Der Lord und die Betrügerin
in der letzten Zeit.
Aber heute Abend, nach einem viel zu kurzen Tag, an dem sie und Brock sich im Gamekeepers Gasthof leidenschaftlich geliebt hatten, ritten sie beide nach Oak Crest. Ihre Übelkeit war mehr als nur ein verdorbener Magen. Seit sie sich am vergangenen Abend mit Brock getroffen hatte, an dem Abend, der eigentlich ihr Hochzeitsabend mit Kelan von Penbrooke hätte sein sollen, hatte sie das Gefühl gehabt, als würde Brock etwas vor ihr verbergen. Ein Geheimnis hatte sich zwischen sie beide geschoben. Er schien unruhig und angespannt zu sein . Düsternis schien ihn zu umgeben, die sie nicht verstehen konnte. Und seine Liebe war verzweifelter gewesen als je zuvor.
Aye, etwas stimmte nicht, und das machte ihr Sorgen.
Sie hielt die Zügel ihrer störrischen kleinen Stute fest in der Hand und fragte sich, ob ihr ein schrecklicher, nicht wieder gutzumachender Fehler unterlaufen war. Die Straße war verlassen, das Licht eines blassen Mondes spiegelte sich in den schlammigen Rinnen. Brock schwieg und war nachdenklich, er ritt auf einem temperamentvollen spanischen Hengst, der ein paar Schritte vor Elyns Pferd hertrabte.
Tief im Wald, der sich seitlich von ihnen erstreckte, rief klagend eine Eule, und Elyn hätte schwören können, dass sie den Flügelschlag einer Fledermaus hörte, obwohl das wenig wahrscheinlich war. Ihr Verstand spielte ihr einen Streich, weil sie sich so schuldig fühlte. Das war alles.
Sie stieß ihrer Stute die Knie in die Seiten, und das Tier ging in einen temperamentvollen Galopp über, um zu Brocks Hengst aufzuschließen. »Etwas macht dir Sorgen«, sagte sie. Wenn Brock das Thema nicht von sich aus ansprach, tat sie es eben. Sie hatte zwar schon zweimal zuvor die Bemerkung gemacht, dass er außergewöhnlich still sei, doch er hatte behauptet, dass sie sich das nur einbilde.
»Mir geht es gut.«
»Ich kenne dich besser.«
Er antwortete nicht, warf ihr nur einen finsteren Blick von der Seite zu.
»Was ist los?«
»Das habe ich dir doch schon gesagt. Nichts.«
Ihr Magen zog sich zusammen, und das Wenige, was sie heute gegessen hatte, lag wie ein Stein darin. »Du lügst.«
Von seinem größeren Pferd aus schnaubte er verächtlich. »Du hast deinen Hals riskiert, deinen Ruf, dein ganzes Leben, nur um bei mir zu sein, und jetzt nennst du mich einen Lügner?«
»Ich denke, dass du etwas vor mir verbirgst. Vielleicht, um mich zu schützen.«
Er knurrte, als wäre das eine blödsinnige Bemerkung. »Du bist viel zu romantisch, Elyn«, meinte er mit einem Anflug von Sarkasmus in der Stimme. »Das warst du schon immer. Du... du machst aus jeder Situation viel mehr, als wirklich dahinter steckt.«
»Brock.« Sie streckte die Hand aus und griff nach dem Zaumzeug seines Pferdes.
»Hey! Pass auf!«
Ihre Stute wollte scheuen, doch Elyn hielt die Zügel mit eiserner Hand. »Sag es mir.«
Sein Hengst warf den Kopf hoch, doch sie hielt das Zaumzeug fest, und die beiden Pferde blieben stehen. »Ehe wir weiterreiten, möchte ich, dass du mir verrätst, was dich beschäftigt.«
In dem schwachen Mondlicht erkannte sie, wie sein Gesicht sich anspannte, wie er die Lippen zusammenpresste. Er vermied es, sie anzusehen. Eine eisige Faust schien nach ihrem Herzen zu greifen.
»Sofort!«
Er schien um eine Antwort zu ringen. Ehe er ihr sein Geständnis machte, ahnte Elyn bereits die Wahrheit. Wie eine Schlange lag sie in ihrem Magen. »Es ist Wynnifrydd«, platzte sie heraus.
Die Schlange biss fest zu. »Was ist mit ihr?«, bohrte Elyn nach, und das Bild von Brocks dürrer, zänkischer zukünftiger Braut tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Bei den Göttern, sie hasste diese hässliche Frau.
Wieder zögerte Brock. Er sah zum Mond, dann zu ihr, und in dieser Sekunde wusste sie es. Oh, Gott, sie wusste es. Sie schloss die Augen und wünschte, sie hätte diese Frage niemals gestellt. Sie versuchte, seine Antwort zu überhören, doch über dem Rauschen des Windes und dem Atem der Pferde klang seine Stimme so klar und deutlich wie eine Kirchenglocke. »Sie ist schwanger, Elyn.«
Ihr Herz presste sich zusammen, beinahe wäre sie ohnmächtig geworden. Mit einer Stimme, die sie nicht als die ihre wiedererkannte, fragte sie: »Und das Baby? Ist es deines?«
Erneut dieses verdammte Schweigen.
»Nein«, flüsterte sie und schüttelte den Kopf. Er konnte sie nicht betrogen haben. Nicht schon wieder.
Aber er nickte. »Es ist meines.«
»Warum lügst du mich an?«, keuchte sie und weigerte sich, ihm zu
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