Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
will. Aber das wissen Sie bestimmt auch.«
    »Sicher«, sagte Molly. Die beiden hatten nicht die geringste Ahnung, wer sie war. »Das ist auch der Grund, warum ich mit dem kleinen Stevie hergezogen bin.« Stevie war Mollys Goldfisch, der während eines ihrer Aufenthalte in der Nervenklinik gestorben war. Seitdem hauste er in einem Plastikbeutel im Gefrierfach ihres Kühlschranks und warf ihr jedesmal, wenn sie sich ein paar Eiswürfel herausnahm, einen frostigen Blick zu.
    »Und wie alt ist Stevie?«
    »Ach, sieben oder acht. Ich vergesse es manchmal, weil die Wehen so lange gedauert haben.«
    »Dann ist er ein Jahr hinter meiner Tiffany zurück«, sagte Marge.
    »Nun ja, der Schnellste ist er nicht gerade.«
    »Und Ihr Mann ist ...?«
    »Tot.«
    »Oh, das tut mir leid«, sagte Katie.
    »Das braucht's nicht. Sie haben ihn ja vermutlich nicht umgebracht.«
    »Jedenfalls«, sagte Katie, »brauchen wir dringend Ihre Unterschrift für unsere Petition an den Senat. Alleinerziehende Mütter sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Kampagne. Darüber hinaus sammeln wir Spenden für unsere Forderung nach einem Verfassungszusatz.« Sie setzte ein verlegenes Lächeln auf. »Nicht einmal die Arbeit im Auftrag des Herrn kommt ohne Sponsoren aus.«
    »Ich wohne in einem Trailer«, sagte Molly.
    »Dafür haben wir Verständnis«, sagte Marge. »Alleinerziehende Mütter müssen häufig mit finanziellen Problemen kämpfen. Aber auch Ihre Unterschrift ist wichtig für die Arbeit im Auftrag des Herrn.«
    »Aber ich wohne in einem Trailer. Gott haßt Trailer.«
    »Wie bitte?«
    »Er läßt sie in Flammen aufgehen, er läßt sie zu Eisblöcken gefrieren, und er läßt sie von Tornados zu Kleinholz machen - Gott haßt Trailer. Sind Sie sicher, daß ich Ihrer Sache nicht vielleicht eher schade?«
    Katie kicherte. »Ach, Mrs. Michon, Sie machen Witze. Erst letzte Woche habe ich von einer Frau gelesen, deren Trailer von einem Tornado fast eine Meile durch die Luft gewirbelt wurde und die trotzdem überlebt hat. Sie sagte, daß sie die ganze Zeit gebetet und Gott sie gerettet hat. Da sehen Sie's doch.«
    »Aber wer hat den Tornado erst mal losgeschickt?«
    Die beiden pastellfarbenen Frauen zuckten auf der Couch zusammen. Die Bläuliche war die erste, die ihre Sprache wiederfand. »Wir würden Sie sehr gerne in unserer Bibelgruppe begrüßen, wo wir über dieses Thema diskutieren können, doch jetzt müssen wir leider weiter. Würde es Ihnen etwas ausmachen, die Petition zu unterschreiben?« Sie zog ein Klemmbrett aus ihrer übergroßen Handtasche und reichte es Molly zusammen mit einem Kugelschreiber.
    »Wenn das hier durchkommt, dann dürfen die Kinder in der Schule beten?«
    »O ja.« Marge fing an zu strahlen.
    »Und die kleinen Moslems dürfen sich siebenmal am Tag nach Mekka verneigen oder was auch immer, ohne daß sie deswegen schlechtere Noten bekommen?«
    Die pastellfarbenen Damen in Blau und Pink schauten einander an. »Nun ja ... Amerika ist eine christliche Nation, Mrs. Michon.«
    Molly wollte nicht den Eindruck entstehen lassen, daß man sie so einfach aufs Kreuz legen konnte. Sie hatte was auf dem Kasten. »Aber Kinder anderer Glaubensrichtungen können doch auch beten, richtig?«
    »Ich nehme es mal an«, sagte Katie. »Jedenfalls im stillen.«
    »Na, dann ist es ja gut«, sagte Molly, während sie die Petition unterschrieb, »weil Stevie nämlich endlich in der Red-Jets- Lesegruppe mitmachen darf, wenn er Vigoth, dem Würmergott, ein Huhn opfert. Aber sein Lehrer läßt ihn nicht.« Warum habe ich das gesagt? Warum habe ich das gesagt? Was ist, wenn sie mich fragen, wo Stevie überhaupt ist?
    »Mrs. Michon!«
    »Was? Das würde er auch in der großen Pause erledigen«, sagte Molly. »Damit er nichts vom Unterricht verpaßt.«
    »Wir sind unterwegs im Auftrag des Einzigen und Wahren Gottes, Mrs. Michon. Unsere Vereinigung ist keine multireligiöse Organisation. Ich bin sicher, daß Sie, wenn Sie jemals die Macht Seines Geistes gespürt hätten, nicht so reden würden.«
    »Oh, die habe ich schon gespürt.«
    »Ach wirklich?«
    »Aber sicher. Sie können Sie auch spüren. Wenn Sie wollen jetzt gleich.«
    »Was meinen Sie damit?«
    Molly reichte Katie das Klemmbrett zurück und erhob sich. »Kommen Sie mal mit nach nebenan. Es dauert nur einen Moment. Aber ich weiß genau, daß Sie es spüren werden.«
    THEO
     
    Während er durch die Wohngebiete von Pine Cove fuhr, stiegen Theos Hoffnungen, Mikey Plotznik zu finden. Nahezu

Weitere Kostenlose Bücher