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Der Lord und die Betrügerin

Der Lord und die Betrügerin

Titel: Der Lord und die Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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auf der Truhe. Sie hatte die Sachen selbst beim Schneider bestellt, und alles hatte bereitgelegen, als sie sich vorhin wieder aus seinem Zimmer geschlichen hatte. War es möglich, dass dieser Tölpel von einem Soldaten die Wahrheit sagte? Waren wirklich ihre schlimmsten Ängste wahr geworden? Und alles nur, weil sie den Fehler gemacht hatte, sich in einen herzlosen Halunken zu verlieben, der sie benutzt und dann ohne einen weiteren Gedanken wieder verlassen hatte?
    Tränen der Erniedrigung brannten in ihren Augen.
    Ihr Herz und ihr Stolz waren zerbrochen. Was für eine elende, liebeskranke Gans war sie doch gewesen! »Sucht noch einmal alles ab«, befahl sie dem bulligen Mann und fühlte, wie ihre Wangen vor Scham und Zorn brannten. »Sprecht mit jedem. Findet heraus, ob irgendetwas nicht stimmt. Irgendetwas!«
    »Ja, ja, sucht noch einmal«, befahl jetzt auch Lord Nevyll und rieb sich nervös die fetten Hände.
    Ihr eigener Vater ließ seine barsche Stimme hören: »Und wenn ihr ihn gefunden habt«, erklärte Lord Seth, »dann sagt ihm, dass ich mit ihm reden will, ehe er meine Tochter heiratet.«
    Wynnifrydd geriet in Panik. »Nein, Vater, in dem Moment, in dem Brock auftaucht, wird die Hochzeit stattfinden wie geplant.«
    »Was? Und bis dahin sollen die Gäste warten?«
    Das war noch besser, als sie jetzt alle wegzuschicken, wo noch die Möglichkeit bestand, dass sie ihre zerkratzte Würde aufpolieren konnte. »Sie können sich im Schloss von den Spaßmachern und den Musikanten unterhalten lassen, oder sie können bei den Bärenkämpfen zusehen oder bei den Hahnenkämpfen«, sagte sie. Die Gedanken in ihrem Kopf rasten. »Sicher kann der Koch schon etwas von dem Essen auftragen lassen, das für das Hochzeitsmahl vorbereitet worden ist. Und sobald wir Brock dann gefunden haben, wird die Hochzeit beginnen, so wie geplant.« Sie warf Lord Nevyll einen herausfordernden Blick zu. »Nun ja, es sei denn, Ihr und die Diener von Oak Crest seid nicht in der Lage, Eure Gäste zufrieden zu stellen.«
    »Aber wo denkt Ihr hin?« Eilfertig schüttelte Nevyll den Kopf. »Das ist eine großartige Idee, Lady Wynnifrydd. Ich werde dem Koch Bescheid sagen...«
    »Halt. Tut das nicht.« Ihr Vater hatte abwehrend die Hand erhoben. Sein Gesicht war so zornig gerötet, dass man seine ebenfalls rot angelaufene Kopfhaut unter dem schütteren weißen Haar erkennen konnte. »Dazu ist es zu spät. Wir hatten ein Abkommen«, knurrte Lord Seth und deutete mit einem Finger auf Brocks Vater. »Und wenn Euer Sohn sich seinen Pflichten entzogen und uns alle damit blamiert hat, dann wird es keine Hochzeit geben und auch kein Bündnis. Gar nichts. Meine Tochter kann sich die Verehrer aussuchen, von Wybren bis nach Rhydd, und weder sie noch ich werden eine solche Erniedrigung hinnehmen. Wenn Brock nicht in den nächsten drei Stunden mit einer guten Entschuldigung wieder auftaucht, dann wird diese Eheschließung nicht stattfinden.«
    »Vater! Nein!« Die Verzweiflung machte Wynnifrydds Hals so eng, dass sie fast erstickte.
    »Ich werde nicht zulassen, dass du kompromittiert wirst, Tochter, und auch nicht beleidigt.« Er wandte sich an den Soldaten, der die Suchmannschaft leitete. »Findet ihn«, befahl Seth. »Und zwar schnell. Ich habe ein dringendes Wörtchen mit ihm zu reden.«
    Wynnifrydd wäre am liebsten unter Tränen zusammengebrochen. Sie wollte um sich schlagen und schreien, wollte etwas kaputtmachen. Oh, dafür würde Brock zahlen. Wann immer sie sein gut aussehendes Gesicht noch einmal sah, würde sie dafür sorgen, dass es danach nicht mehr so gut aussah. Dafür würde sie alle Nägel benutzen, die sie so pflegte!
    Jemand klopfte an die Tür.
    Wynnifrydds Herz jubelte. Man hatte Brock gefunden! Sicher stellte sich das alles als ein dummes Missverständnis heraus.
    »Wer ist da?«, wollte der Wachmann wissen.
    »Willis. Ich habe John, den Stalljungen, dabei.«
    Der Wachmann öffnete die Tür. Zwei Männer, einer ein weiterer Soldat, der andere ein lahmer kleiner Kerl mit einem Triefauge, traten ins Zimmer. Aber kein Brock.
    Wynnifrydds Herz sank.
    »Ihr habt meinen Sohn gefunden?«, fragte Lord Nevyll voller Hoffnung.
    Der Soldat schüttelte den Kopf. »Nein, M'lord, aber John hier weiß etwas, das uns vielleicht helfen könnte. Na los, sag es ihm«, forderte er den verkrüppelten kleinen Mann auf.
    »Es fehlt ein Pferd«, erklärte der Mann und schien am liebsten im Boden versinken zu wollen. »Ich arbeite zusammen mit dem Stallmeister,

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