Der Lord ihres Herzens
unterbreiten. Eine Vernunftehe, in der beide Seiten bekommen, was sie wollen, wird ihn überzeugen. Er wird einfach ein Ersatz-Frederick, das ist alles.“ Rosamund wirkte zweifelnd. „Glaubst du, du solltest so offen sein, Liebes? So mancher Gentleman wäre vielleicht beleidigt, wenn er so etwas hören muss.“
Jane winkte ab. Besser sie beleidigte ihn, als dass er die Oberhand gewann. Sie hatte den starken Verdacht, dass Constantine Black nicht viel Ermutigung brauchte, um einen Vorteil auszunutzen.
„Ich werde versuchen, verbindlich zu sein“, sagte sie. „Aber leicht wird mir das wohl nicht fallen.“
Sie ignorierte die skeptischen Blicke ihrer Cousinen und ging zum Sekretär. Ungeschickt, aber fest entschlossen öffnete sie die Klappe. Dann zog sie Papier und Tinte heraus, setzte sich und nahm den Federhalter zur Hand.
„Ich muss mit Lord Roxdale reden, bevor ich morgen dem Duke gegenübertrete. Ich arrangiere eine Unterredung.“
Constantine betrachtete sein leeres Glas in der Hand und starrte dann auf den letzten Schluck in der Karaffe neben ihm. Er hatte schon nach einer weiteren Flasche geklingelt, aber wem wollte er etwas vormachen? Es gab in ganz England nicht genügend Wein, um ihn so betrunken zu machen, dass er die fürchterliche Lage vergaß, in der er sich befand.
Er hatte sich mit George gestritten, was er so gut wie nie tat, und auch seine Tante beleidigt. Lady Endicott hatte sich mit Krämpfen ins Bett zurückgezogen, daher würde wenigstens sie ihn in den nächsten Stunden nicht belästigen.
Das Zerwürfnis mit seiner Tante bekümmerte ihn nicht weiter, schließlich bestand ihre Lieblingsbeschäftigung darin, ihn zu maßregeln und ihre Abneigung zu zeigen. Außerdem würde sie zweifellos ihre Drohung in die Tat umsetzen und Lady Arden auf ihn ansetzen, und so hatte er kein allzu schlechtes Gewissen.
Die Sache mit George war etwas anderes. Er war der Einzige, der in all den Jahren an Constantine geglaubt hatte, als sich die restliche Gesellschaft von ihm abgewendet hatte. George hatte zu ihm gestanden, obwohl der Vater ihm jeden Kontakt zu dem schwarzen Schaf der Familie untersagt hatte.
Constantine sog die Luft zischend durch die Zähne ein. Er bedauerte den Streit mit George. Trotzdem war es besser, seinen Bruder zu beleidigen, als mit ansehen zu müssen, wie er Constantine zuliebe seinen Traum opferte.
Die Dämmerung war der Nacht gewichen und die Stille der zutiefst ländlichen Umgebung erfüllte den Raum. Er hatte keine Kerzen angezündet. Licht und Wärme spendete nur das flackernde Feuer im Kamin.
Er hatte Lady Roxdales ausdrücklichen Wunsch, sich auswärts einzuquartieren, missachtet und sich ein Schlafzimmer im Ostturm herrichten lassen, weit entfernt von ihren eigenen Räumlichkeiten. Es war nicht das Zimmer des Hausherrn, das wäre selbst für seine Begriffe zu dreist gewesen, aber er hatte ein bequemes, geräumiges Zimmer mit Blick auf die Barockgärten gewählt.
Constantine erhob sich und ging zum Fenster, das offen stand. Der Regen hatte aufgehört, doch am Himmel ballten sich neue dunkle Wolken, die Mond und Sterne verdeckten. Die Stille hatte etwas Erwartungsvolles an sich. Das Knacken der Scheite im Feuer durchbrach sie von Zeit zu Zeit. Er starrte in die Dunkelheit hinaus.
Bald würde er sich entscheiden müssen.
Er atmete tief ein. Natürlich wäre es vernünftig, die Eisjungfer zu heiraten. Sie hatte das Geld, er hatte den Besitz. Wenn sie heirateten, wären alle Probleme gelöst. Seine Tante verlangte es und George hatte als einzige andere Lösung den Verkauf von Broadmere genannt.
Vermutlich hatten sie recht.
Und dennoch ... Der Gedanke, eine Frau nur wegen ihres Geldes zu heiraten, raubte ihm den Atem. Sein Stolz verbot es ihm. Vor allem, wenn es sich dabei um eine Frau handelte, die ihn verachtete.
Eine Frau wie Lady Roxdale war ihm noch nie begegnet. Sie hatte keinen Hehl aus ihrer schlechten Meinung über ihn gemacht. Offenbar glaubte sie auch, immun gegen seine verruchten Verführungskünste zu sein.
Die einzige Verletzlichkeit, die sie bisher gezeigt hatte, war, als der Earl of Beckenham ihm von der Vormundschaft für Luke berichtet hatte. War es nur frömmlerisches Entsetzen, weil ein Mann wie er den Knaben verderben könnte? Oder lag ihr wirklich etwas an dem Jungen? Was sie Luke zuliebe wohl zu opfern bereit war?
Normalerweise hätte Constantine die Idee weit von sich gewiesen, doch er kam allmählich zu dem Schluss, dass seine Lage einfach
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