Der Lord ihres Herzens
silbernen Teebereiters auf und ließ heißes Wasser in eine zarte Porzellantasse laufen. Sie hatte von dieser Szene zum Glück nichts mitbekommen.
Janes Wangen waren fieberheiß, ihr Körper zittrig. Sie zwang sich, tief Atem zu holen, und setzte sich Lady Arden gegenüber.
Lady Arden reichte Jane die Tasse.
Zufrieden betrachtete sie Jane. „Du bist genau die Frau, die ich mir für Constantine gewünscht hätte! Ich bin sicher, dass ihr hervorragend miteinander auskommen werdet.“
Genau das hatte sie damals auch über Frederick gesagt, deshalb fiel es Jane schwer, Zuversicht aus diesen Worten zu schöpfen. Natürlich hatte Lady Arden keine Ahnung, wie es um Janes Ehe wirklich bestellt gewesen war. In ihrer Jugend waren Jane und Frederick Freunde gewesen. Man konnte es Lady Arden nachsehen, dass sie ihnen eine glückliche Zukunft vorausgesagt hatte.
„Sag, Jane“, begann die Dame, hob ihre Tasse auf und linste über den Rand, „ist es vielleicht eine Liebesheirat?“
Jane dachte daran, wie Constantine auf eine ähnliche Frage geantwortet hatte. „Nein! Es geht nur um das Gut.“
Dieses Motiv würde eine Dame wie Lady Arden voll und ganz verstehen. Janes anderen Grund würde sie vielleicht weniger bereitwillig akzeptieren.
Luke. Constantine würde ein großartiger Vater werden, auch wenn er es selbst noch nicht wusste.
Lady Arden nickte. „Sehr klug. Nun, ich bin äußerst erfreut, dass ihr beide endlich einmal praktisch denkt. Ich würde mich sogar noch mehr freuen, wenn ihr keine Leidenschaft füreinander entwickelt hättet.“ Jane zuckte zusammen und verschüttete Tee in ihre Untertasse. „Verflixt!“
„Mach dir nichts daraus, meine Liebe. Wahrscheinlich würdet ihr beide es sowieso abstreiten, also bin ich lieber still.“ Sie nahm einen Keks. „Es gibt ja auch nichts dagegen einzuwenden, wenn man Zärtlichkeit für den Mann empfindet, den man zu heiraten gedenkt, aber pass gut auf dich auf, ja? Männer wie Constantine mögen zu Beginn der Verlobungszeit ganz trunken vor Verliebtheit sein, aber oft kühlt diese Glut ab, wenn sie bekommen haben, was sie wollten.“ Das Strahlen in Lady Ardens Augen wurde ein wenig matter. Sie legte ihren Keks unangerührt auf dem Teller ab. „Natürlich wirst du finanziell abgesichert sein. Montford wird darauf achten, dass der Ehevertrag für dich günstig ist. Constantine würde das bestimmt nicht anders wollen.“
„Was das angeht“, sagte Jane, „so fürchte ich, dass wir vom Duke Gegenwind bekommen werden. Er hat mich gewarnt, eine Ehe mit Constantine nicht in Betracht zu ziehen.“
„Ach, mach dir wegen Seiner Gnaden keine Sorgen. Ich werde schon mit ihm fertig.“ Lady Arden zögerte. „Ich wollte die Angelegenheit zuvor nicht ansprechen, aber jetzt, wo zwischen euch Einvernehmen herrscht, habe ich doch das Gefühl, es ist meine Pflicht, es zu erwähnen.“
Jane erstarrte. Lady Arden wollte die Vergangenheit aufwühlen, jetzt, wo Jane sich mit Constantines Rolle in dem lang vergangenen Skandal abgefunden hatte. „Constantines Vergangenheit geht mich nichts an. Wirklich, es besteht keinerlei Grund.“
„Doch, meine Liebe.“ Lady Arden strich ihre Röcke mit den Händen glatt. Anschließend faltete sie die Hände und legte sie in ihren Schoß. Mit dem Gestus eines Menschen, der unangenehme Nachrichten überbringen muss, sagte sie: „Als seine Frau wirst du auf verschiedenste Weise mit Constantines Stand in der Gesellschaft konfrontiert werden.“
„Ich mache mir nichts aus der Gesellschaft, also spielt das keine Rolle“, erwiderte Jane.
„Du machst dir nichts aus der Gesellschaft!“ Lady Arden nahm ihr Taschentuch heraus und wedelte sich damit ein wenig Luft zu. „Oje, meine Liebe. Um Constantines willen musst du dein Widerstreben gegen die vornehme Gesellschaft unbedingt überwinden.“ „Um Constantines willen?“
„Natürlich, meine Liebe. Er würde es nie zugeben, aber für einen Gesellschaftslöwen wie Constantine war der Ausschluss aus dem erlauchten Kreis nicht einfach.“
„Vielleicht hätte er sich das überlegen sollen, bevor er ein unschuldiges Mädchen verführt und dann sitzen lässt“, versetzte Jane giftig.
Lady Arden zog die Augenbrauen hoch. „Wenn du das glaubst, bin ich überrascht, dass du seinen Antrag dennoch angenommen hast.“ Ein guter Punkt, mit dem Jane immer noch rang. Sie spitzte die Lippen. „Und mich überrascht, dass du Constantine nicht längst dabei unterstützt hast, seinen guten Ruf
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