Der Lord und die Betrügerin
war ein Vertrag geschlossen worden, mit zwei Partnern, die unwillig in diese Ehe gingen, eine Ehe, die durch einen männlichen Erben gefestigt werden sollte.
Kelans Herz zog sich zusammen. Nun, so sollte es sein. Es war nicht so, dass er an die Liebe glaubte, überlegte er, als sein Pferd nun den bewaldeten Hang hinauftrottete, auf dessen Höhe die Bäume zurückwichen und den riesigen Feldern von Lawenydd Platz machten.
Trockenes, verdorrtes Wintergras bedeckte den Boden, und der Weg führte auf ein riesiges Schloss zu, das aus dunklem Stein erbaut worden war. Hinter einem breiten Graben waren die Tore des Schlosses weit geöffnet. Wagen von Bauern, der Karren eines Händlers, Reiter und Menschen zu Fuß strömten in das Schloss, während hoch über ihnen auf den viereckigen Türmen die gelb-weißen Fahnen von Lawenydd in der steifen Brise flatterten, die vom Meer kam. Er hörte lautes Hufgetrappel und wandte sich aufmerksam um. Sein Bruder galoppierte in hohem Tempo auf ihn zu und hielt grinsend neben ihm an.
»Ah... die Heimat deiner Geliebten«, meinte Tadd und betrachtete das Schloss, als sei es ein Preis, den er bei einem Hahnenkampf gewonnen hatte. »Es ist ein wenig bescheiden, aber das macht nichts... Sieh mal, da drüben.« Mit dem Kopf deutete er auf die Stadt und die Landungsbrücken, die in das brausende graue Wasser hineinragten. Weiße Schaumkronen bildeten sich auf den hohen Wellen, die mit der Flut gegen das
Ufer donnerten. Zwei Schiffe lagen vor Anker, ihre Segel waren straff gespannt, ihre Masten ragten in den zunehmend dunkler werdenden Himmel, während sie auf den Wellen heftig auf und ab dümpelten. »Was gibt es für eine bessere Mitgift als den Zugang zum Meer?«
»Das weißt du selbst.«
»Bist du etwa nicht glücklich?«
Kelans Mund verzog sich. »Bist du glücklich?«
»Aye. Oft.« Tadd musterte seinen Bruder leicht tadelnd. »Obwohl mein Schicksal weitaus weniger spektakulär ist als das deine, obwohl ich nicht das Schloss erben werde oder sonst etwas Wertvolles - doch meine Freiheit ist ein kostbares Gut.« Seine Augen waren nun wie Eis, als er weitersprach. »Also musst du, der du dieses Privileg besitzt, auch die Konsequenzen ertragen, die auf dir als dem Erstgeborenen lasten. Es ist wichtig, dass du Erben in die Welt setzt, wogegen ich mit jedem Frauenzimmer schlafen und so viele Bastarde in die Welt setzen darf, wie ich möchte.« Er zog skeptisch eine seiner dunklen Augenbrauen hoch. »Und die Zeit vergeht viel zu schnell. Komm schon, Bruder, du musst lächeln. Es ist immerhin dein Hochzeitstag!«
Hewlett-Packard
2. Kapitel
Penelope zitterte unter ihrem wollenen Umhang, während sie durch die Schießscharten im südlichen Turm spähte. Der Wind pfiff ihr ins Gesicht und zerrte an der Kapuze, während er um die breite Mauer der Kurtine heulte, doch sie blieb unbeweglich in ihrem Versteck. Ihre Finger waren trotz der schützenden Handschuhe beinahe erfroren. Während sie sich die Hände rieb, entdeckte sie die Ankömmlinge.
Eine kleine Gruppe von Männern - die meisten von ihnen schienen Soldaten zu sein - ritt durch das Tor des Schlosses. Es waren nicht einmal zehn Leute, keine große Gesellschaft, doch sie waren bei weitem nicht das, was Penelope erwartet hatte. Abgesehen von einem uralt aussehenden Mann in weiter, schmutzfarbener Kleidung, machten sie alle einen starken und lebhaften Eindruck. Zugegeben, sie sahen ein wenig abgerissen aus, aber nach allem, was sie aus den Erzählungen ihrer Schwestern erfahren hatte, hatte sie erwartet, dass diese Reiter Grobiane sein würden - Verbrecher, Taschendiebe, Mörder und solches Gesindel. Sie hatte gehört, wie Elyn und Kiera sich über Penbrooke unterhalten hatten, und es klang, als wäre es ein dunkler, widerlicher Ort, an dem nur Menschenfresser, Trolle und Kriminelle hausten. Und jetzt sollte Elyn deren Anführer heiraten.
Aber Elyn wurde seit dem Morgen vermisst.
Doch das war ein wohl gehütetes Geheimnis. Den ganzen Tag über hatten Penelope, Kiera und Hildy, eine vertrauenswürdige Dienerin, die die Kinderfrau und Vertraute der Schwestern war, nach ihr gesucht. Ohne Erfolg. Kiera hatte schließlich den dummen Plan gestanden, den Elyn sich ausgedacht hatte, und sie machte sich größte Sorgen, dass sie ihn würde ausführen müssen, wenn Elyn nicht zurückkam. Es war alles so romantisch und so aufregend. Hildy und Penelope würden ein Teil des Planes sein müssen, und selbst dann noch könnte alles misslingen.
Mit dem
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