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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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interessiert Sie das ja auch«, sagte Gabe. Er glitt auf einen der freien Stühle und schob den Laptop vor Val hin. »Schauen Sie sich das an.« Wie so viele Wissenschaftler war Gabe mit völliger Ignoranz in bezug auf die Tatsache geschlagen, daß Forschungsarbeit den meisten Menschen schnurzpiepegal war, solange man ihnen den Wert derselben nicht in Heller und Pfennig vorrechnete.
    »Grüne Punkte?« sagte Val.
    »Nein, das sind Ratten.«
    »Komisch. Sie sehen aus wie grüne Punkte.«
    »Das ist eine topographische Karte von Pine Cove. Und das hier sind meine markierten Ratten. Betrachten Sie die Divergenz. Sehen Sie diese zehn hier, die sich vorletzte Nacht nicht dem Zug der anderen angeschlossen haben?«
    Val schaute Theo hilfesuchend an.
    »Gabe pflanzt Ratten Mikrochips ein und verfolgt sie dann«, sagte Theo.
    »Das ist nur eine von den Sachen, die ich mache. Die meiste Zeit verbringe ich damit, Kadaver am Strand zu zählen.«
    »Was für eine faszinierende Arbeit«, sagte Val, ohne sich die geringste Mühe zu geben, ihre Verachtung zu verbergen.
    »Ja, spitzenmäßig«, sagte Gabe und wandte sich an Theo: »Jedenfalls, diese zehn hier sind nicht mit den anderen mitgezogen.«
    »Hast du schon erzählt. Du hast gemeint, es wäre möglich, daß sie tot sind.«
    »Sind sie aber nicht. Zumindest die sechs, die ich gefunden habe, waren nicht tot. Was sie aufgehalten hat, war nicht der Tod, sondern Sex.«
    »Was?«
    »Ich habe zwanzig Exemplare aus der Gruppe, die weggezogen sind, lebend gefangen. Die aus der anderen Gruppe brauchte ich gar nicht zu fangen. Es waren drei Pärchen, und sie waren allesamt mitten beim Geschlechtsverkehr.«
    »Weshalb haben sich die anderen aus dem Staub gemacht?«
    »Keine Ahnung.«
    »Aber diese hier, waren dabei, ähm, sich zu paaren?«
    »Eins der Pärchen habe ich eine Stunde lang beobachtet. Sie haben es hundertsiebzehnmal gemacht.«
    »In einer Stunde? So was können Ratten?«
    »Können können sie's. Aber sie tun's nicht.«
    »Aber du hast gesagt, sie haben's getan.«
    »Es ist eine Anomalie. Allerdings bei allen drei Pärchen. Eines der Weibchen ist wohl im Verlauf des Ganzen gestorben, aber das Männchen hat sich davon nicht beirren lassen und war noch immer munter dabei, als ich es gefunden habe.«
    Theos Gesicht war zerfurcht von Falten. Es kostete ihn offensichtlich große Mühe, sich einen Reim darauf zu machen, was zum Teufel Gabe ihm eigentlich mitteilen wollte und warum er es ausgerechnet ihm erzählte. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Gabe. »Ich weiß nicht, warum eine Massenflucht stattgefunden hat, und ich weiß genausowenig, weshalb die kleinere Gruppe an Ort und Stelle geblieben ist und kopuliert hat.«
    »Nun denn, danke, daß du das mit uns geteilt hast.«
    »Sex und fressen«, sagte Gabe.
    »Vielleicht solltest du was essen, Gabe.« Theo winkte nach der Kellnerin.
    »Was wollen Sie damit sagen?« fragte Val. »Sex und fressen?«
    »Unser gesamtes Verhalten ist darauf ausgerichtet, in den Genuß von Nahrung und Sex zu kommen«, sagte Gabe.
    »Freud läßt grüßen.«
    »Nein, eher Darwin.«
    Val lehnte sich vor, und für einen Augenblick umwehte ein Hauch ihres Parfüms Gabes Nase. Es machte fast den Eindruck, als sei sie wirklich interessiert. »Wie können Sie so was behaupten? Das Verhalten von Lebewesen ist wesentlich komplexer.«
    »Finden Sie?«
    »Ich weiß es. Und was immer das sein mag, diese Funk-Ratten-Studie, die Sie da betreiben, ist der beste Beweis.« Sie drehte den Bildschirm des Laptop so, daß sie ihn alle sehen konnten. »Sie haben sechs Ratten, die Sex treiben, doch wenn ich es richtig verstanden habe, haben Sie, na ja, jede Menge Ratten, die sich plötzlich aus dem Staub gemacht haben - ohne jeglichen Grund. Hab ich recht?«
    »Es hat einen Grund gegeben, nur kenne ich ihn bis jetzt noch nicht.«
    »Aber es war nicht das Fressen, und ganz offensichtlich war es auch nicht Sex.«
    »Das weiß ich noch nicht. Ich vermute, daß sie vielleicht gewalttätigen Fernsehprogrammen ausgesetzt waren.«
    Theo lehnte sich zurück und beschränkte sich darauf, den Anblick zweier Menschen zu genießen, die zusammen drei Jahrzehnte Bildung auf dem Buckel hatten und sich nun voreinander aufplusterten wie Rabauken auf dem Schulhof.
    »Ich bin Psychiater, nicht Psychologe. Unsere Fachrichtung ist in den letzten dreißig Jahren immer mehr dazu übergegangen, physiologische Ursachen für das Verhalten verantwortlich zu machen, oder

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