Der Lustmolch
Ihnen doch schon erklärt, daß ich darüber nicht reden darf.«
Theo zog einen Dollarschein aus seiner Tasche und schob ihn über den Tisch. »Nehmen Sie das.«
»Warum?«
»Ich möchte, daß Sie meine Therapeutin sind. Ich möchte in den Genuß der gleichen Verschwiegenheit kommen wie Bess Leander. Obwohl dieses Privileg nicht auch noch über das Grab hinaus gültig sein sollte. Ich engagiere Sie hiermit als meine Therapeutin.«
»Für einen Dollar? Ich bin kein Anwalt, Constable Crowe. Ich muß Sie nicht als Patienten akzeptieren. Und Bezahlung hat damit nichts zu tun.« Val versuchte ihn mit schierer Willenskraft zu verscheuchen. Schon von Kindesbeinen an hatte sie immer wieder versucht, anderen Menschen ihren Willen aufzuzwingen. Darüber hatte sie auch schon mit ihrem eigenen Therapeuten während ihres Praktikums gesprochen. Geh weg.
»Schön, dann nehmen Sie mich als Patienten. Bitte.«
»Ich nehme keine neuen Patienten an.«
»Nur eine Sitzung. Gerade mal dreißig Sekunden lang. Ich bin Ihr Patient, und ich verspreche Ihnen, daß es Sie höllisch interessieren wird, was ich bei unserer Sitzung zu sagen habe.«
»Theo, haben Sie sich je mit Ihrem, sagen wir mal, Drogenproblem befaßt?« Dies war eine überaus schnippische und unprofessionelle Bemerkung, doch Crowe führte sich auch nicht gerade professionell auf.
»Heißt das, Sie nehmen mich als Patienten?«
»Gestern nacht habe ich Joseph Leander im Park gesehen, wie er Geschlechtsverkehr mit einer jungen Dame hatte.« Theo faltete seine Hände und lehnte sich zurück. »Was fällt Ihnen dazu ein?«
Jenny dachte, sie höre nicht richtig. Nicht daß sie es darauf angelegt hatte, im Gegenteil, sie hatte einfach nur den English Muffin an den Tisch gebracht und war kalt erwischt worden, als Theo die Bombe platzen ließ. Bess Leander war kaum unter der Erde, da trieb es dieser spießige Presbyterianer schon mit irgendeiner Düse im Park? Sie blieb stehen, als ob sie nachschaute, ob an den anderen Tischen alles in Ordnung war, und schob einen Augenblick später Theo seinen Muffin hin.
»Kann ich sonst noch was bringen?«
»Im Augenblick nicht, danke«, sagte Theo.
Jenny schaute Val Riordan an und entschied, daß das, was diese im Augenblick gebrauchen konnte, jedenfalls nicht auf der Speisekarte stand. Val saß da, als hätte ihr jemand eine tote Makrele ins Gesicht geklatscht. Jenny überließ die beiden sich selbst. Sie konnte es gar nicht erwarten, bis Betsy endlich auftauchte und sie zur Mittagsschicht ablöste. Betsy war es, die Joseph Leander bediente, wenn er ins Cafe kam, und sie machte auch dauernd Bemerkungen über ihn, von wegen, daß er der einzige Kerl mit zwei Kindern sei, der niemals gebumst hatte. Wenn Betsy das hörte, würde es sie glatt umhauen. Betsy wußte natürlich schon Bescheid.
GABE
Gabe band Skinner draußen an, betrat das Cafe und stellte fest, daß alle Tische besetzt waren. Doch dann fiel sein Blick auf
Theophilus Crowe, der mit einer Frau, die Gabe nicht kannte, an einem Tisch mit vier Plätzen saß. Er überlegte, ob er sich einfach dazusetzen sollte, fand dann aber, daß es eleganter wäre, so zu tun, als wollte er Theo über das Neueste von der Rattenfront in Kenntnis setzen, und darauf zu hoffen, daß dieser ihm daraufhin einen Platz anbieten würde.
Auf dem Weg zu besagtem Tisch kramte Gabe schon mal seinen Laptop aus dem Rucksack.
»Theo, du wirst nicht glauben, was ich letzte Nacht herausgefunden habe.«
Theo hob den Blick. »Hallo, Gabe. Kennst du Val Riordan? Sie hat hier eine psychiatrische Praxis.«
Gabe streckte ihr die Hand entgegen, und die Frau ergriff sie, ohne den Blick von seinen schlammverschmierten Stiefeln zu lösen. »Entschuldigung, aber ich war den ganzen Tag im Feld. Nett, Sie kennenzulernen.«
»Gabe ist Biologe. Er hat ein Labor oben bei der Wetterstation.«
Gabe fühlte sich ein wenig unbehaglich. Die Frau hatte kein einziges Wort gesprochen. Sie war ziemlich attraktiv - zurechtgemacht zwar, aber trotzdem attraktiv -, und sie wirkte ein bißchen neben der Spur oder so, als habe ihr irgend etwas auf den Magen geschlagen. »Tut mir leid, wenn ich euch unterbrochen habe. Wir können uns auch später unterhalten, Theo.«
»Nein, setz dich doch. Sie haben doch nichts dagegen, Val? Wir können unsere Sitzung auch später zu Ende bringen. Zwanzig Sekunden müßte ich eigentlich noch haben.«
»In Ordnung«, sagte Val, als käme sie allmählich wieder zu Bewußtsein.
»Vielleicht
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