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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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ihrer Gäste aufzuschnappen, ohne den Faden zu verlieren? Das beherrschende Thema am heutigen Tag war Mikey Plotznik, der am Tag zuvor beim Zeitungsaustragen verschwunden war. Es ging um die Suche nach dem Jungen und Spekulationen darüber, was wohl mit ihm passiert war. An einigen ihrer Tische saßen Pärchen, die offensichtlich nichts anderes im Sinn hatten, als ihre sexuellen Glanzleistungen der vergangenen Nacht noch einmal durchzukauen, und, wenn man ihr Getätschel und Geschmachte richtig deutete, nach dem Frühstück gleich wieder dort weiterzumachen gedachten, wo sie zuvor aufgehört hatten. Jenny versuchte diese Art von Konversation zu überhören. Darüber hinaus hatte sie einen Tisch mit alten Herren, die immer nur herumsaßen und Kaffee tranken und dabei allerlei Falschinformationen zu den Themen Politik und Rasenpflege austauschten. Dann saßen am Tresen noch ein paar Bauarbeiter, die eigentlich vorhatten, an ihrem freien Samstag eine ihrer raren Sonderschichten einzulegen, im Augenblick aber lediglich eine Portion Eier mit Speck verspachtelten und dabei die Zeitung lasen, und schließlich war da noch Val Riordan, die Seelenklempnerin des Ortes, die allein an einem Tisch saß und einen Notizblock vollkritzelte. Wobei letzteres ungewöhnlich war, da sich Val normalerweise tagsüber in Pine Cove nicht blicken ließ. Noch eigenartiger war allerdings die Tatsache, daß Estelle Boyet, die Küstenmalerin, mit einem dunkelhäutigen Herrn zusammen Tee trank, der aussah, als würde er bei der geringsten Berührung buchstäblich aus der Haut fahren.
    Jenny hörte, daß es an der Kasse eine Auseinandersetzung gab, und als sie sich umdrehte, sah sie ihre Küchenhilfe mit Molly Michon diskutieren. Jenny zischte zum Tresen: »Molly, Sie wissen doch, daß Sie hier nicht reinkönnen«, sagte Jenny ruhig, aber bestimmt. Molly hatte lebenslanges Lokalverbot, nachdem sie einmal die Espressomaschine in H. P.'s Cafe attackiert hatte.
    »Ich muß nur den Scheck hier einlösen. Ich brauche ein bißchen Geld, um ein paar Medikamente für einen kranken Freund zu kaufen.«
    Die Küchenhilfe, eine Zehntkläßlerin von der Pine Cove High School verdrückte sich mit den Worten: »Ich hab's ihr gesagt«, schleunigst in die Küche.
    Jenny betrachtete den Scheck. Er war vom Sozialamt ausgestellt, und der Betrag war höher als die Summe, die sie einzulösen befugt war. »Tut mir leid, Molly, aber das kann ich nicht machen.«
    »Ich kann mich ausweisen, sogar mit Foto und allem.« Molly zog eine Videokassette aus ihrer riesigen Handtasche und klatschte sie auf den Tresen. Auf der Hülle war ein Foto von einer halbnackten Frau, die an zwei Pfähle gefesselt war. Der Filmtitel war auf italienisch.
    »Das ist nicht das Problem, Molly, aber einen Scheck in dieser Höhe darf ich nicht einlösen. Ich will ja keinen Ärger machen, aber wenn Howard dich hier sieht, ruft er die Polizei.«
    »Die Polizei ist schon hier«, sagte die Stimme eines Mannes.
    Jenny hob den Kopf und sah Theophilus Crowe hinter Molly aufragen. »Hi, Theo.« Jenny mochte Theo. Er erinnerte sie an ihren Robert, bevor er mit dem Trinken aufgehört hatte - ein Hang zur Tragik, aber im Kern gutmütig.
    »Kann ich irgendwie behilflich sein?«
    »Ich muß dringend etwas Geld auftreiben«, sagte Molly. »Um Medikamente zu kaufen.«
    Jenny warf einen kurzen Blick hinüber zu der Ecke, wo Val Riordan von ihren Notizen aufblickte und ärgerlich das Gesicht verzog. Die Psychiaterin wollte ganz offensichtlich nicht in diese Angelegenheit hineingezogen werden.
    Sachte nahm Theo den Scheck Molly aus der Hand, betrachtete ihn und sagte zu Jenny: »Der Scheck ist von einer Behörde ausgestellt, Jenny. Ich bin sicher, daß er gedeckt ist. Nur dies eine Mal? Es geht um Medikamente.« Über Mollys Schulter hinweg zwinkerte er Jenny zu.
    »Howard bringt mich um, wenn er das sieht. Jedesmal, wenn sein Blick auf die Espressomaschine fällt, murmelt er etwas von wegen der Saat des Bösen.«
    »Sag ihm, es wäre im Interesse der öffentlichen Sicherheit gewesen. Ich kann's ihm auch bestätigen, wenn's sein muß.«
    »Na gut. Du hast Glück, daß heute soviel Betrieb ist und ich genug Geld in der Kasse habe.« Jenny reichte Molly einen Kugelschreiber. »Unterschreib ihn einfach auf der Rückseite.«
    Schwungvoll setzte Molly ihre Unterschrift unter den Scheck und reichte ihn Jenny, die daraufhin einen Stapel Banknoten auf den Tresen abzählte. »Danke«, sagte Molly und wandte sich dann an Theo.

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