Der Lustmolch
für die Herablassung, die sie diesen Leuten gegenüber empfunden hatte, als für ihre beruflichen Verfehlungen.
»Ich mache mir allmählich Sorgen«, sagte Gabe. »Es ist jetzt schon über eine Stunde her.«
»Ich nehme mal an, keiner von euch ist auf die Idee gekommen, vielleicht ihn anzurufen?« fragte Mavis.
»Haben Sie seine Handy-Nummer?« sagte Gabe.
»Er ist der Constable. Und es wird ja wohl kaum so sein, daß er eine Geheimnummer hat.«
»Darauf hätte ich eigentlich auch kommen sollen«, sagte Howard.
Mavis schüttelte den Kopf, und eine ihrer falschen Wimpern schoß in die Höhe wie eine Mausefalle. »Sehe ich das richtig? Da sitzen drei Leute, die zusammen dreißig Jahre am College waren und immer noch zu dämlich sind, ein Telefon zu bedienen?«
»Scharf beobachtet«, sagte Howard.
»Ich war nie am College«, sagte Catfish.
»Na dann Prost auf deine natürliche Blödheit«, sagte Mavis und griff zum Telefon.
Die Stammbesetzung am Ende der Bar rappelte sich kurz aus ihrem Elend hoch, um über Catfish abzulachen, denn nichts bereitet dem Verzweifelten solche Befriedigung, wie wenn er auf jemand anderen herabsehen kann.
THEO
Die Mündung der Pistole bohrte sich mit solcher Kraft in die Stelle hinter seinem Ohr, daß Theo glaubte, seinen Schädel knacken zu hören. Burton griff um ihn herum, nahm ihm die .357 aus der Hand und warf sie weg; dann zog er die Automatik aus Theos Hosenbund und tat damit das gleiche.
»Auf den Boden, Gesicht nach unten.« Burton trat Theo die Füße unter dem Körper weg, stemmte ihm dann das Knie in den Rücken und legte ihm Handschellen an. Theo schmeckte Blut an der Stelle, wo seine Lippe aufgesprungen war, als er auf dem Felsen aufschlug. Er wandte den Kopf zur Seite und rieb mit der Wange über ein paar Flechten. Panik erfüllte ihn. Sämtliche Muskeln seines Körpers brannten vor Schmerz und wollten nur das eine - fliehen.
Burton schlug ihm mit seiner Pistole quer über den Hinterkopf - nicht hart genug, um ihn bewußtlos zu schlagen, doch als das gleißende weiße Licht im Gefolge des Schlags verblaßte, spürte Theo, wie ihm Blut ins rechte Ohr schwappte.
»Du Scheißkiffer. Wie kannst du's wagen, mir in meinen Geschäften rumzupfuschen?«
»Was für Geschäfte?« fragte Theo in der Hoffnung, daß er mit dem Leben davonkam, wenn er sich blöd stellte.
»Ich hab deinen Wagen beim Labor gesehen, Crowe. Das letzte Mal, als ich mit Leander gesprochen habe, war er auf dem Weg zu dir. Und wo bitte schön ist er jetzt?«
»Keine Ahnung.«
Die Pistole traf ihn mit voller Wucht auf der anderen Seite seines Kopfes.
»Ich hab keine verdammte Ahnung!« kreischte Theo. »Er war im Labor, und dann war er verschwunden. Ich hab nicht gesehen, daß er weggefahren ist.«
»Mir ist scheißegal, ob er lebt oder tot ist, Crowe. Und für dich ändert sich dadurch nicht das geringste. Aber ich muß Bescheid wissen. Hast du ihn umgelegt? Ist er abgehauen? Was?«
»Ich glaube, er ist tot.«
»Du glaubst?«
Theo spürte, wie Burton erneut zu einem Schlag ausholte.
»Nein! Er ist tot. Ich weiß es.«
»Was ist passiert?«
Theo versuchte krampfhaft, sich irgendeine plausible Erklärung auszudenken, irgend etwas, womit er eine Minute oder auch nur ein paar Sekunden herausschlagen konnte, doch er war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. »Ich weiß nicht genau«, sagte er. »Ich - ich habe Schüsse gehört. Ich war in dem Schuppen. Als ich herauskam, war er weg.«
»Woher weißt du dann, daß er tot ist?«
Theo konnte keinen Vorteil darin erkennen, Burton zu verraten, was Molly ihm erzählt hatte. Burton würde Molly aufspüren und sie in das gleiche flache Grab werfen, in dem er selbst enden würde.
»Leck mich«, sagte Theo. »Find es selber raus.«
Die Pistole fuhr über seinen Hinterkopf, und diesmal hätte Theo wirklich beinahe das Bewußtsein verloren. Er hörte ein Klingeln in den Ohren, doch eine Sekunde später fiel ihm auf, daß es nicht seine Ohren waren, die klingelten, sondern das Handy in seiner Brusttasche. Burton drehte ihn auf den Rücken und hielt die Mündung der Pistole vor Theos rechtes Augenlid.
»Wir werden jetzt rangehen, Crowe. Und wenn du's verbockst, wird der Anrufer einen ziemlich lauten Knall hören, wenn das Gespräch zu Ende ist.« Der Sheriff beugte sich herunter, bis sein Gesicht das von Theo beinahe berührte, und griff nach dem Telefon.
Plötzlich ging in ein paar Metern Entfernung eine Reihe von ohrenbetäubenden Explosionen
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