persönlichen Gefühlen glaube ich, dass Sie und ich heiraten müssen, um den Besitz wieder zusammenzuführen.“
Eine Pause trat ein. Langsam zog er beide Augenbrauen nach oben. „Ah“, sagte er leise. „Ich fühle mich geehrt, dass eine so schöne und vornehme Dame sich dazu herablässt, mir die Ehe anzutragen.“ Natürlich sollte er sich geehrt fühlen. Durch diese Verbindung hatte er schließlich ebenso viel zu gewinnen wie sie! Er ging kein Risiko ein. Im Gegenteil. Er konnte ihr Vermögen nehmen und es einfach verjubeln, es für sein Glücksspiel und seine Geliebten oder seine Huren ausgeben, ohne einen Gedanken an die Kosten zu verschwenden. Während sie mit aller Macht versuchte, den Kopf über Wasser zu halten, die Lady vom Herrenhaus zu spielen und so tat, als wäre ihre Welt nicht zusammengebrochen.
Sie schluckte hart. „Natürlich wäre es eine reine Vernunftehe. Sie brauchen nicht zu befürchten, dass ich von Ihnen erwarte, Ihre Gewohnheiten zu ändern.“
„Meine Gewohnheiten?“ Er sprach die Worte sanft, doch in seinem Blick lag ein gefährliches Glitzern. „Wie großzügig von Ihnen. Ich bin ganz überwältigt, sogar zutiefst geschmeichelt.“
Sie platzte mit den Worten heraus, ehe sie sie zurückhalten konnte. „ Geschmeichelt ? Sie sind der letzte Mann auf Erden, den ich freiwillig heiraten würde. Aber wie es
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