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Der Lügner

Der Lügner

Titel: Der Lügner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Healey.«
    »Adrian.«
    »Ich würde es besser finden.«
    Adrian schluckte.
    »Natürlich, wenn Sie es für nötig halten. Ich kann Ihnen seine Nummer im College geben, wenn Sie wünschen. Die ist –«
    Der Bibliothekar witterte Triumph. »Nein, nein, Sir. Die können wir selbst herausfinden, da bin ich sicher.«
     
    Gary schaffte es, das Telefon unter einer Ottomane zu entdecken. Beim fünften Klingeln hob er ab.
    »Ja?« keuchte er. »Trefusis hier, ich war grad aufm Pott,worum geht’s? … Wer? … Lauter, Mann … Healey? … ›Manifestationen erotischen Begehrens …‹? Ja, gibt es Probleme? … Natürlich ist das meine Unterschrift … Verstehe. Ein wenig mehr Vertrauen würde nicht schaden, wissen Sie. Sie führen eine Bibliothek, kein Waffenarsenal, diese Bürokratie ist … Zweifellos, aber das haben die Wachen in Buchenwald auch gesagt … Schon gut, schon gut. Sie haben mich schlechtgelaunt erwischt, machen Sie sich nichts draus … in Ordnung. Wiederhören.«
     
    »Das scheint in Ordnung zu gehen, Mr. Healey. Sie haben doch Verständnis, daß wir sichergehen mußten?«
    »Natürlich, natürlich.«
    Der Bibliothekar würgte. »Es wird einige Zeit dauern, diese Titel … ähm … ausfindig zu machen, Sir. Möchten Sie in einer halben Stunde zurückkommen? Wir werden Ihnen eine Lesenische bereithalten.«
    »Danke«, sagte Adrian. »Sehr aufmerksam.«
    Wie eine Feder sprang er den Korridor entlang auf seinem Weg zur Cafeteria.
    Ich kann jederzeit alle Leute zum Narren halten, dachte er.
    Ein Mann schritt an ihm vorbei.
    »Morgen, Mr. Healey.«
    »Morgen, Mr. Trefusis«, sagte Adrian.
    Trefusis! Adrian kam schlagartig zum Stehen. Der war zum Lesesaal unterwegs! Nicht einmal Trefusis konnte sein Telefon im St. Matthew’s beantworten und gleichzeitig in der UB sein.
    Er versuchte ihm nachzurufen, brachte aber nur ein heiseres Flüstern heraus.
    »Herr Professor! … Herr Professor!«
    Trefusis hatte die Tür erreicht. Er drehte sich erstaunt um.
    »Ja?«
    Adrian lief zu ihm hinüber.
    »Bevor Sie hineingehen, Sir, könnte ich Sie wohl kurz sprechen?«
    »Selbstverständlich. Wo brennt’s denn?«
    »Darf ich Sie zu einem Brötchen ins Café einladen?«
    »Was?«
    »Na ja, ich frage mich … wollen Sie ein Buch abholen oder dort arbeiten?«
    »Zufällig etwas arbeiten.«
    »Oh, das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun.«
    Trefusis lächelte.
    »Sie haben es ausprobiert und halten es für eine unangenehme Beschäftigung? Ich fürchte, ich hingegen komme nicht drum herum. Irgend jemand muß schließlich Artikel verfassen, die zukünftige Studenten abschreiben können.«
    Er legte seine Hand auf die Klinke.
    Adrian konnte sich gerade noch zurückhalten, ihn am Ärmel zurückzuziehen.
    »Voll. Kein einziger Arbeitstisch verfügbar. Deswegen wollte ich Sie ja sprechen. Ich hab mich gefragt, ob Sie mir einen guten Platz zum Arbeiten empfehlen könnten?«
    »Nun, meines Wissens ist der Lesesaal im neunten Stock meistens ablenkungsfrei. Sie könnten es dort versuchen. Ich muß allerdings sagen, daß es mir etwas unangenehm wäre, im selben Saal zu arbeiten wie Sie. Ich denke, ich werde zusehen, daß ich auf dieser Etage eine freie Lesenische finde.«
    Er drückte gegen die Tür. Adrian schrie praktisch.
    »Nein, ist schon in Ordnung, Sir! Gehen Sie in denneunten Stock. Ich habe grad gemerkt, daß ich sowieso gehen muß. Ich hab eine … Besprechung.«
    Amüsiert trat Trefusis von der Tür zurück.
    »Also gut. Wissen Sie, ich freue mich schon auf Ihr Meisterwerk. Die Leute halten unser Fach für eine eitle Pleite, uns für bleiche Schleicher, das Ganze für schnurz, kurz gesagt, einen Furz. Aber wie Sie bestimmt gerade entdecken, besteht es von Beowolf bis Bloomsbury aus Schinderei und Plackerei. Schinden, schinden, schinden. Placken, placken, placken. Die Treterchen gefallen mir. Wiedersehen.«
    Adrian sah auf seine Schuhe hinab. Sie sahen wirklich gut aus.
    »Danke, Herr Professor. Ihre Golfschuhe sind auch einfach geil.«
    Atemlos vor Erleichterung sah er zu, wie Trefusis um die Ecke in Richtung der Fahrstühle bog.
    Adrian kehrte ins St. Matthew’s zurück und fand, daß Gary sämtliche Möbel an die Wände gerückt und den Fußboden freigeräumt hatte, der mit einem riesigen Bogen bedeckt war, auf dem er mit Kohle zeichnete.
    »Wie ist es gelaufen?«
    »Fabelhaft. Kinderleicht. Hast du dir ein Taschentuch in den Mund gesteckt?«
    »Nee! Wenn Trefusis nach irgendwem klingt, dann nach einem Mann ohne

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