Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lügner

Der Lügner

Titel: Der Lügner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
Vom Netzwerk:
Festspiele?«
    »Lebhaft.«
    »Die schreckliche Angelegenheit in der Getreidegasse haben Sie fraglos nicht vergessen?«
    »Den Mann im Mozartmuseum?«
    »Genau den.«
    »Den werde ich wohl kaum je vergessen. All das Blut.«
    Bob erschien in der Tür.
    »Tut mir leid, daß ich störe, meine Herren. Ich dachte, Sie wüßten vielleicht etwas von diesem überragenden Armagnac zu schätzen.«
    »Wie besorgt um uns!« sagte Trefusis.
    »Darf ich mich erkundigen, Sir, ob alles nach Wunsch verlief?«
    »Alles verlief prächtig, Bob. Ganz prächtig.«
    »O prima«, sagte Bob und entnahm seiner Jackentasche drei kleine Weinbrandgläser. »Dann werde ich mich mit Verlaub zu Ihnen gesellen.«
    »Ich bitte darum, Bob, nehmen Sie Platz. Schlechte Zeiten erfordern äußerste Maßnahmen, schenken Sie uns also allen äußerstes Maß ein.«
    Bob kam dem nach.
    »Wir sprachen gerade über Salzburg.«
    »Ooh, schlimme Angelegenheit, Sir. Der arme alte Moltaj. Die Kehle von Ohr zu Ohr aufgeschlitzt, hab ichgehört. Aber Sie beide haben’s ja live miterlebt, nicht wahr, meine Herren?«
    Adrian starrte ihn an.
    »Ich weiß, daß Sie das mit dem alten Moltaj in Ordnung bringen werden, Mr. Healey«, sagte Bob und klopfte ihm auf die Schulter. »Natürlich werden Sie das, Sir.«

 
    Eine St.-Matthew’s-Krawatte mit einem auffällig in die Jackettasche gestopften Liberty’s-Seidentuch hatte sich in Korridor Vier des zweiten Stocks von Reddaway House an der Tür mit der Aufschrift »2.4 CabCom« hingekniet. Er schien übermäßig viel Zeit zu brauchen, sich die Schnürsenkel seiner schwarzen Oxfordschuhe zuzubinden. Es war eigentlich unmöglich für ihn, die hinter der Tür hervordringenden Stimmen nicht zu vernehmen.
    »Ich dachte gerade, Sir, das mit dem Bikini-Alarm über dem Iran und alldem …«
    »Scheiß auf die verdammten Perser, Reeve – ich hab vom Kabinett unbeschränkte Handlungsbefugnis.«
    »Copeland ist sehr daran gelegen, daß wir kooperieren.«
    »Passen Sie mal auf. Der haarige Mullah wird eh am Ball bleiben. Sie wissen das, und ich weiß das. Weder Copeland noch sonstwer in Langley oder hier hat auch nur den Schimmer einer Chance, etwas dagegen tun zu können. Schachmatt, verstanden? Ich nehme an, Sie wissen nicht, was Schachmatt bedeutet?«
    »Also …«
    »Natürlich nicht, Sie waren ja in Oxford. Schachmatt kommt aus dem Arabischen ›shah mat‹ – der König ist tot. Gut, und der Schah ist matt, klar, er ist so matt wie ein blöder Lattennagel, und ich habe nicht vor, meine Zeit damit zu verschwenden, den Ehrgeiz seines wimmernden Nachwuchses zu nähren – was mich angeht, können die den Rest ihres Lebens in Monaco und Gstaad verbringen. Räumt das
Brett auf, legt die Schachfiguren wieder in die Schachtel, wir haben größere Fische an der Angel.«
    »Verstanden, Sir.«
    »Verstanden. Also? Bericht?«
    »Gut, Sir. Es tut mir leid, Sie darüber in Kenntnis setzen zu müssen, daß die Observationseinheit Castor einen Tag lang verloren hatte.«
    »Was?«
    »Äh … wenn Sie sich das mal anschauen, Sir. Es ist ein Polizeibericht aus Cambridge.«
    Die St.-Matthew’s-Krawatte hörte das Geräusch, mit dem eine Pappschachtel aufgemacht wurde.
    »Castor und Odysseus, ja?«
    »Das mutmaßen wir, Sir.«
    »Sie wollen mir also erzählen, daß Odysseus jetzt die ganze Tricktaste hat?«
    »Nein, Sir … wenn Sie sich an unser Signal von Locksmith in Budapest erinnern, dann könnte Castor Odysseus einen Teil von Medax überreicht haben, aber die andere Hälfte müßte noch bei Pollux sein, eingenäht ins Futter seiner Jacke.«
    »Und Pollux ist noch in Troja?«
    »Nicht ganz, Sir. Die Wiener Station hat heute morgen wieder ein prioritisiertes Signal von Locksmith empfangen.«
    »Ein was Signal?«
    »Äh … prioritisiertes, Sir.«
    »Herrgott!«
    »Es sieht so aus, als ob Pollux Troja gestern abend verlassen hätte.«
    »Unterwegs zum Lager der Griechen?«
    »Anzunehmen, Sir.«
    Es folgte eine lange Pause.
    Die St.-Matthews’s-Krawatte richtete sich auf, um etwas Blut aus dem Kopf abfließen zu lassen.
    »Wenn Sie recht haben, Reeve, wird auch Odysseus sich in den nächsten paar Tagen griechenwärts fortbewegen.«
    »Mit Telemach, meinen Sie?«
    Auf eine weitere lange Pause folgte das Geräusch eines Aktenordners, der auf den Tisch geworfen wurde.
    Die St.-Matthew’s-Krawatte bückte sich, um einen weiteren Schnürsenkel zu knüpfen.
    »Nun ja, mich hält nichts mehr in England, jetzt, wo Botham es geschafft hat, die

Weitere Kostenlose Bücher