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Der Lügner

Der Lügner

Titel: Der Lügner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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als die Ostdeutschen oder Briten. Welchem erdenklichen Zweck sollte Moltajs Tod dienen? Mir scheint, das ist durchaus keine banale Frage.«
    Trefusis zündete sich eine Zigarette an und ließ die Bedeutsamkeit seiner Frage wirken. Adrian hatte seine Inspektion des Fußbodens beendet und mit der Decke begonnen. Er versuchte zu glauben, er wäre Tausende Kilometer und Jahre weit weg.
    »Nun, auf das ›Warum‹ kommen wir noch zurück«, sagte Trefusis. »Das ›Wer‹ ist ebenfalls interessant. Ich habe den Mörder zufällig gesehen. Ein sehr dicker Mann mit schütterem Haar und einem kleinen Kopf.«
    »Wen kratzt das?« sagte Pearce. »Irgendein verdammter ungarischer Messerkünstler. Hat jetzt wahrscheinlich schon die halbe Tschechei hinter sich.«
    »Das glaub ich ni-hicht, Davi-hid.«
    Sir David verschränkte die Hände hinterm Kopf. »Donald, hören Sie mir doch mal zu. Wenn Sie diesen wunderbaren Geist, der Ihnen da zur Verfügung steht, mal in Bewegung setzen, werden Sie, nach einiger Inventur, Addition, Subtraktion, einigem Stricken, Säumen und Löten bemerken, daß es anderthalb zu einhalb zu Ihren Gunsten steht. Sie sind im Besitz des technischen Papierkrams und der einen Maschinenhälfte, die Ihnen Ihr schachspielender Freund Castor hier auf dem Lokus in Cambridge gegeben hat. Das ist der größere Teil der Beute, mein alter Liebling. Die andere Hälfte, die die Hungos sich heute nachmittag geschnappt haben, ist keinen Furz wert ohne das Buch der Worte, das Sie so geschickt an Ihren schlaffen Busen gepreßt halten. Sie sind im Spiel voraus. Geben Sie uns Ihre Gewinne wie ein braver Knabe, und erwarten Sie postwendend den Ritterschlag. Klappt das nicht, stoßen Sie es auf dem freien Markt ab und machen sich zum Millionär. Aber hören Sie mit Ihren Mätzchen auf. Wir haben noch zu tun. Können Sie mir folgen?«
    »Ja, warum glauben Sie denn, ich hätte nur die
eine
Hälfte von Mendax?«
    »Donny-Schatz, haben Sie nicht gerade selbst gesagt, daß der Messerkünstler es vor Ihnen zu Pollux geschafft hat? Ich darf annehmen, er hat ihn nicht nur so aus Spaß umgebracht – mit Verlaub Ihrer Trauer, junger Stefan.«
    »Nein, wie die Dinge stehen, haben Sie recht.« Trefusis griff nach der Medizinflasche auf dem Tisch und schraubte den Deckel ab. »Das Futter von Martins Mantel war aufgerissen worden. Das treibt mich doch zur Vermutung, es sei etwas entwendet worden.«
    »Na also, warum wollen Sie also nicht … was, zur verfluchten Hölle …?«
    Trefusis goß den purpurnen Flascheninhalt in den Papierkorb vor sich auf dem Tisch.
    »Eine kleine Taschenspielerei, um Sie zu unterhalten«, sagte Trefusis. Er riß ein Streichholz an und ließ es in den Korb fallen. Ein großer blaugrüner Feuerball blühte einen Augenblick lang hoch und verschrumpelte dann zu dickem Rauch.
    »Und so sagen wir Bélas Mendax-Papieren Lebewohl«, sagte Trefusis.
    »Sie große klatschende Klitoris«, sagte Sir David. »Sie nichtssagender, einfältiger, törichter alter Mann. Worauf, zum Teufel, wollen Sie eigentlich hinaus?«
    »Ich weiß, was Sie beunruhigt, David, aber Sie dürfen ruhig schlafen. Der Rauchalarm ist abgeschaltet worden. Dafür habe ich im Lauf des Nachmittags gesorgt.«
    »Ihnen ist natürlich klar, daß Sie nun jeglicher Chance den Abschiedskuß geben können, je noch in den Aufsichtsrat der BBC aufzusteigen, oder etwa nicht?«
    »Ich hatte keine Ahnung, daß ich kandidiert hatte.«
    »Wofür Sie jetzt einzig noch ein Kandidat sind, Kumpel, sind zehn Jahre Steuerprüfer, die Sie zweimal wöchentlich bei Tagesanbruch wecken, und Polizisten, die Sie auf allen zwei Meilen, die Sie je fahren, viermal anhalten.«
    »Seien Sie nicht so pessimistisch, David«, sagte Trefusis. »Ich habe bloß die Provision eliminiert. Das Spiel ist jetzt ausgeglichen. Ich habe die eine Hälfte von Mendax, während der Killer offenbar die andere hat.«
    »Verbannt seien Sie nach Hull und nördlich davon.«
    »Ja, möglicherweise. Bis dahin jedoch kann uns der junge Simon vielleicht bei der Identität dieses Messerkünstlers aushelfen, wenn das wirklich der gängige Jargon ist. Wer ist der beste Meuchelmörder der Ungarn, Simon?Nicht Ihre Abteilung, ich weiß, aber Sie haben dort gearbeitet.«
    »Der Künstler, den sie am liebsten nehmen, ist genaugenommen ein Deutscher, Sir. Führt sein Gewerbe unter dem Namen Alberich Golka.«
    »Verstehe. Und ist dieser Mann, frage ich mich, überhaupt dick?«
    »Sehr fett, Sir. Das ist so ungefähr das

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