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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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verhaltensbeeinflussende Kommando ausstieß: »Skinner, du Scheißköter, gib jetzt endlich Ruhe!«
    Skinner unterbrach sein Gekläffe für einen kurzen Augenblick, um sich unter dem Wanderschuh wegzuducken und ihn - gemäß seiner angezüchteten Verhaltensmuster - aus dem Waschzuber herauszufischen, der ihm als Trinkwasserschüssel diente. Anschließend brachte er ihn zurück zur Tür, wo Gabe stand, und stellte den triefnassen Wanderschuh zu Füßen des Biologen ab. Gabe knallte ihm die Tür vor der Nase zu.
    Der ist bloß eifersüchtig, dachte Skinner. Kein Wunder, daß er keine Weibchen abbekommt, wo er immer nach Weichspüler und Seife riecht. Wenn der Futter-Typ mal rausgehen und an ein paar Ärschen schnuppern würde, wäre seine Laune längst nicht mehr so mies. (Für Skinner war Gabe der »Futter-Typ«.) Schnell beschnupperte er sich, um sicherzugehen, daß er wirklich der Don Juan der Hundewelt war, um gleich darauf wieder in hysterisches Gekläffe zu verfallen. Will der Kerl es denn nicht kapieren, oder was? dachte Skinner. Gefahr ist im Anmarsch, Futter-Typ, Gefahr!
    Auf dem Weg zurück ins Bett warf Gabe Fenton einen kurzen Blick auf den Computer in seinem Wohnzimmer Tausend kleine grüne Punkte bewegten sich wie eine einzige Masse über die Karte der Umgebung von Pine Cove. Gabe blieb stehen und rieb sich die Augen. Das war doch nicht möglich.
    Er ging zum Computer und tippte einen Befehl ein. Auf dem Bildschirm erschien die Karte in einem größeren Maßstab, und die Punkte bewegten sich noch immer in einer Linie. Er vergrößerte die Karte noch weiter, bis sie nur noch ein Gebiet von wenigen Quadratmeilen umfaßte, und die Punkte setzten ihren Weg fort. Jeder der grünen Punkte bezeichnete eine Ratte, die Gabe lebend gefangen und, nachdem er ihr einen Mikrochip implantiert hatte, wieder ausgesetzt hatte. Ihre Standorte wurden von einem Satelliten registriert und aufgezeichnet. In diesem Augenblick bewegte sich jede einzelne Ratte innerhalb eines Gebiets von zehn Quadratmeilen von der Küste weg. So was machten Ratten normalerweise nicht.
    Gabe verfolgte die Daten zurück und betrachtete die Bewegungen der Nagetiere in den letzten Stunden. Der Exodus hatte abrupt eingesetzt, und obwohl seitdem gerade mal zwei Stunden vergangen waren, war der Großteil der Ratten schon eine Meile landeinwärts gezogen. Sie rannten aus Leibeskräften, und das weit über ihren normalen Aktionsradius hinaus. Denn Ratten sind Sprinter und keine Langläufer. Irgendwas war im Gange.
    Gabe drückte eine Taste, und neben jedem der grünen Punkte erschien eine kleine Zahl. Jeder Chip war einmalig, so daß jede Ratte eindeutig identifiziert werden konnte, wie ein Flugzeug auf dem Radarschirm eines Fluglotsen. Ratte Nr. 363 hatte sich seit fünf Tagen nicht aus einem Umkreis von zwei Metern herausbewegt. Gabe hatte angenommen, daß sie entweder Junge zur Welt gebracht hatte oder krank war. Doch nun befand sich Nr. 363 eine halbe Meile von ihrem normalen Territorium entfernt.
    Für den Forscher sind Anomalien sowohl Fluch als auch Segen. Angesichts der Daten empfand Gabe freudige Erregung und unbehagliches Mißtrauen zugleich. Eine Anomalie wie diese konnte zu einer Entdeckung führen, sie konnte aber auch dafür sorgen, daß er sich bis auf die Knochen blamierte. Er glich die Daten mit drei Vergleichsparametern ab und rief dann die Informationen der Wetterstation auf seinem Dach ab. Was das Wetter betraf, gab es nichts Außergewöhnliches: Alle Veränderungen in bezug auf Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Wind und Temperatur lagen innerhalb des Normalbereichs. Er schaute aus dem Fenster: Über die Küste senkte sich der übliche Bodennebel. Völlig normal. Er konnte den alten Leuchtturm, der in hundert Meter Entfernung stand, gerade noch erkennen. Das Leuchtfeuer war vor zwanzig Jahren abgeschaltet worden, und seitdem diente der Bau als Wetter- und Forschungsstation für Biologen.
    Gabe schnappte sich eine Decke von seinem Bett, legte sie sich gegen die Kälte über die Schultern und kehrte zurück zu seinem Arbeitstisch. Die grünen Punkte bewegten sich weiter. Er wählte die Nummer von JPL in Pasadena. Draußen bellte noch immer Skinner.
    »Skinner, halt endlich dein elendes Maul!« brüllte Gabe just in dem Augenblick, als die automatische Vermittlung ihn zum Seismologischen Labor durchstellte. Eine Frau meldete sich. Sie hörte sich ziemlich jung an, vermutlich eine Praktikantin. »Wie bitte?« sagte sie.
    »Entschuldigung, ich

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