Der Lord ihres Herzens
ein paar hoch riskanten Spekulationen retten zu können, war ebenso albern, wie sich auf die Spieltische zu verlassen. Er brauchte einen unverhofften Geldsegen, und zwar bald.
„Jane scheint dich zu mögen“, sagte Lady Arden. „Das hätte ich gar nicht erwartet.“
Sein Lächeln nahm einen bitteren Zug an. „Wüstlinge wie ich sind bei allen Frauen beliebt, heißt es.“
„Nicht bei Frauen wie Jane“, widersprach Lady Arden ernst. „Doch ich zolle ihr großen Respekt dafür, dass sie so vernünftig ist und nicht vor dir zurückschreckt. Sie ist eine gute, pflichtbewusste junge Frau. Sie wird tun, was richtig ist.“
„Und du bist hier, um dafür zu sorgen, dass sie jede Gelegenheit dazu bekommt“, murmelte er.
„Zumindest werde ich der Sache nicht im Wege stehen, wie es Griselda getan hätte. Was hat dich nur geritten, sie einzuladen?“ „Glaubst du, ich hatte in dieser Angelegenheit etwas zu sagen?“ Er schüttelte den Kopf. „Wenn ich Griselda nicht hätte bleiben lassen, wäre Cousine Jane mit dem Duke nach London gefahren. Das wäre nun auch nicht gut gewesen.“
„Nein.“ Sie betrachtete ihn einen Augenblick lang schweigend. Dann wandte sie den Blick hinaus in die Nacht und trommelte dabei mit den Fingern auf die Balustrade.
Er konnte beinahe die Zahnrädchen ihrer Gedanken rattern hören. „Gestatte, dass ich meine eigenen Wege gehe, meine Liebe.“
Sie zögerte einen Augenblick und wandte sich dann zu ihm um. „Also schön. Ich würde ihn dir gerne eben, aber für den Moment will ich mich nicht einmischen.“ Sehen wir mal, wie gut du dich machst, lautete die unausgesprochene Herausforderung.
„Glaube mir, ich bin mir meiner Pflichten vollauf bewusst.“ „Das freut mich. Es überrascht mich auch ein wenig. Ich dachte, dass mir bei dir ein schönes Stück Arbeit bevorsteht.“ Sie betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen. „Du hast doch nicht etwa ein Gefühl für sie entwickelt, oder? Das wäre nicht dienlich.“
Als er zögerte, riss sie ihre Augen auf. Doch dann sagte er: „Gott behüte.“
Lady Arden runzelte die Stirn. Vielleicht erinnerte sie sich an jenes letzte Mal, als er mit einer ehrbaren Frau getändelt hatte, die auf eine Ehe aus gewesen war. „Pass auf, was du tust, Constantine.“ Er zog an seinem Zigarillo und blies den Rauch in die Nacht. „Darauf kannst du dich verlassen“, sagte er. „Ganz bestimmt.“
9. Kapitel
Jones!“ Constantine schwang sich von seinem Schimmel und begrüßte den früheren Gutsverwalter mit ausgestreckter Hand. „Ich bin Ihnen sehr dankbar für dieses Treffen.“ Dem knurrigen alten Kerl schien es zu widerstreben, Constantine die Hand zu geben, doch nach kurzem Zögern ergriff er sie kurz. „Ich bin seit zwei Jahren aus dem Geschäft, Mylord.“
An der Art, wie er sprach, erkannte Constantine, dass der Mann nicht zur Kooperation bereit war. Er konnte es Jones allerdings auch nicht verdenken, dass der sich wenig freute, ihn als neuen Grundherrn zu begrüßen. Als Knabe hatte Constantine ihm mit seinen nicht enden wollenden Streichen jede Menge Ärger bereitet.
Dennoch war Constantine auf seine Hilfe angewiesen. Und da der ehemalige Verwalter dazu neigte, sich überall einzumischen, würde es wohl nicht lang dauern, bis Jones seinen Widerwillen überwand und ihn wieder wie einen Schuljungen herumzukommandieren begann.
„Jones, ich brauche Ihren Rat.“
Der alte Mann rieb sich das raue Kinn. „Wüsste nicht, wie ich Ihnen helfen könnte.“
Constantine lachte: „Ach, kommen Sie, Jones. Ich wette, Sie wissen noch immer mehr über die Gutsverwaltung hier, als ich im Leben noch je lernen werde.“ Er blickte nach oben. „Ich brauche Ihren Rat in vielen Dingen, aber im Augenblick geht es mir um die Weberei.“ Beide betrachteten das mächtige Gebäude, das sich in die Talsohle schmiegte.
Es war einmal das Herzstück einer blühenden Industrie gewesen. Zu Constantines Schrecken hatte Larkin ihm mitgeteilt, dass die Weberei nicht mehr genutzt wurde und leer stand. Erst hatte er es gar nicht glauben können, bis er selbst hingeritten war und das Gebäude verlassen vorgefunden hatte. Der Fluss, der die Weberei angetrieben hatte, war zu einem dünnen Rinnsal getrocknet. War das der Grund gewesen, warum Frederick den Betrieb so unbekümmert mit einer Hypothek belastet hatte? Hatte es ihn nicht mehr interessiert, ob er sie verlor?
„Es ist jammerschade, Sir“, sagte Jones und rieb sich die Wange. „Die Weber sind alle
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