Der Lord und die Betrügerin
nach einer Nacht voller leidenschaftlicher, atemberaubender Liebe den Humor darin gesehen haben, dass du so einfältig verliebt bist in einen Mann, der einer anderen versprochen ist?
Der Schmerz in ihrer Brust pulsierte. Blind ritt sie weiter. Irgendwo hinter sich hörte sie das Geräusch von Hufen, laut und deutlich. Also verfolgte er sie. Das war ihr egal. Ihr Magen schmerzte, ihr Kopf dröhnte, und sie erfuhr aus erster Hand, wie leicht Liebe zu Hass werden kann.
Bei der nächsten Biegung des Weges zwang sie ihre Stute nach rechts zum Fluss, der durch diesen Teil des Waldes strömte. Sie überquerte den Fluss auf der schmalen Brücke, die Hufe der Stute donnerten über die Bretter. Unter der Brücke rauschte der Fluss, so schwarz wie die Nacht.
Am anderen Ende der Brücke zügelte sie ihr Pferd, und die Stute atmete schwer, als Elyn sie das steile Ufer hinunterlenkte, hin zu dem Toben des eisigen Wassers, das über Steine und
Felsen schäumte. Ja, der Fluss. Hier unter der Brücke konnte sie sich am steilen Ufer verstecken, dann konnte sie dem Fluss am Ufer entlang folgen. Brock würde denken, dass sie weitergeritten war. Garantiert vermutete er nicht, dass sie sich hier verbarg.
Schwer atmend lauschte sie auf die Geräusche ihres Verfolgers.
Hufe donnerten durch den Wald. Elyn biss sich auf die Unterlippe. Tränen rannen über ihre Wangen. Sie machte sich nicht die Mühe, sie wegzuwischen. Ihre Stute erstarrte, als die Hufe des Hengstes laut auf den alten Brettern der Brücke zu hören waren. Elyn hielt die Luft an, als Brock über ihr ritt. Verräter , dachte sie, lügnerischer Bastard! Wie konntest du nur? Ihre Seele war zerbrochen.
Die Hufschläge entfernten sich, als er tiefer in den Wald ritt, weiter weg von ihr. Sie lauschte, bis sie sie nicht länger hören konnte über dem Rauschen des Flusses und dem Heulen des Winterwindes.
Es war vorüber.
All ihre Träume waren zu Staub zerfallen.
All ihre Pläne waren umsonst gewesen.
Sie war eine Idiotin gewesen. Eine armselige, liebeskranke Idiotin. Kiera hatte Recht gehabt. So etwas wie die wahre Liebe gab es nicht.
Sie stieg von ihrem Pferd, kletterte über einige Steine und beugte sich vor. Ihr Magen zog sich zusammen, als sie sich übergab. Wieder und wieder, bis sie erschöpft auf die Knie sank, in den Schlamm zwischen den Steinen.
Sie hatte ihm nicht einmal eröffnet, dass sie sein Kind erwartete. Und wenn Wynnifrydd wirklich schwanger war, so war sie die Zweite.
Brock und Wynnifrydd. Brock und Wynnifrydd. Brock und... Oh, heilige Mutter, sie konnte es nicht glauben. Wie hatte er ihr das antun können? Hatte sie ihm nicht zur Seite gestanden, hatte sie ihn nicht von ganzem Herzen geliebt, hatte sie ihm nicht verziehen, als er sie schon einmal zuvor belogen und betrogen hatte? Ihre Finger krallten sich in das nasse Gras und den Lehm. Schmerz tobte in ihrem Herzen.
Dummkopf, Dummkopf, Dummkopf. Er und dieser... dieser dürre, selbstgefällige Wurm von einer Frau.
»Bastard!«, schrie sie und nahm eine Hand voll Schmutz in eine Faust. »Bastard, Bastard, Bastard!«
Das war zu viel für eine Nacht. Und dieser Judas hatte ihr im Gamekeepers Gasthaus nichts davon gesagt, o nein. Er hatte gewartet. Er hatte einen ganzen Tag lang mit ihr geschlafen. Er hatte gewartet, bis sie ihm die Worte aus seinem feigen Mund gezwungen hatte.
Er war wertlos.
Das war er schon immer gewesen.
Bei den Heiligen, sie durfte nicht daran denken, nicht jetzt.
Er hatte die kalte, harte Wynnifrydd mit ihrem eisigen Blick verdient.
Aber er ist der Vater deines Kindes.
Wieder stieg ihr Galle in den Mund. Sie biss die Zähne zusammen und gelobte sich, dass kein Mann sie oder ihr ungeborenes Kind zerstören würde. Dann richtete sie sich auf. Sie hatte einen schlechten Geschmack im Mund und Weltuntergangsstimmung im Herzen. Sie war sicher, dass niemand ihr mehr helfen konnte. Der Geruch des Flusses stieg ihr in die Nase, eisiger Winterwind wehte ihr ins Gesicht. Ein leises Schluchzen kam aus ihrer Kehle. Ihr Leben war ruiniert. Normalerweise weinte sie nicht, aber allein in dieser dunklen, kalten Nacht, ließ sie ihrem Schmerz freien Lauf. Sie jammerte schrill und schlug sich mit der Faust auf die Oberschenkel. Unmensch! Untreuer, lügnerischer Unmensch!
Bilder von der Zeit mit ihm stiegen vor ihrem inneren Auge auf. Ihre heimlichen Verabredungen, bei denen sie die beiden einzigen Menschen auf der Welt zu sein schienen, ihre leidenschaftliche Liebe, gestohlene Stunden, in
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