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Der Lord und die Betrügerin

Der Lord und die Betrügerin

Titel: Der Lord und die Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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Kinder.
    »Halt! Wer ist da?«, hörte man die dröhnende Stimme des Wachmannes über dem Brausen des Sturms.
    »Ich bin es, Joseph«, antwortete eine andere Stimme.
    Orsons Sohn! Vielleicht brachte er Neuigkeiten über Lady Elyn! Hildys besorgtes Herz klopfte lauter. Schnell wischte sie sich die Hände an ihrem Rock ab, dann lief sie nach draußen, hin zum Haupttor, wo das Fallgatter gerade hochgezogen wurde. Soldaten mit Dolchen, Schwertern und Streitkeulen kamen aus ihren Unterkünften gelaufen. Durch den kalten Regen erschienen zwei Pferde mit zwei Reitern.
    Hildy blinzelte heftig und zog den Schal über den Kopf. Aye, es war Joseph auf einer kleinen, nervösen Stute, die mit den Hufen stampfte und ihren dunklen Kopf hochwarf und gegen das Zaumzeug kämpfte. Trotz des eisigen Regens, der vom Himmel fiel, war die Stute schweißbedeckt. Hildy eilte über den lehmigen Pfad, es kümmerte sie nicht, dass ihr Rock durch den Schlamm und die Pfützen schleifte, sie hungerte nach Neuigkeiten über Elyn. Aber es war nicht die Lady, die bei Joseph war. Nein. Sie zog die Augen zusammen und betrachtete das zweite Pferd genauer: ein größeres, sandfarbenes Tier mit einer dunklen Mähne und dunklem Schweif. Der Reiter auf diesem Pferd saß schief, er hing zu einer Seite. Erst als Hildy näher kam, erkannte sie den Grund dafür. Der Mann schien ein Gefangener zu sein, seine beiden Hände waren gefesselt, und im Mund hatte er einen Knebel. Er hielt sich auf dem Pferd nur mit den Muskeln seiner Beine, während er die Hände um den Sattelknauf gekrallt hatte. Die Zügel seines Pferdes hielt Joseph in seiner freien Hand. Der Gefangene sah aus, als würde er in der nächsten Sekunde vom Pferd fallen. Und obwohl es dunkel war, erkannte Hildy ihn. All ihre Ängste wallten in diesem Moment hoch.
    Sir Brock von Oak Crest war Josephs Gefangener.
    Das hatte nichts Gutes zu bedeuten. Uberhaupt nichts Gutes. Das würde Schwierigkeiten geben. Ein niedriger Stalljunge nahm den Sohn eines Barons gefangen. »Was ist geschehen?«, fragte sie und betrachtete den gefesselten Mann.
    Joseph stieg von seinem mit Lehm bespritzten Pferd. Sein Gesicht war düster, einen so harten Gesichtsausdruck hatte sie bei ihm noch nie gesehen. »Lady Elyn ist tot«, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich habe gehört, wie dieser Bastard es behauptet hat. Deshalb habe ich ihn hierher gebracht. Wir sind schon seit Stunden unterwegs, wir sind die ganze Nacht durchgeritten.«
    »Nein!«, flüsterte sie und machte einen Schritt zurück, die Beine drohten ihr den Dienst zu versagen. Sie dachte an die Steine, an die verdammten, verfluchten Steine des Schicksals und an das, was sie vorhergesagt hatten. »Nein, oh, nein.«
    »Es ist wahr.« Joseph spuckte auf den Boden. Sein Kinn zitterte eine Sekunde lang, und er konnte ihr nicht in die Augen sehen.
    Hildy fühlte, wie sich alles in ihr verkrampfte. Die Bilder von Elyn als Kind stiegen vor ihrem inneren Auge auf. Kühn, leichtsinnig, mit einem scharfen Sinn für Humor, war Elyn für Lord Llwyd oft mehr ein Sohn als eine Tochter gewesen. Es war Elyn gewesen, die er mit auf die Jagd genommen hatte, Elyn hatte er beigebracht, wie man mit einem Falken umging, Elyn hatte er erlaubt, die wildesten Hengste -zu reiten, Elyn war mit Pfeil und Bogen genauso gut gewesen wie alle anderen Soldaten des Schlosses.
    Hildys Hals wurde eng, Tränen traten in ihre alten Augen. Sie liebte alle drei Töchter Llwyds. Sie hatte geholfen, sie großzuziehen, und hatte Lady Twyla versprochen, sich um ihre Sicherheit zu kümmern, und jetzt... jetzt war ihre Erstgeborene tot? Obwohl sie es befürchtet hatte, obwohl die Steine den
    Tod vorhergesagt hatten, war es Hildy schwer gefallen, das zu glauben. Sie hatte es unmöglich akzeptieren können. Nein... nicht Elyn. Nicht die eigensinnige Elyn. Und auch nicht die lebhafte Kiera. Auch nicht die süße Penelope. Aber hatten ihr nicht die verfluchten Steine verraten, dass nicht nur eine der Töchter des Barons sterben würde? Oh, heilige Mutter, das durfte nicht sein. Hildy hatte einen dicken Kloß im Hals, sie musste sich zu ihren nächsten Worten zwingen. »Wenn Elyn tot ist, wo... wo ist sie dann? Wo ist ihre Leiche?«
    Joseph biss die Zähne zusammen. »Das weiß ich nicht. Er behauptet, sie sei vom Fluss mitgerissen worden.« Verächtlich deutete der Stalljunge mit dem Kinn in Brocks Richtung.
    Hildy blickte zu dem Sohn von Oak Crest auf, seine Schultern waren jetzt gereckt vor

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