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Der Lord und die Betrügerin

Der Lord und die Betrügerin

Titel: Der Lord und die Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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und... und was? War er wütend auf seine Geliebte? Hatte er vor, sie wegen eines Streits mit ihm zahlen zu lassen? Kieras Knie begannen zu zittern. Warum hatte Elyn auf den Mann geschossen, den sie liebte?
    Weil sie gesehen hat, dass er dich angegriffen hat. Entweder aus Eifersucht oder aus Angst um deine Sicherheit hat sie dir das Lehen gerettet oder zumindest deine Jungfräulichkeit. »Hat Brock dir nicht erzählt, woher er das Pferd hatte?«, fragte sie und zwang ihre Stimme, nicht zu zittern, dabei hoffte sie, dass ihre aufgewühlten Gefühle sie nicht verrieten.
    »Ich habe ihn nicht danach gefragt.«
    Brock hatte gar nicht versucht, sie zu vergewaltigen, er hatte seiner Geliebten eine Lehre erteilen wollen, und Elyn war eifersüchtig und wütend gewesen und hatte sich entschieden, auf ihn zu schießen und Kiera zu retten... So war es gewesen. So musste es gewesen sein. Sie gingen jetzt schneller, weil es heftiger zu regnen begann, und traten durch das kleinere Tor in den inneren Schlosshof. Kiera, die ganz in Gedanken verloren war, bemerkte nicht mal die Aktivitäten der Bauern und Diener, die bereits zu ihren Arbeiten zurückgekehrt waren. Hämmer klangen, Blasebälge wurden getreten, die Räder der Karren, die sich durch den Hof bewegten, knarrten.
    »Vielleicht wollte ich auch gar nicht wissen, woher das Pferd kam«, sagte Kelan leise. »Es war mir egal. Ich wusste nur, dass dieser Hengst unbezahlbar war. Das waren dunkle Zeiten, Elyn, die Zeit, als ich aus Penbrooke verbannt war und mich um niemanden gekümmert habe außer um mich selbst. Wenn das Pferd gestohlen war, ging mich das nichts an«, gestand er. Dass ihn diese dunklen Tage reuten, war an seinem schuldbewussten Gesichtsaudruck zu erkennen. »In Wahrheit habe ich geglaubt, Brock hätte Ares womöglich sogar von seinem eigenen Vater gestohlen.« Er warf Kiera einen Blick von der Seite zu und lächelte freudlos. »Es gibt noch so vieles, das wir nicht voneinander wissen. Komm jetzt.« Er spähte zum Himmel, der jäh finsterer geworden war. »Das Wetter wird immer schlechter.«
    Kiera hielt mit ihm Schritt, während der eisige Regen vom Himmel fiel. Wie ein Mühlrad drehte sich ihr die damalige Nacht im Kopf. Sie dachte daran, wie Elyn gelogen und sie betrogen hatte und wie sie jetzt Kelan betrog. Ihre Beine waren wie Blei, und ihr Herz war schwer, als sie die Stufen zur großen Halle hinaufeilte. Schließlich, um einen Anfang in diesem verschlungenen und schmerzlichen Geflecht von Lügen zu machen, sagte sie: »Das Pferd gehört meinem Vater.«
    Kelan blieb abrupt an der Tür stehen. Sein Körper war so angespannt, als würde er ihr nicht glauben. »Ares kommt aus Lawenydd?«
    »Aye.« Sie nickte, während ein Diener ihnen die Tür öffnete und sie in die Wärme des Schlosses traten. »Aber sein richtiger Name ist Obsidian. Ich habe ihn erkannt an einer Narbe, als ich ihn gestern im Stall gesehen habe. Ich habe ihn gerufen und leise gepfiffen, und er hat sofort reagiert. Du musst wissen«, sprach sie weiter und löste den Schal, den sie um den Hals gebunden hatte, »vor drei Jahren habe ich gegen den Wunsch meines Vaters Obsidian aus dem Stall geholt und bin mit ihm in den Wald geritten. Er hat gescheut und mich abgeworfen, und seitdem war er verschwunden.«
    »Verschwunden?« Sie traten in die große Halle, in der die Diener bereits die Tische für die nächste Mahlzeit aufstellten.
    »Verschwunden. Meine... meine Schwester hat mir zurück ins Schloss geholfen.«
    »Sie ist mit dir geritten?«, fragte er. Bevor sie antwortete, entschied sie sich, nur die halbe Wahrheit zu sagen.
    »Ja, sie war mit mir zusammen im Wald.«
    »Kiera?«, fragte er, und beim Klang ihres Namens zuckte sie zusammen. Es war schon lange her, seit sie diesen Namen gehört hatte. Von Kelans Lippen noch kaum. »Hat sie auch ein Pferd gestohlen?«
    »Ja, Kiera war dabei«, erklärte sie vorsichtig, und ihr Herz klopfte laut vor Angst, als sie zumindest Teile des damaligen Geschehens erzählte. »Ich habe es nicht als Stehlen gesehen, viel eher habe ich mir das Pferd nur ausgeborgt. Wir, meine Schwester und ich... wir waren zusammen. Aber das Pferd zu verlieren war mein Fehler.« Sie erzählte ihm den Rest nicht, verschwieg auch den Angriff. Eventuell würde sie ihm das später verraten, aber nicht jetzt, nicht, bis sie endlich ihr eigenes Geheimnis enthüllt hatte, dass sie nämlich gar nicht seine Frau war.
    »Am nächsten Tag haben wir keine Spur von Obsidian finden können.

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