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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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bist du, glaub ich, zu alt. Außerdem wäre der richtige Stevie deswegen vielleicht eingeschnappt. Wie wär's mit Steve? Du siehst aus wie 'n Steve.« Molly mochte den Namen Steve. Ihr Agent bei der Schauspielervereinigung hatte Steve geheißen. Steve war ein guter Name für ein Reptil. (Im Gegensatz zu Stevie, der besser zu einem tiefgefrorenen Goldfisch paßte.)
    Sie spürte, wie sie trotz all ihrer Traurigkeit von einer Welle der Wärme durchflutet wurde. Das Ungeheuer mochte seinen Namen.
    »Du hättest den Jungen nicht fressen sollen.«
    Steve erwiderte nichts. Immer noch auf der Hut, machte Molly einen weiteren Schritt vorwärts. »Du mußt von hier verschwinden. Ich kann dir nicht helfen. Ich bin nämlich verrückt, mußt du wissen. Ich hab sogar offizielle Papiere, die das beweisen.«
    Das Seeungeheuer rollte sich auf den Rücken wie ein kleiner Welpe und bedachte Molly mit einem selten dämlichen, hilflosen Hundeblick, was im übrigen auch nicht gerade eine leichte Aufgabe für ein Wesen darstellte, das locker in der Lage war, einen Volkswagen zu verschlucken.
    »Nein«, sagte Molly.
    Das Seeungeheuer winselte vor sich hin. Es war nicht lauter als ein neugeborenes Kätzchen.
    »Oh, Mann, das ist doch einfach spitzenmäßig«, sagte Molly. »Stell dir nur vor, was Dr. Val mir alles für Medikamente verabreicht, wenn ich ihr von dem hier erzähle. Die Durchgeknallte und die Echse, so werden sie uns nennen. Hoffentlich bist du jetzt zufrieden.«
    Gruppenzwänge
    »Aber ich will mit verrückten Leuten nichts zu tun haben«, bemerkte Alice. »Oh, dagegen kannst du nichts tun«, sagte die Katze. »Wir sind alle verrückt hier. Ich bin verrückt. Du bist verrückt.«
    »Woher weißt du, daß ich verrückt bin?« fragte Alice.
    »Das kann nicht anders sein«, sagte die Katze, »denn andernfalls wärst du gar nicht hierhergekommen.«
    Lewis Carroll, Alice im Wunderland

-13-
FRÜHSTÜCK
    Den Bewohnern von Pine Cove - und besonders jenen unter ihnen, deren Antidepressiva abgesetzt worden waren - kam es so vor, als hätte sich auf mysteriöse Weise im Verlauf der Nacht ein Gefühl der Ruhe und Zufriedenheit über sie gesenkt. Ihre Panik war nicht verschwunden, vielmehr tropfte sie an ihren Schultern herab wie ein warmer Regen, der sich über ein Kleinkind ergießt, das zum ersten Mal völlig verzaubert im Matsch herumtollt. Die Luft war erfüllt von Freude, Sex und Gefahr - und dem euphorischen Bedürfnis, dies mit anderen zu teilen.
    Und so kam es, daß sie zur Frühstückszeit massenweise in die örtlichen Restaurants strömten, wo sie sich versammelten wie Tiere der Wildnis im Angesicht eines Löwenrudels - in dem instinktiven Bewußtsein, daß nur einer von ihnen auf der Strecke bleiben wird, nämlich derjenige, der sich allein auf weiter Flur erwischen läßt.
    Jenny Masterson arbeitete mittlerweile seit zwölf Jahren als Kellnerin in H. P.'s Cafe, und sie konnte sich nicht erinnern, jemals außerhalb der Touristensaison einem solchen Ansturm ausgesetzt gewesen zu sein. Sie glitt zwischen den Tischen dahin wie eine Tänzerin, schenkte Kaffee mit und ohne Koffein nach, nahm Bestellungen auf und brachte das Essen an die Tische, wobei sie im Vorübergehen die Wünsche nach mehr Butter oder Salsa registrierte und hier und da das benutzte Geschirr abräumte. Keine überflüssige Bewegung, kein Gast, der übersehen wurde. Sie war gut - und zwar richtig gut -, und manchmal ging ihr das schwer auf die Nerven.
    Jenny war vierzig, schlank und hatte einen hellen Teint, kastanienbraunes Haar, das sie bei der Arbeit immer hochgesteckt trug, und Beine, die einfach umwerfend waren. Sie und ihr Mann Robert waren die Inhaber von Brine's Angelbedarf, Bootsausrüstung und Erlesene Weine, doch nachdem sie drei Monate lang versucht hatte, mit dem Mann zusammenzuarbeiten, den sie liebte, und nachdem ihre Tochter Amanda mittlerweile fünf Jahre alt war, hatte sie den Entschluß gefaßt, daß ihre Ehe und ihr Verstand nur dann zu retten waren, wenn sie wieder als Kellnerin arbeitete. Irgendwann zwischen dem Abschluß des College und dem heutigen Tage hatte sie sich zu einer absoluten Spitzenkellnerin entwickelt, und es war ihr nach wie vor ein Rätsel, wie in drei Teufels Namen es dazu gekommen war. Wie kam es, daß sie zu einem Auffangbecken für jegliches Stadtgespräch, inklusive Klatsch und Tratsch, geworden war? Und wann hatte sie diese schier unglaubliche Fähigkeit entwickelt, im Vorübergehen nahezu sämtliche Unterhaltungen

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