Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lügner

Der Lügner

Titel: Der Lügner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
Vom Netzwerk:
hinweisen müssen.«
    Menzies wurde rot und verstummte.
    »Nun, lassen wir das mal dahingestellt, Donald«, sagte der Präsident, »es ging um unsere Ressourcen. Was auch immer unsere Ansichten über Recht und Unrecht der Regierungspolitik sein mögen, die finanzielle Situation sieht so aus, daß …«
    »Die Situation«, sagte Trefusis und bot am ganzen Tisch Zigaretten an, »ist, wie wir alle wissen, daß immer mehr junge Menschen darum flehen, zu
diesem
College an
dieser
Universität zugelassen zu werden, um Englisch zu studieren. Unsere Englischfakultät erhält mehr Bewerbungen fürjeden verfügbaren Studienplatz als irgendeine andere Fakultät an irgendeiner anderen Universität dieses Landes. Wenn die Regeln des Marktes, die den amtsführenden Einfaltspinseln, Pappköppen und schlankhirnigen Narren meines Wissens so heilig sind, hier anzuwenden sind, dann sollten uns doch
mehr
Stipendien zustehen und nicht weniger.«
    »Die Stimmung, Donald«, sagte der Präsident, »ist, daß Englischabsolventen kein Wissen von gesamtgesellschaftlichem Nutzen vorzuweisen haben. Die Forschungsresultate in Botanik oder Genetik oder selbst in meinem eigenen Fach, Wirtschaftswissenschaft, werden als von handgreiflichem Wert für die Welt anerkannt …«
    »Hört, hört«, sagte Menzies.
    »Poppycock«, sagte Munroe und nahm eine Schachtel Streichhölzer von Trefusis entgegen.
    »Aber Sie und Ihre Kollegen«, sagte der Präsident, beide Unterbrechungen überhörend, »werden zunehmend als eine nicht länger zu tolerierende Bürde des Steuerzahlers angesehen. Von Ihnen sind keine allgemein relevanten Entdeckungen zu erwarten, nichts, was Sie Ihren Studenten anbieten können, was sie zum Einsatz in der Industrie oder einem profitablen Unternehmen befähigen würde. Sie wissen, daß das nicht
meine
Ansichten sind. Wir sind die Argumente und Gegenargumente an diesem Tische oft genug durchgegangen, und mir liegt daran, es erneut zu tun. Ich kann Ihnen nur sagen, daß die Gelder dieses Jahr nicht verfügbar sind.«
    »Mr. President«, sagte ein Don am Tischende, »ich möchte ins Protokoll aufnehmen lassen, daß ich das für eine Schande halte. Dieses Philistertum wird nur erreichen, unser Land zu verarmen. Ich bitte darum, meinen äußersten Abscheu zu protokollieren.«
    »Nun«, sagte Trefusis, »das müßte Sir Keith Joseph und seine Freunde im Mark erzittern lassen, nicht wahr? Nein, nein. Die Zeit des Handelns ist gekommen. Mit Zustimmung der Fellows kann ich eine handverlesene Gruppe vielversprechender Studenten ausbilden und noch vor Juni gen Whitehall marschieren.«
    »Diese Pose des verbitterten und sich verbarrikadierenden Künstlers«, sagte Menzies, »ist ungehörig und unzeitgemäß. Die Gesellschaft kann sich ihre Hofnarren nicht länger leisten und ist es leid, leere Schweinsblasen über den Schädel gezogen zu bekommen. Die Welt ist gelangweilt von den lachhaften Exzessen der Künste, von ihrer Arroganz und Irrelevanz für die wirkliche Welt. Höchste Zeit, daß Sie abspecken.«
    »Sie haben natürlich recht«, sagte Trefusis, »ich sehe das jetzt ein. Wir brauchen Anwälte. Eine Welle nach der anderen.«
    »Natürlich fällt es leicht zu spotten …«
    »Gewiß ist es einfach, über gewisse Dinge zu spotten«, stimmte Trefusis zu. »Merkwürdigerweise ist es mir nie leichtgefallen, Dinge von Wert zu verspotten. Nur Flitter und Albernheiten – vielleicht liegt’s einfach an mir.«

III
     
    »Du siehst also, mein kleines honigsüßes Babyknuddel«, sagte Adrian, »ich muß ein verflixtes Stück Forschung abliefern, oder man zieht mir die ziemlich göttlich geformten Ohren lang.«
    »Na ja, wird ja auch Zeit, daß du mal arbeitest«, sagte Jenny und biß ihn in die Brustwarze.
    »Es ist gemein, so etwas zu sagen. Und jetzt rutsch ein bißchen weiter nach unten und setz deine Lippen in Bewegung, jetzt bin ich dran zu kommen, und ich muß noch in die Unibibliothek.«
    Jenny richtete sich auf.
    »Da fällt mir ein«, sagte sie. »Mary und ich haben allen Senior Tutors in Cambridge einen Brief geschrieben.«
    »Mein Gott«, sagte Adrian und zog ihren Kopf wieder herunter, »das ist jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, von Schulmädchenschwärmereien zu schwatzen.«
    »Nein, hör doch mal zu«, sagte sie und schnellte wieder hoch. »Es geht um Pornographie.«
    »Was?«
    »Du weißt doch, daß ich in Tim Andersens Vorlesungen über Derrida und Geschlechterdifferenz gehe?«
    »Paß auf, wenn dein Mundwerk zu

Weitere Kostenlose Bücher