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Der Lügner

Der Lügner

Titel: Der Lügner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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gottverdammten Ashes für uns zu verlieren. Ich fliege rüber, sobald etwas ins Rollen kommt.«
    »Kricket läuft nicht allzu gut, Sir?«
    »Der Mann ist eine totale Pleite. Der könnte nicht mal Kapitän einer querschnittsgelähmten Volleyballmannschaft werden.«
    »Bleiben Sie lange genug, um im Laufe des Nachmittags die Fondsanweisungen zu initialisieren, Sir?«
    »Nun, junger Reeve, nach kurzem Imbissisieren und einem halben Stündchen Kabinettsmemorandisieren werde ich bei Lord’s sein.«
    »Klar, Sir.«
    »Falls Sie also wünschen, daß ich etwas signaturisiere, schicken Sie Simon Hesketh-Harvey vorbei, der ist Mitglied. Jetzt muß ich los und toilettisieren. Und solange ich fort bin, versuchen Sie gefälligst, sich eine anständige Ausdrucksweise anzueignen.«
    Die St.-Matthew’s-Krawatte eilte den Korridor hinab zu ihrem Büro. Sie hörte, wie die Tür von 2.4 CabCom sich öffnete. Eine Stimme grüßte ihn.
    »Heda, junger Hesketh-H!«
    Die St.-Matthew’s-Krawatte drehte sich um. Ein Bennett-Tovey-and-Steele-Anzug stand im Korridor.
    »Morgen, Sir.«
    »Ätsch!«
    Mit einem Lächeln sahen sie die Krawatte des anderen.
    »Sie sollten die vielleicht gegen die gute alte orange-gelbe für heute nachmittag austauschen«, sagte der Bennett, Tovey and Steele.
    »Sir?«
    »Wenn Sie brav sind, schickt Reeve Sie mir heute nachmittag zu Lord’s rüber, um die letzten Zuckungen des Todeskampfes mitzubekommen.«
    »Prima«, sagte die St.-Matthew’s-Krawatte. »Das würde mir gefallen, Sir.«
    »Gut. Ach, übrigens …«
    »Sir?«
    »Prioritisieren. Je darüber gestolpert?«
    »Ärgh!« sagte die St.-Matthew’s-Krawatte. »Langley?«
    »Nein, dieser Arsch Reeve natürlich. Vorige Woche war es ›ein Zusammentreffen haben mit‹, Gott weiß, was für eine linguistische macédoine er uns als nächstes auftischt.«
    »Man schaudert beim bloßen Gedanken, Sir.«
    »Ja gut, Simon, nun laufen Sie.«

ACHT
     
     

I
     
    »Ich habe sorgfältig gepackt«, sagte Trefusis und klappte den Kofferraum des Wolseley zu. »Eine Dose Malzbonbons für Sie, Castrol GTX für den Wagen, Haferkekse mit Feigen für mich.«
    »Haferkekse mit Feigen?«
    »Haferkekse sind sehr gesund. Hotels, Restaurants, Cafés fordern alle ihren Preis. Salzburg ist nicht gut für die Figur. In meinem Alter bildet Reisen höchstens den Steiß. Ein steatopyknischer Trefusis ist ein unglücklicher Trefusis. Die Mehlspeisen und Torten Österreichs sind niederträchtige Bindemittel eines niederträchtigen Stuhlgangs. Aber ein Haferkeks mit Feigen lacht über Verstopfung und würdigt rektale Karzinome nur eines herablassenden Blicks. Während in der Rhetorik der Gesundheit Sahne am Gemeinplatz die Anhäufung herbeiführt, bewirkt Haferbrei auf dem
lokus amoenus
die sofortige Reinigung.«
    »Äh ja«, sagte Adrian. »Und Curry dient als schmückendes Beiwerk, nehme ich an.«
    »Oh, das gefällt mir. Sehr gut. ›Curry dient als schmückendes Beiwerk.‹ Ja, wirklich. Ganz … ganz … äh, wie heißt das noch gleich?«
    »Amüsant?«
    »Nein … fällt mir wieder ein.«
    Das Innere des Wagens roch nach Merton-Park-Thrillern, Bakelitkopfhörern und Kleidungsrationen. Es fehlte bloß noch das Profil von Edgar Wallace oder die Stimme von Edgar Lustgarten, um Adrian und Trefusis mitGlockengeläut in Regenmäntel und das England Horlicks mit seinen glänzenden Bürgersteigen und seinen Polizei-Inspektoren mit ihren Filzhüten und Popelinhemden schlüpfen zu lassen. So geläufig war der Geruch, so vollständig die Visionen, die er hervorrief, als sie mit knirschendem Getriebe die Collegetore hinter sich ließen und auf die Trumpington Road einbogen, daß Adrian beinahe an Reinkarnation zu glauben begann. Er hatte nie ganz genau diesen Geruch wahrgenommen, und doch war er ihm so vertraut wie der Geruch seiner eigenen Socken.
    Den Zweck ihrer Mission in Salzburg ließ Trefusis sich nicht aus der Nase ziehen.
    »Sie kannten den Mann also, der umgebracht wurde?«
    »Kennen? Nein.«
    »Aber Bob hat doch gesagt …«
    »Ich hoffe, das Getriebe läßt uns nicht im Stich. Der Wolseley 15/50 ist eine wunderbare Limousine, aber mit dem Getriebe gibt es immer Probleme.«
    »Gut, wenn Sie ihn nicht kannten, woher kennen Sie dann seinen Namen?«
    »Ich nehme an, ein solches Leiden könnte man Getriebeinsuffizienz nennen.«
    »Als ich nach Cambridge kam, gab es ein Gerücht, daß Sie für den MI5 anwarben. Oder für den KGB.«
    »Mein lieber Freund, es gibt keinen Don über sechzig,

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