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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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auf. Vielleicht war der Zauber einfach verflogen.
    Sie erinnerte sich daran, wie sie einmal auf einem Sonnendeck in Malibu gesessen und auf einen Produzenten gewartet hatte, der kurz zuvor mit ihr geschlafen hatte und dessen mexikanisches Dienstmädchen nun mit einem Glas Wein und einer Entschuldigung auftauchte, daß »der Herr Chef ins Studio fahren mußte, es ihm tun sehr leid, Sie ihn bitte nächste Woche anrufen.« Dabei hatte Molly den Kerl wirklich gemocht. Sie hatte sich den Fuß gebrochen, als sie seinem Zweit-Ferrari beim Gehen noch einen Tritt verpaßte, und während der Dreharbeiten zu ihrem nächsten Film hatte sie so viele Schmerzmittel geschluckt, daß sie hinterher einen Entzug durchmachen mußte. Von dem Produzenten hatte sie nie wieder gehört.
    So war das, wenn man ausgenutzt wurde. Das hier war etwas anderes.
    »Richtig«, sagte der Erzähler voller Sarkasmus.
    »Ssschht«, sagte Molly. Sie hörte das Knirschen von Schritten auf den Felsen vor der Höhle. Sie schnappte sich das Sturmgewehr und legte sich am Eingang der Höhle auf die Lauer.

-27- VAL
    Val wünschte sich, sie hätte eine Videokamera dabei gehabt, um die himmelschreiende Lügengeschichte für die Nachwelt festzuhalten, die Mavis Sand und Howard Phillips ihr während der vergangenen Stunde aufgetischt hatten. Wenn man den beiden glauben wollte, so war der Ort Pine Cove zehn Jahre zuvor von einem Dämon aus der Hölle heimgesucht worden, und nur den gemeinsamen Anstrengungen einer Handvoll Trunkenbolde war es zu verdanken gewesen, daß der Dämon wieder dorthin verbannt werden konnte, wo er hergekommen war. Es war eine Wahnvorstellung ganz außergewöhnlichen Ausmaßes, und Val dachte, daß es ihr genügend Material für mindestens eine Arbeit zum Thema Kollektivpsychosen liefern würde. Der Umgang mit Gabe hatte offenbar ihren wissenschaftlichen Ehrgeiz entfacht.
    Als Mavis und Howard ihre Geschichte zu Ende gebracht hatten, erzählte Catfish, wie er von einem Seeungeheuer durch den Bayou gejagt worden war, und es dauerte nicht lange, bis Val und Gabe dessen Theorie zum Besten gaben, wonach das Seeungeheuer die Fähigkeit entwickelt hatte, die Gehirnchemie seiner Beutetiere zu beeinflussen. Leicht beschwipst von ein paar Bloody Marys und mitgerissen von den eigenen Erzählungen, gestand Val, daß sie sämtliche Antidepressiva in Pine Cove durch Placebos hatte ersetzen lassen, doch schon in dem Augenblick, als sie ihr Gewissen erleichterte, war ihr klar, daß ihre und Gabes Geschichten um keinen Deut glaubwürdiger waren als das Märchen, das Mavis und Howard gerade erzählt hatten.
    »Dieser Winston Krauss ist ein Aasgeier«, sagte Mavis. »Kommt hier jeden Tag rein und führt sich auf, als würd seine Scheiße nicht stinken, und nimmt dann den ganzen Leuten zuviel Geld ab für etwas, das sie gar nicht kriegen. Ich hätt gleich wissen müssen, daß er 'n Fischficker ist.«
    »Das ist aber streng vertraulich«, sagte Val. »Ich hätte das gar nicht erwähnen sollen.«
    Mavis stieß ein kehliges Lachen aus. »Na ja, ich werd schon nicht zu Sheriff Burton rennen, um dich zu verpetzen. Der ist ein Aasgeier hoch zehn. Außerdem hat sich dadurch, daß du den ganzen Trantüten ihre Pillen weggenommen hast, mein Umsatz fast verdoppelt, Kleines. Und ich dachte schon, ich hätte das unsrem alten Wuschelkopf da drüben zu verdanken.« Roboterhaft zuckte Mavis' Daumen in Richtung Catfish.
    Der Bluesmann stellte sein Glas ab. »Hey!«
    Gabe sagte: »Sie glauben also, daß sich da draußen auf der Ranch wirklich ein Seeungeheuer rumtreibt?«
    »Welchen Grund hätten Sie, uns anzulügen?« erwiderte Howard. »Allem Anschein nach ist Mr. Fish ja ebenfalls ein Augenzeuge.«
    »Jefferson«, sagte Catfish. »Catfish Jefferson.«
    »Halt die Klappe, du Hühnerschiß«, blaffte Mavis. »Du hättest Theo helfen können, als er dich drum gebeten hat. Was glaubt der Junge eigentlich, wer er ist? Einfach so dem Sheriff nachzufahren auf die Ranch! Viel ausrichten kann er ja wohl sowieso nicht.«
    Gabe sagte: »Das wissen wir nicht. Er ist einfach losgefahren und hat gesagt, wir sollen hierherkommen und auf seinen Anruf warten.«
    »Was seid ihr alle herzlos«, sagte Catfish. »Mir ist eine richtig gute Frau durch die Lappen gegangen, nur wegen dem ganzen Kram hier.«
    »Sie ist schlauer, als sie aussieht«, sagte Mavis.
    »Theo hat meinen Mercedes«, fügte Val hinzu und bereute es in dem Augenblick, als sie es aussprach. Mit einem Mal schämte sie sich mehr

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