Der Lustmolch
»Danke. Hey, willst du eine Sammlerausgabe von Warrior Babes?« Sie hielt ihm die Videokassette hin.
»Ähm, nein, danke, Molly. Ich darf keine Geschenke annehmen.«
Jenny reckte den Kopf vor, um die Hülle der Kassette zu betrachten.
»Es ist auf italienisch, aber man kommt schon dahinter, worum's geht«, sagte Molly.
Theo schüttelte den Kopf und lächelte.
»Okay«, sagte Molly. »Ich muß jetzt los.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Restaurant. Theo stand wie angewurzelt da und starrte auf ihren Rücken.
»Sie war wohl wirklich mal beim Film«, sagte Jenny. »Hast du das Bild auf der Hülle gesehen?«
»Nöö«, sagte Theo.
»Faszinierend. Hat sie wirklich mal so ausgesehen?« Theo zuckte mit den Achseln. »Danke, daß du ihren Scheck eingelöst hast. Ich werd mir mal 'nen Platz suchen. Ich nehm nur 'ne Tasse Kaffee und einen English Muffin.«
»Gibt's bei der Suche nach dem kleinen Plotznik schon was Neues?«
Theo schüttelte den Kopf und ging weiter.
GABE
Skinner bellte einmal kurz, um den Futter-Typ zu warnen, daß er gleich mit der durchgeknallten Lady zusammenrasseln würde, aber erstens kam sein Bellen ein bißchen spät, und zweitens kapierte der genervte, aber gutmütige Futter-Typ mal wieder nicht, was Skinner ihm mitzuteilen hatte. Zuvor war es Skinner gelungen, den Futter-Typ zu überreden, daß er mal eine Pause einlegte und sich was zu essen gönnte. Ratten fangen und im Schlamm herummarschieren konnte noch soviel Spaß machen, aber es war einfach wichtig, daß man von Zeit zu Zeit was zu beißen hatte.
Gabe, der bis zu den Knien mit Schlamm bespritzt und bis zu den Schultern mit Kletten behangen war, marschierte mit gesenktem Kopf auf H. P.'s Cafe zu und kramte im Rucksack nach seinem Geldbeutel, während Molly, die ihr Geld zählte, überhaupt nicht darauf achtete, wo sie hinging. Sie hörte Skinner in dem Augenblick bellen, als ihre Köpfe auch schon zusammenstießen.
»Aua, Entschuldigung«, sagte Gabe und rieb sich den Kopf. »Ich habe nicht aufgepaßt, wo ich hinlaufe.«
Skinner nutzte die Gelegenheit und beschnüffelte Mollys Schritt. »Netter Hund«, sagte sie. »War er in einem früheren Leben mal Produzent von B-Movies?«
»Entschuldigung.« Gabe packte Skinner am Halsband und zerrte ihn weg.
Molly faltete ihre Geldscheine zusammen und steckte sie in den Bund ihrer Gymnastikhose. »Hey, Sie sind doch der Biologe, oder?«
» Höchstpersönlich.«
»Wieviel Gramm Protein hat eine Kellerassel?«
»Was?«
»Eine Kellerassel. Sie wissen schon, Mopskäfer, Murmelkäfer - grau, viele Beine, rollen sich zusammen und sterben, sonst zu nichts weiter nützlich.«
»Klar, ich weiß, was eine Kellerassel ist.«
»Wieviel Gramm Protein hat eine?
»Ich hab keine Ahnung.«
»Könnten Sie das rauskriegen?«
»Ich nehme schon an.«
»Prima«, sagte Molly. »Ich rufe Sie an.«
»Okay.«
»Bye.« Molly rubbelte Skinners Ohren und ging davon.
Einen Augenblick lang stand Gabe einfach nur da - es war das erste Mal in sechsunddreißig Stunden, daß er von seiner Forschungsarbeit abgelenkt worden war. »Was zum Teufel?«
Skinner wedelte mit dem Schwanz. »Gehen wir endlich was essen.«
DR. VAL
Val Riordan schaute zu, wie sich die schlaksige Gestalt des Constable quer durch das Restaurant auf sie zu bewegte. Im Augenblick stand ihr der Sinn überhaupt nicht nach dienstlichen Angelegenheiten, das war schließlich auch der Grund gewesen, weshalb sie überhaupt hergekommen war - das und die Tatsache, daß sie keine Lust hatte, ihrer Assistentin Chloe mit ihrer neuentdeckten Nymphomanie entgegenzutreten. Was die Lektüre von Fachzeitschriften anging, so hatte sie Monate, ja sogar Jahre nachzuarbeiten, und so hatte sie einen Aktenkoffer damit vollgepackt, in der Hoffnung, wenigstens ein paar davon querlesen zu können, während sie vor ihren ersten Terminen noch eine Tasse Kaffee trank. Und so versuche sie sich nun hinter einer Ausgabe von Alle Macht den Drogen - Amerikanische Fachzeitschrift für psychopharmakologische Praxis im Klinikbereich zu verstecken, doch der Constable setzte seinen Weg unbeirrt fort.
»Dr. Riordan, haben Sie mal eine Minute Zeit?« »Warum nicht.« Sie deutete auf den Stuhl ihr gegenüber. Theo setzte sich und kam ohne Umschweife direkt zum Thema. »Sind Sie sicher, daß Bess Leander nie irgendwelche Probleme in ihrer Ehe erwähnt hat? Streitereien? Daß Joseph öfter länger weggeblieben ist? Irgendwas in der Richtung?«
»Ich habe
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